Lobenberg: Moulin à Vent ist wahrscheinlich der lagerfähigste Cru im Beaujolais. Der Name dieser Einzellage kommt vom nordischen Gott Thor, ein Powerwein auf steinigem Untergrund eben. Granitboden, Südexposition, Power, Langlebigkeit. Tiefe und reiche Weine kommen aus diesen speziellen Lagen. Preislich völlig unter Wert geschlagen, denn ein guter Moulin à Vent ist locker im Mittelfeld der Premier Cru des Burgunds anzusiedeln. Die Weine können viele Jahrzehnte lagern und verbessern sich dabei. Ganz häufig habe ich Vergleichsproben gemacht mit 30 bis 40 Jahre alten Beaujolais Cru, die locker im Bereich von viel höher klassifizierten Burgundern mithalten konnten. Moulin à Vent hat im Gegensatz zu vielen anderen Crus auch eben sehr viel Muskeln, sehr viel Power. Die Tannine sind üppig, aber sie sind natürlich reif und weich, wenn gut gearbeitet wird. Die Parzelle des Château des Jacques grenzt an den Lieu-dit La Rochelle an, wo auch Jean-Marie Chermette arbeitet. Es ist ein sanfter Südhang, immer der erste Weinberg, der gelesen wird. Ein absolutes Topterroir. Nach dem kühlen, schlanken, eher feinen Oldschool 2021 kommt 2022 wieder als aromatischer Blockbuster an. Reicher, dichter, kraftvoller und schiebender, eine Verbindung von 2020 und 2019. Sehr konzentrierte, üppig verdichtete schwarzblaue Waldbeerenfrucht, Brombeere, Maulbeere, geflämmter Thymian, Holunder und Garrigues. Auch feine Lakritze dahinter, die sich in Tateinheit mit der Blaubeere im Mund noch verstärkt. Ein Supercharmeur mit viel Druck und Fleisch in der Mitte, nicht so rotfruchtig-frisch wie 2021, sondern viel mittig-schiebender, kommt richtig mit Dampf und Nachdruck in den Mund. Aber selbstverständlich ist es Gamay. Niemals in der Jugend zu verwechseln mit einem Pinot Noir und auch nicht mit Grenache, auch wenn 2022 wie auch 18, 19 und 20 durchaus Anklänge an den südlichen Nachbarn Rhône hat. Erst nach Jahrzehnten nähern sich Gamay und Pinot Noir eigentlich immer wieder an, wenn die opulente Fruchtphase der Gamay vorüber geht. Ein berauschend schöner Moulin à Vent. Fast dramatisch in seiner Ausdruckskraft. Viel frische Zwetschge, Cassis und Veilchen. Etwas schwarzer Pfeffer dabei, leichte Schärfe, Piment. Ein generöser Wein. 94-96/100