Weninger: Blaufränkisch Ofen (ehemals Kalkofen) 2020

Lobenberg: Das ist der ehemalige Kalkofen, der nun einfach nur noch Ofen heißt, da er als unfiltrierter Landwein gefüllt wird und den Lagennamen deshalb nicht mehr offiziell tragen darf. Den Weinberg hat Franz Weningers Vater gepflanzt, schon damals mit der Intention einen Blaufränkisch von im Mittelburgenland extrem seltenen Kalkböden zu haben. Im nördlichen Burgenland gibt es das häufiger, hier unten allerdings nahezu gar nicht. Auf dieser Südlage gedeihen Pinot Noir und Blaufränkisch perfekt, der Boden ist kalkhaltig und heißt Eurendsina. Schöner Name auf einem schönen Hang, auf 360 Metern Seehöhe im benachbarten Ritzing. Die lockeren Kalksteine kann die Rebe problemlos, bis zu fünf Meter tief, durchwurzeln. Nur 5 Hektar, ein flacher Südwest-Hang. Geologisch ist das Terroir Kalkschutt aus marin-brackischen Kalksteinen des Mittelmiozän. Alter: 11-16 Millionen Jahre. Ein Großteil der weltbesten Weine kommen bekanntermaßen von Kalksteinböden. Und die Nase bestätigt das im Sturzflug: Immer wieder habe ich hier diese Burgund-Assoziationen. Erinnern Vorjahrgänge häufig etwas an Vosne-Romanée in ihrer dunklen Erhabenheit, ist das hier im 2020er etwas anders. Mehr helle, transparente, rote Beerenfrucht. Himbeere, Sauerkirsche, rote Johannisbeere, nur minimal dunkle Akzente von Schlehe dahinter. Helle Erde, etwas Waldboden, feine Würze. Am Gaumen ebenso feingliedrig, aber mit guter Dichte und Struktur. Wieder transparente, rote Frucht, viel kalkig-salzige Mineralität sorgt für ordentlich Druck. Feinstes Tannin im Wechselspiel mit animierender Säurestruktur, leichte Herbheit von dunkler Schokolade dazu. Grandiose Komplexität, die im pikanten Nachhall endet. Dieser Wein gehört mit in die vordere Reihe der Welt. Das ist begeisternder Stoff! 95-96+/100