Weissburgunder R 2022

Schäfer Fröhlich: Weissburgunder R 2022

VDP

Zum Winzer

95–96
100
2
Weißburgunder 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2038
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
mineralisch
3
Lobenberg: 95–96/100
Parker zu 2021: 94/100
Suckling zu 2021: 94/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Weissburgunder R 2022

95–96
/100

Lobenberg: Der Weißburgunder 'R' kommt aus roten Schiefergestein-Steilllagen. Eine Auslese der kargsten Teile des Weinberg und der ältesten Rebstöcke, also eine Weinbergsselektion. Früher war es meist eine Auswahl der besten Trauben, aber jetzt ist es wirklich eine Auswahl nur der ältesten Rebstöcke. Ganztraubeneinmaischung und lange Maischestandzeit, dann Abpressen der Trauben, reine Spontanvergärung, überwiegend in 500 Liter-Tonneaux. Verbleib auf der Hefe bis zum Sommer. Keine BSA, um die Lebendigkeit zu erhalten und um nicht zu breit zu werden. Rebalter über 45 Jahre, der Rebberg gehört zum Stromberg, hat aber einen etwas weniger steilen Talkesselbereich. Leichte Filtration, da kein BSA geschieht. In der Nase kommt ein leichter Anflug von flintiger Reduktion, da muss man sich schon mächtig ins Zeug legen, um das beim Weißburgunder zu holen. Da braucht man die Trauben aus den kargsten Steilstücken. Minimale Erträge, dadurch bekommt er eine schöne Dichte. In dieser keine-Malo-Stilistik hat er dazu aber eben auch gewaltig viel Zug und eine feine Säurefrische, die das Holz wegfräst und die Konzentration elegant und geschliffen wirken lässt. Wahnsinnig salzig im Mittelmund, man schmeckt die kargen Lagen. Ein wunderbares phenolisch-mineralisches Spiel. Dennoch hat er eine schöne Cremigkeit von der Standzeit und dem sehr feinen Holz. 2022 sind die Burgunder richtig gut geraten an der Nahe, das war bei Dönnhoff und Schönlebers auch schon so. 95-96/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

94
/100

Parker zu 2021 über: Weissburgunder R

-- Parker zu 2021: From the oldest vines in the steepest and rockiest part of the Stromberg, so grown on red slate, the 2021 Weisser Burgunder 'R' trocken offers a clear, deep and intense, flinty and somewhat untamed bouquet of crushed slate and bright but discreet and elegant fruit. Fermented longer than the other Pinots due to natural yeasts and racked two times before the unfiltered bottling, this is a very fine and elegant, even juicy, lush and delicate but substantial Pinot Blanc with fine tannins intermingled with salty minerals and ripe, refined and elegant acidity. It has a very good, intense, aromatic and mouth-filling finish. When I tasted this in late July, it was scheduled to be bottled in the next few weeks, just after the Riesling GGs. Tasted at the domaine in July 2022. To be released in September this year. 94/100

94
/100

Suckling zu 2021 über: Weissburgunder R

-- Suckling zu 2021: Deep nose of fresh chestnut, hazelnut and toasted baguette with a touch of flint. Both powerful and racy, with a serious tannin structure, but also excellent mineral freshness. So much energy at the long and focused wet-stone finish. Should mature very well in the bottle for a decade or more. From organically grown grapes with Fair'n Green certification. Drinkable now, but best from 2023. 94/100

Mein Winzer

Schäfer Fröhlich

Seit 1800 betreiben Fröhlichs Weinbau an der Nahe. Tim Fröhlich bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie das 16 Hektar große Weingut. Die Lagen mit ihren unterschiedlichen Gesteinsböden bilden das Fundament für unverwechselbare, authentische Rieslinge.

Weissburgunder R 2022