Riesling Felsenberg Großes Gewächs 2022

Schäfer Fröhlich: Riesling Felsenberg Großes Gewächs 2022

VDP

Limitiert

Zum Winzer

96–99
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2052
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
mineralisch
3
Lobenberg: 96–99/100
Lobenberg in Wiesbaden: 97–98/100
Suckling: 95/100
Falstaff: 95/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Felsenberg Großes Gewächs 2022

96–99
/100

Lobenberg: Tim Fröhlich will einfach keine weichen Trauben während der Ernte, er sucht immer die leicht grünlichen Nuancen bei voller Reife. Der Schlüssel war der Ertrag in diesem Jahr, er musste niedrig sein. Alte Reben, tiefe Wurzeln und kleine Beeren, dann war die Dichte und Kraft da. Der Felsenberg war der am frühsten geerntete Plot der GGs, um die Säure zu erhalten, weil es schon auch ein warmes Terroir ist. Der Duft des Felsenberg ist faszinierend, karg und steinig. Riecht nach einer staubigen Geröllhalde, dann kommt eine ganz zarte gelbgrüne Frucht, grüne Quitte, Limettenzeste, herbe Gartenkräuter und getrocknete Blüten. Aber im Kern bleibt das eine Gesteinswolke, die über dem Glas hängt. Im Felsenberg, der in diesem engen Tal liegt, ziemlich nah am Fluss, gibt es immer viel Nebel und Morgentau auf den Beeren. Daher reift es auch schneller und muss präziser und schneller geerntet werden laut Tim, um diesen Stil zu erreichen, den er sucht. Und dann kommt der Mund – und man wird fast aus der Kurve getragen. Berauschend pikant, staubig-steinig, im Antrunk auf kühler, vibrierender Salzigkeit laufend, extrem präzise und fokussiert, aber so krachend intensiv und knochentrocken. Das ist schon ein brachialer Gesteinshammer, aber er hat diese schiebende, würzig-warme Steinigkeit, die sich durch den kraftvoll-vulkanischen Nachhall zieht. Wow, was für eine Pikanz, was für eine Dramatik. Der Stoff zieht wie eine Lokomotive, unbeirrt geradeaus. 96-99/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

97–98
/100

Lobenberg in Wiesbaden über: Riesling Felsenberg Großes Gewächs

-- Lobenberg in Wiesbaden: Tim Fröhlichs Felsenberg ist sicher ein großer Wein, dennoch ist das Bessere der Feind des Guten, und so ist dieses GG auf höchstem Niveau bei Tim gegen Dönnhoffs Felsenberg für mich minimal im Hintertreffen. Dönnhoff ist karger und mineralischer, seine Lage ist oben im Berg. Alles passt aber bei Tim, die Reduktion spiel mit purem Felsgestein, die Saftigkeit der in der Nähe der Kupfergrube gelegenen Weinberge ist famos. Und diese typische Tim Reduktion und Sponti-Touch lässt ihn eben in dieser anderen Art mit Dönnhoff konkurrieren, mancher zieht ihn dann doch vor. 97-98/100

95
/100

Suckling über: Riesling Felsenberg Großes Gewächs

-- Suckling: Stacks of smoky minerality on the sleek, yet compact and well-structured palate. Also excellent citrus ripeness that easily carries the vibrant grapefruit acidity. Long, super-clean finish. Drink or hold. 95/100

95
/100

Falstaff über: Riesling Felsenberg Großes Gewächs

-- Falstaff: Brenzlige Aromen dominieren im Duft, etwas Zitrusfrucht. Im Mund kompakt und markant kernig gebaut, alle Komponenten sind jedoch reif, selbst die saftige Säure spielt nur ein klein wenig mit Grünlichkeit, was gut mit einer Schicht von Terpenöligkeit kontrastiert. 95/100

Mein Winzer

Schäfer Fröhlich

Seit 1800 betreiben Fröhlichs Weinbau an der Nahe. Tim Fröhlich bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie das 16 Hektar große Weingut. Die Lagen mit ihren unterschiedlichen Gesteinsböden bilden das Fundament für unverwechselbare, authentische Rieslinge.

Riesling Felsenberg Großes Gewächs 2022