Riesling Kestener Paulinshofberg Großes Gewächs 2022

Fritz Haag: Riesling Kestener Paulinshofberg Großes Gewächs 2022

VDP

Zum Winzer

96–97+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2055
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 96–97+/100
Lobenberg in Wiesbaden: 97–98/100
Suckling: 94/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Kestener Paulinshofberg Großes Gewächs 2022

96–97+
/100

Lobenberg: Der Paulinshofberg liegt in Kesten an der Mosel, eine Fortsetzung der Brauneberger Juffer Moselaufwärts, uralte Reben mit etwas mehr Ostausrichtung, also eher kühler. Hat aber einen etwas brauneren, tieferen, kräftigeren Schieferboden. Also ordentlich Power aus dem Boden. Aus diesem Bereich absoluter Steillagen erzeugt Oliver Haag schon recht lange die besten Weine seines Gutsweins. Erstmals mit 2019 hat er die besten Parzellen und die ältesten Reben aus dieser Großen Lage separiert zu einem neuen Großen Gewächs. Die Besonderheit ist nicht nur das Lehm-tonige-Schiefer-Terroir, sondern auch das Alter der Reben in Einzelpfahlerziehung, und vor allem auch die Frische und die Kühle der teilweise östlicheren Exposition. Die Reben stehen auf tiefem, eher feuchtem Schiefer. Es ist eine Art lehmhaltiger Grauschiefer und ein Einschnitt im Berg, aber in direkter Nachbarschaft zur Brauneberger Juffer. Eine Süd-Südost Ausrichtung. In warmen Jahrgängen ist das ein sehr guter Weinberg, der seinen GG-Status locker rechtfertigt. Die Nase ist dunkelwürzig und schwarzbeerig, schwarzer Sesam, frischer schwarzer Pfeffer. Die erdige Würze ist wirklich das, was diesen Wein ausmacht. Zart salzig an den Zungenrändern, mit sehr feiner Struktur, animierend und mundwässernd, fast kreidig hintenraus. Den Paulinshofberg kann man oft mit Chablis vergleichen, auch wenn er erdiger als Chablis ist. Aber dieses kristalline, strahlende, straffe geht schon klar in diese Richtung. Das ist schon extrem stark! 96-97+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

97–98
/100

Lobenberg in Wiesbaden über: Riesling Kestener Paulinshofberg Großes Gewächs

-- Lobenberg in Wiesbaden: Oliver Haags Paulinshofberg GG ist so ganz anders. Mehr Apfel, weniger Stein, etwas mehr Zitrusfrucht, aber jahrgangsbedingt auch trotz intensiver Frische nicht aggressiv in der Zitrusfrucht, eher Granny Smith in der Säure. Lecker, wenn auch für mich 2022 klar hinter der Sonnenuhr. Aber stimmig und balanciert! 97-98/100

94
/100

Suckling über: Riesling Kestener Paulinshofberg Großes Gewächs

-- Suckling: Wonderfully fine floral nose with a note that reminds me of a garden after summer rain. Ripe and generous, but also graceful and silky, this is a stunning 2022 Mosel GG. Fascinating red berry and oolong tea character at the long precise finish. Drink or hold. 94/100

Mein Winzer

Fritz Haag

Gelegen an der wunderschönen Mittelmosel wird hier in besten Lagen ausschließlich Riesling auf Schieferböden angebaut. Und das bereits seit dem 15 Jahrhundert im Familienbesitz! Im Weingut Fritz Haag entstehen jedes Jahr aufs neue absolute Spitzenweine, die sich in die Reihen der legendärsten...

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