Vietti: Langhe Nebbiolo Perbacco 2022

Vietti: Langhe Nebbiolo Perbacco 2022

Nebbiolo 100%
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2035
strukturiert
seidig & aromatisch
Lobenberg: 94/100
Parker: 93/100
Italien, Piemont
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Langhe Nebbiolo Perbacco 2022

94
/100

Lobenberg: Zweijähriger Ausbau in einer Mischung aus überwiegend großen slawonischen Botti und auch 225 Liter fassenden, gebrauchten Barriques. Ausgangslage sind 42 Barolo- und 9 Barbaresco-Parzellen. Der Zugriff auf diese Vielfalt an Terroirs ist die große Stärke von Vietti. Die zarter und sanfter strukturierten Weine machen es in den Perbacco, der Rest geht jeweils in den Barbaresco oder Barolo Castiglione des Weinguts. Perbacco ist also ein klassischer Zweitwein, aber eben mit extrem hohem Qualitätsanspruch. Die finale Selektion wird erst nach 15 monatigem Fassausbau getroffen. Elegant leuchtendes Rubinrot. Die Nase strotzt mit knackig reifen roten Kirschen, Himbeeren und Johannisbeeren. Die duftenden Rosenblüten und schwebende Veilchen-Aromen vibrieren mit zarter brauner Würze aus dem Glas. Im Mund ist der Wein dieses Jahr wollüstig und druckvoll schiebend. Kirschen in allen Formen und Farben rollen reif und saftig über die Zunge, mit feinen griffigen Tanninen im Schlepptau, die sich im Anschluss auch die Zunge legen. Ein sehr selbstbewusster Nebbiolo aus gutem Hause, der sich mit dem ein oder anderen Barolo locker messen kann! Hagebutten, Rosenblüten und die salzige, kalkige Mineralität des Weines bleiben im Nachhall im Mund. Hier packt der Wein nach dem Schlucken auch unendlich viel Würze aus. Weißer Pfeffer, weiße Lakritz und braune Gewürze. Ein klassischer und aromatisch enorm schöner, zugleich auch zugänglicher Nebbiolo. In seinem Preisbereich ist Perbacco jedes Jahr erneut eine kleine Sensation!

Jahrgangsbericht

2022 war in ganz Europa ein von Hitze und Trockenheit geprägter Jahrgang. Im Piemont fiel bereits im Winter 2021 kaum Schnee, und es regnete lediglich im Mai und dann wieder im August in sehr kleinen Mengen, was ein wenig zur Erleichterung der Reben beitrug. Vom Austrieb bis zur Lese verlief die Wachstumsperiode ungefähr zwei bis drei Wochen früher als im Durchschnitt. Dieses Jahr war also von extremem Wetter gezeichnet, aber glücklicherweise war es sehr regelmäßig und konstant heiß und trocken – vom Austrieb bis zur Weinlese während des »Indian Summer« – und es gab keine Hitzespitzen. Da die Trockenheit nicht plötzlich eintrat, bildeten die Reben dementsprechend kleinere Blätter und weniger Trauben aus. Vielleicht kamen sie deshalb so erstaunlich gut mit diesen erschwerten Bedingungen klar, weil sie sich seit dem Frühling langsam an diese Situation »gewöhnen« konnten.2022 kann unmöglich generalisiert werden, und jeder Wein verdient es, einzeln betrachtet zu werden. Die etwas kühleren Höhenlagen im Piemont sind häufig auch von durchlässigeren Böden geprägt und dieses Jahr aufgrund der Trockenheit deshalb nicht automatisch besser. So sind 2022 ton- und lehmhaltige Böden mit besserem Wasserhaltevermögen deutlich vorteilhafter als sandigere. Die sonst »besten« Cru-Lagen zeichnen sich durch ihre besonders »perfekte« Ausrichtung zur Sonne und somit noch wärmeren Temperaturen aus. Auch das Alter der Reben und die Herangehensweise jedes Weinguts in den Weinbergen konnte einen entscheidenden Unterschied machen. Wurde durch sanftes Entblättern der Sonnenschutz gewährleistet und die Böden nicht unnötig durch Pflügen geöffnet, was zum stärkeren Verdunsten von Wasser führt, hatten es die Reben bedeutend leichter. Aufgrund der Trockenheit bestand kein Krankheitsdruck, es gab weder Pilzkrankheiten noch Fäulnis, was die Arbeit während der Wachstumsperiode auch erleichterte. In Summe brachten die berühmtesten Lagen 2022 nicht automatisch die besten Weine hervor, wohl aber die kühleren und lehmigeren Böden mit gutem Wasserspeicher der »alten« Terroirs aus Castiglione, Serralunga und Monforte d’Alba, teilweise auch Verduno. 2022 ist laut Aussage von Luca Currado-Vietti vom qualitativen Potenzial her riesig, im Ergebnis aber wegen zweier fehlender Regenschauer im August und September und zwei Grad zu hoher Spitzentemperatur haarscharf unterhalb eines Jahrhundertjahrgangs hängen geblieben. Die Winzer, die viel Zeit in die Weinberge investierten und zudem bereits vor oder bei der Lese gnadenlos aussortiert haben, brachten die beeindruckendsten Weine hervor. Was nicht perfekt oder gar vertrocknet war, gelangte gar nicht erst in den Gärtank. Im Durchschnitt bedeutet das 15 bis 40 Prozent kleine Erträge gesunder und konzentrierter Trauben. Im Keller musste aufgrund des höheren Verhältnisses von Traubenschalen zum Saft sanft extrahiert werden; der Ausbau erfolgte oft ein paar Monate kürzer als sonst und somit etwas reduktiver, um die Frische der Weine zu bewahren.Der Jahrgang 2022 hat einen wunderbaren »Überraschungseffekt«, denn wer überreife Weine erwartet hat, wird das Gegenteil im Glas finden! Die Trockenheit bremste. Aber seit im Jahrgang 2003 ebenfalls Hitze auf Trockenheit traf, haben die Winzer viel dazu gelernt. Was bereits bei den Bordeaux Primeur Proben des Jahrgangs 2022 deutlich wurde, stimmt auch im Piemont: In der Spitze kann 2022 enorm was! Die Weine sind so konzentriert wie 2017, aber mit deutlich mehr Frische ausgestattet. Aromatisch sind sie herrlich intensiv und bereit, eine unwiderstehliche Performance abzuliefern. Die Struktur der Tannine hängt dabei von den oben genannten Faktoren ab. Es gibt strukturiertere Weine, die aber durch ihre Fruchtbalance dennoch meist durchaus harmonisch sind. Ich versichere, dass mit Offenheit ausgestattete Nebbiolo-Liebhaber dieses Jahr mit der ein oder anderen Neuentdeckung belohnt werden, denn 2022 gibt es durchaus viele hervorragende und gar überragende Weine im Piemont, auch wenn 2021 sicher über alle Regionen gesehen harmonischer und gleichmäßiger in seiner Weltklasse rüberkam.

93
/100

Parker über: Langhe Nebbiolo Perbacco

-- Parker: Some fruit from Roncaglie goes into this wine, along with tidbits from other scattered Barolo vineyards. Aged for two years in large oak barrel, the Vietti 2022 Langhe Nebbiolo Perbacco is not too far off from tasting and smelling like a full-fledged Barbaresco, or even a Barolo for that matter, since it does technically have the DNA of both. The fruit is delivered with fresh, vertical intensity, and the wine's texture is firm and tensile. I like this vintage more than I thought I would.

Mein Winzer

Vietti

Die Familie Vietti erzeugt Wein seit vier Generationen in Castglione Falletto im Herzen des Anbaugebiets Barolo. Seit 1957 war der 2012 verstorbene Alfredo Currado für den Ausbau der Weine verantwortlich, schon 1961 begann er die großen Lagen separat zu vinifizieren. Vietti war es vorbehalten, den...

Langhe Nebbiolo Perbacco 2022