Lobenberg: Das Weingut Shafer hat in Sachen Merlot eine längere Pause eingelegt – 2014 gab es den bis dato letzten als »Merlot« abgefüllten Wein. Auch aus den anderen Weinen des Weinguts, wie dem One Point Five und TD-9, ist die Rebsorte Merlot inzwischen größtenteils verschwunden. Mit dem gefeierten Jahrgang 2023 legt Winemaker Elias Fernandez einen Neustart hin und sorgt damit für ein Merlot-Revival! Die Trauben dieses Weins stammen aus der Yountville AVA, wo die Merlot-Weinberge von Shafer auf den südlichen Ausläufern der zerklüfteten Vaca Mountains neben einigen anderen Toplagen des Weinguts stehen. Der 18-monatige Ausbau erfolgt in neuen französischen Fässern aus Allier und Tronçais Eiche. Tiefes, leuchtendes Rubinrot mit Violett und dunkel eingefärbten Tränen am Glasrand. Die Nase ist ein mit reifen, frisch gepflückten Waldbeeren prall gefüllter Korb – die Aromen gehen in die dunkle Richtung, also hauptsächlich Brombeeren, Maulbeeren und Heidelbeeren, darunter liegen saftig süße Schwarzkirschen, erfrischende, dezent saure Hibiskusblüte und samtige florale Noten von duftendem Lavendel und Veilchen. Kurz nach dem Öffnen auch noch etwas Minze, die sich allerdings mit etwas Zeit im Glas verflüchtigt. Salzlakritz, braune Gewürze wie Muskatnuss, Nelken, ein Hauch Zimt und etwas Vanille verraten den Ausbau im neuen Holzfass. Die warmen, erdigen Noten von gebranntem Ton sowie ein Hauch rostiges Eisen und Kalkstein runden die opulent schiebende, komprimierte, dichte Nase mit Charakter ab. Ich probiere den jungen Wein im September 2025, kurz nach seinem Release. Obwohl die Nase bereits viel dichte Frucht verspricht, überrascht mich diese massive Saftigkeit auf der Zunge beim ersten Schluck geradezu. Konzentrierte, saftige, reife Blaubeeren mit zartbitterer Schokolade, Kirschkompott, Cherry Pie und Stielkirschen knistern auf der Zunge. Die vielen jugendlichen Tannine sind momentan noch griffig, sie sind zugleich auch reif und geschliffen und werden mit ein paar Jahren Flaschenreife noch harmonischer in den Wein integriert. In Schokolade getauchte Kirsche mit Sahne kommt mir in den Sinn – eine Schwarzwälder Kirsch in Weinform. Der Wein ist ebenso mächtig und opulent – es ist ein Wein zum Teilen, am liebsten mit zwei bis drei Liebhabern eines monumentalen Napa Merlot! Bestenfalls wird er mit reichhaltigen Schmorgerichten oder Gegrilltem serviert. Dicht, schiebend und doch in harmonischer Balance – ein fast fetter Spaßmacher mit toller Mineralik.