Salwey: Grauburgunder Eichberg Großes Gewächs 2022

Salwey: Grauburgunder Eichberg Großes Gewächs 2022

VDP

Zum Winzer

Grauburgunder 100%
weiß, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2047
mineralisch
voll & rund
frische Säure
Lobenberg: 96–97+/100
Parker: 94+/100
Decanter: 96/100
Deutschland, Baden
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Grauburgunder Eichberg Großes Gewächs 2022

96–97+
/100

Lobenberg: Auch die GGs werden immer recht früh gelesen bei Salwey, aber nicht mehr ganz so extrem früh wie früher. Es hat schon eine gewisse Dichte und Reife, soll aber maximal frisch reinkommen, gerade so an der Kante, das ist es, was Konrad Salwey sucht. Der Eichberg ist ein Lavarücken mit etwas Vulkanasche darauf, einige Millionen Jahre jünger als der Henkenberg. Es ist die wärmste Lage hier im Portfolio bei Salwey. Sehr langer Holzausbau in mittelgroßen und größeren Holzfässern, anschließen auch noch etwas Flaschenlager. Sehr spannende Nase, unglaublich komplex und vielschichtig. Warme Gesteinsnoten, Fenchelgrün, weißer Tee, blonder Tabak, sogar leichte Kümmel-Anklänge, Marille, Apfelschale und Quitte. Der Mund behält trotz seines enormen Spannungsbogens diesen badischen Delikatessenfaktor, diesen feinen, hellgelben Schmelz, der auf der Zunge lange dahingleitet. Feines Salz an den Zungenrändern, sehr mineralisch und ausdrucksstark. Konrad Salwey ist mit HP Ziereisen zusammen der Meister der großen Grauburgunder, weil sie nicht über beeindruckende Üppigkeit und Fett, sondern über Struktur und Mineralität kommen, aber eben trotzdem keine kargen, sondern kraftvolle, tiefe Weine machen. Eine Kunst!

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

94+
/100

Parker über: Grauburgunder Eichberg Großes Gewächs

-- Parker: The 2022 Grauburgunder Eichberg GG is from an exposed cone of black volcanic ash and dark, porous tuff rock. Salwey's Pinots (Gris and Noir) are east-facing and thus protected from the scorching afternoon heat of the Kaiserstuhl. From deep-rooted old vines on small terraces and with small berries, the 2022 shows an intense, almost golden color and a correspondingly aromatic as well as elegant nose with lush, ripe, well-concentrated stone fruit aromas intertwined with delicate sur lie notes. All the generosity of the site is represented on the palate, less so in terms of alcohol and power, but with perfect tannin ripeness and acidity finesse. The finish starts aromatic and even fruity, but luckily, the terroir catches up and intermingles the elegant and balanced fruit with a chalky and saline layer of crushed rocks. This is a very fine and distinctive Pinot Gris that is one of Germany's most beautiful ones. Natural cork. Tasted in October 2025.

96
/100

Decanter über: Grauburgunder Eichberg Großes Gewächs

-- Decanter: Pinot Gris may be everyone’s darling in its simplest form. Not this wine from Salwey, though. It is different, challenging and exciting. The hint of onion colour and phenolic grip suggests longer skin contact, and extended lees ageing explains the creaminess. The juicy fruit evokes apple, pear, grape, and mango, so dense that individual impressions can no longer be dissected. The black volcanic ash soil provides depth and a thrilling arc of tension that ends in a long finish. A really strong piece.

Mein Winzer

Salwey

Konrad Salwey hat auf seinem Familienweingut in Oberrotweil am Kaiserstuhl neben Friedrich Keller sicher die spannendste Entwicklung der letzten Jahre hinter sich. Salweys Weine bersten vor Spannung… und das ist am Kaiserstuhl eine Leistung.

Grauburgunder Eichberg Großes Gewächs 2022