Rudolf May: Silvaner Rothlauf Großes Gewächs 2024

Rudolf May: Silvaner Rothlauf Großes Gewächs 2024

BIO

VDP

Zum Winzer

97–98+
100
2
Silvaner 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2044
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
exotisch & aromatisch
3
Lobenberg: 97–98+/100
Suckling zu 2023: 98/100
6
Deutschland, Franken
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation, Zutaten, Nährwertangaben
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Silvaner Rothlauf Großes Gewächs 2024

97–98+
/100

Lobenberg: Rothlauf ist eine der Toplagen von May. Der Weinberg ist über 50 Jahre alt und stehen auf Muschelkalk. Durch den harten Frühjahrsfrost und die Peronospora hat der Öko-Betrieb May rund die Hälfte der Ernte verloren. Die übrigen Trauben waren sehr konzentriert, kraftvoll und intensiv. Der Ertrag lag im Rothlauf um die 15 Hektoliter auf dem Hektar, also extrem gering. Die Beeren sind etwas größer als im Himmelspfad, weil es schon mehr Schub vom Boden gibt. Auch die Stöcke sind gewaltig, haben sogar Jancis Robinson schon zutiefst beeindruckt bei ihrem Besuch bei Mays. Rudolf hat den Weinberg in 2009 übernommen. Die Weinbergsarbeit geschieht bei May nach Bioland-Zertifizierung. Der Ausbau zu je einem Drittel im Stückfass aus heimischer Spessart-Eiche mit langem Hefelager, Tonneaux und Betonei. Die Nase zeigt etwas mehr pikante Frucht als die des steinigen Himmelspfad, dennoch wirkt er sehr kühl und ruhig. Wir haben weißen Pfirsich, Orangenabrieb und etwas Grapefruit, eben diese spannende Pikanz und Würze in der Agrumenfrucht. Theoretisch ist der Rothlauf der wärmere Weinberg neben dem Himmelspfad, aber im Grunde werden sie fast immer mehr oder weniger gleichzeitig geerntet. Wow, hat dieser Rothlauf viel Stoff, er ist sehr konzentriert und weist eine atemberaubende innere Dichte auf. Viel grünlich-kräuterige Spannung im Mund, gelbfleischiger Pfirsich, grünes Zigarrendeckblatt, Zitronengras, Bitterlemon, Bergwiesenheu. So viel Stoff, dass man die Augen zusammenkneift, zumindest im Antrunk, dann wird es immer feiner und salziger hintenraus, schiebt über die gesamte Breite der Zunge seine gerbstoffige Mineralität durch. Sehr beeindruckend. Der 2024er hatte durch den Frost zwei Generationen Trauben, die zusammen gelesen wurden, weil sie so nah beinander waren. Dadurch bekommt der Rothlauf einen Spannungsbogen, der von vollreifer, gelber Frucht bis hin zu karger Kräuterigkeit reicht und ihn wahnsinnig komplex werden lässt. Wer Silvaner liebt, sollte stets ein paar gereifte Jahrgänge Rothlauf im Keller haben, denn das ist einer der größten Silvaner Deutschlands.

Jahrgangsbericht

»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!

Verkostungsnotiz
98
/100

Suckling zu 2023 über: Silvaner Rothlauf Großes Gewächs

-- Suckling zu 2023: This amazing dry silvaner is a giant of concentration and aromatic complexity. Although there’s stunning Amalfi lemon fruit, the intensity of the wild herb character is even more extraordinary. Then comes the breathtaking wet-stone brilliance on the incredibly focused, medium-bodied palate. Uplifting freshness and finesse in the extremely long, pristine finish. From organically grown grapes. Drink or hold. Screw cap.

Mein Winzer

Rudolf May

Rudolf May aus dem kleinen Winzerörtchen Retzstadt, nördlich von Würzburg, ist ein ruheloser Geist und als Mensch doch in sich ruhend. Immer auf der Suche nach den kleinen Veränderungen, die seine Arbeit perfektionieren. Aber alles in Einklang mit der Natur – wie seine Bio-Weine.

Silvaner Rothlauf Großes Gewächs 2024