Rudolf May: Silvaner Der Schäfer Erste Lage 2024

Rudolf May: Silvaner Der Schäfer Erste Lage 2024

BIO

VDP

Zum Winzer

94–95+
100
2
Silvaner 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2027–2039
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
3
Lobenberg: 94–95+/100
Suckling zu 2023: 94/100
6
Deutschland, Franken
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Silvaner Der Schäfer Erste Lage 2024

94–95+
/100

Lobenberg: Seit 2016 wird alles biologisch bewirtschaftet, seit 2019 ist May offiziell Naturland zertifiziert. Die Bewirtschaftung ist schon seit vielen Jahren Bio. Die Weinreben sind über 50 Jahre alt, Südsüdost-Exposition. Die Gärung findet im offenen Holzgärständer statt. Der anschließende Ausbau erfolgt in 2024 einem gebrauchten Stückfass aus Spessarteiche von 400-jährigen Bäumen, die Rudolf May mit dem Fassbauer Aßmann und einem Förster der Gemeinde selbst aussuchen konnte. Mehr als 1200 Liter waren nicht drin in 2024. Das Holz ist enorm dicht und feinporig. Der Wein bleibt bis zum ersten Umzug auf der Vollhefe in diesem Fass und verbleibt danach weiter auf der Feinhefe im gebrauchten Holzfass. Diese Holzbegleitung bekommt dem Schäfer ganz besonders, denn ein großer Silvaner kann so erhaben sein wie ein großer Chenin Blanc von der Loire. Durch den harten Frühjahrsfrost und die Peronospora hat der Öko-Betrieb May rund die Hälfte der Ernte verloren. Die übrigen Trauben waren sehr konzentriert, kraftvoll und intensiv. Im Schäfer waren die Trauben sehr reif und es gab auch kaum Mehltau. Sehr dichte, hochintensive Frucht, hellgelb-grünlich, etwas in Richtung Quittenbirne, Limettenzeste, Wermutkraut. Diese steinige, karge Würze in Tateinheit mit der geschliffenen, sublimen Frucht ist schon grandios bei May. Und 2024 hat wirklich Stoff, schiebt richtig über die Dichte und unterschwellige Kraft. Der Silvaner tritt hier in den Hintergrund, es geht um Lagen- und Bodenausdruck. Und Silvaner kann das, genau wie Riesling, hat aber eben eine völlig andere Art. Silvaner ist häufig unterschätzt, obwohl er eben genau das abbilden kann, was sonst keine weiße Rebsorte in Deutschland abbilden kann, das was die großen Chenins von der Loire so perfekt können. Das ist genau die Lücke, die in Deutschland klaffen würde, wenn wir keinen Silvaner hätten. Das ist ein großer Wein, ein eleganter Wein, ein sehr eigenständiger Wein.

Jahrgangsbericht

»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!

Verkostungsnotiz
94
/100

Suckling zu 2023 über: Silvaner Der Schäfer Erste Lage

-- Suckling zu 2023: With its interplay of fresh pineapple, wildflowers and star fruit with a forthright herbal freshness on the very well-structured, medium-bodied palate, this is a remarkable dry silvaner. Very long, compact, chalky finish that is somehow also animating, drawing you back for more. From organically grown grapes. Drink or hold. Screw cap.

Mein Winzer

Rudolf May

Rudolf May aus dem kleinen Winzerörtchen Retzstadt, nördlich von Würzburg, ist ein ruheloser Geist und als Mensch doch in sich ruhend. Immer auf der Suche nach den kleinen Veränderungen, die seine Arbeit perfektionieren. Aber alles in Einklang mit der Natur – wie seine Bio-Weine.

Silvaner Der Schäfer Erste Lage 2024