Rings: Syrah 2022

Rings: Syrah 2022

BIO

VDP

Zum Winzer

Syrah 100%
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2052
pikant & würzig
strukturiert
Lobenberg: 96–97/100
Deutschland, Pfalz
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Syrah 2022

96–97
/100

Lobenberg: Wenn Andi und Steffen Rings einen Syrah auf den Tisch stellen und sagen: »Die großen Syrah der nördlichen Rhone sind unsere Vorbilder«, dann kann oder besser sollte man das absolut ernst nehmen. Es gibt gewisse Benchmarks für bestimmte Rebsorten und für Syrah ist es sicherlich die Nordrhône. Die beiden haben außerdem schon genug Hermitage, Côte-Rotie und Co. getrunken – ordentlich Expertise ist also gegeben. Gleichzeitig sind es Pfälzer Jungs, die ihre Identität auch in ihren Weinen niemals verschleiern würden, so bleibt auch ihr Syrah – selbst mit Blick in Richtung Frankreich – immer ein Wein mit Pfälzer DNA. Bereits 2003 wurde der Weinberg in der Freinsheimer Lage Kreuz, wo auch die gleichnamige Bordeaux-Cuvée wächst, angelegt. 100% französische Genetik auf Kies- und Sandböden. Komplett als Ganztraube vergoren. 2022 war ein recht warmes und damit perfektes Jahr dafür, Trauben und auch Rappen waren perfekt reif. Über 20 Monate zur Hälfte im Beton-Ei, zur Hälfte in Barriques ausgebaut. Keine Schönung, keine Filtration. Schon in der Nase zeigt sich die unheimliche Tiefe. Dunkle Brombeere, Holunder, Cassis, Veilchen, ein Hauch von Lavendel und blühendem Rosmarin. Dann zerstoßener Pfeffer, geräucherter Speck, auch leicht blutiger Touch, Dry Aged Steak, kalte Feuerstelle und Zigarrenkiste. Graphit und etwas Feuerstein. Blind definitiv in Richtung Côte-Rotie – rau, druckvoll, steinig. Die Rappen bringen diesen typischen grünen Nerv, einen leicht wilden Ton, der jedoch perfekt eingebunden bleibt. Ein bisschen erinnert das an gegrillte Jalapeño oder Pimientos de Padrón. Nichts wirkt hart, nichts aufgesetzt. Schwarz, aber nicht laut. Dicht, aber nie schwer. Am Gaumen dann saftig, fast fleischig. Schwarze Beeren, konzentrierte Kirsche, etwas Zwetschge, Oliventapenade, getrocknete Kräuter. Alles bleibt total strukturiert und fokussiert. Die Tannine sind seidig, geschliffen, fast cremig, mit sattem mineralischen Grip im Nachhall. Unter der Frucht spannt sich ein salziger, dunkler Steinbogen, der dem Wein Tiefe und Länge verleiht. Ein leicht animalischer Einschlag begleitet das Ganze, was dem Wein Charakter und Energie gibt, ohne je ins Extreme zu kippen. Was für eine grandiose Balance, was für ein Bilderbuch-Syrah! Inspiriert von der Rhône, aber mit klarer Handschrift aus Freinsheim. Ein Pfälzer Syrah mit Kultpotenzial – absolut stark!

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

Mein Winzer

Rings

Seit 2008 sind die beiden jungen Brüder Steffen und Andreas Rings für das elterliche Weingut verantwortlich. Es folgte ein kometenhafter Aufstieg, ähnlich dem von Kai Schätzel, der 2015 in der VDP-Mitgliedschaft seinen zwischenzeitlichen Höhepunkt fand.

Syrah 2022