Odinstal: Gewürztraminer 350 N.N. 2023

Odinstal: Gewürztraminer 350 N.N. 2023

BIO

VDP

Zum Winzer

Gewürztraminer 100%
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2039
exotisch & aromatisch
niedrige Säure
naturbelassen
Lobenberg: 94+/100
Galloni: 92/100
Deutschland, Pfalz
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Gewürztraminer 350 N.N. 2023

94+
/100

Lobenberg: Der Gewürztraminer stammt wie der Name andeutet von 350 Meter hochgelegenen Weinbergen auf einer waldigen Lichtung über Wachenheim. Penible biodynamische Arbeit, demeter-zertifiziert. Es gibt immer nur extrem wenig von diesem Unikat. Die Trauben werden bewusst früh gelesen, dieser Wein soll nie ins überaromatische gehen. Zur Unterstützung der Aromatik und der Gerbstoffstruktur vergärt Andreas Schumann auch hier immer ein paar ganze Trauben mit. Wer klassischen Gewürztraminer kennt, muss sich von diesem Bild im Kopf verabschieden. Für einen Gewürztraminer wirklich leise und unfruchtig, das mag ich sehr gerne. Natürlich schon mit einer gewissen Intensität, die ist ja unvermeidlich, aber die Frucht ist etwas abgeschmolzen hier, der Lautstärkeregler nicht wie üblich voll aufgedreht. Viel weniger aromatisch, viel feiner, dezenter. Litschi, vollreife Grapefruit, Melonenschale, auch ungewöhnlich deutlich steinige und erdige Noten. Der Mund verblüfft dann ein zweites Mal, weil er so schlank und animierend ist. Feine Säurespur, dann Salz, Kräuter, Gestein, alles fließt kühl und herbsaftig über den Gaumen. Die Gerbstoffe kicken im Finale rein, aber es bleibt an und für sich ein sehr eleganter, ruhiger Vertreter dieser Sorte. Das gefällt mir ausgesprochen gut. Wer macht noch solch einen fokussierten Gewürztraminer, der überraschend kühl und so unikathaft daherkommt? Da fällt einem eigentlich nur der Großmeister aus dem Elsass, Olivier Humbrecht ein, der aber viel mehr Üppigkeit und Aroma mitbringt. Andreas Schumann vom Odinstal macht wohl sicher den coolsten Vertreter dieser Art.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

92
/100

Galloni über: Gewürztraminer 350 N.N.

-- Galloni: The 2023 Gewürztraminer 350 N.N. contained 20% of whole bunches in its whole bunch-pressed ferment. Citrus is foremost on the nose with pithy, zesty lemon, followed by smoky rose petal. This is all subdued and restrained. The palate is far smoother than the nose suggests, with an unusual creaminess reminiscent of chalk. This is properly dry, beautifully fresh and just slightly scented. The finish is long with a touch of orange peel. (Bone-dry)

Mein Winzer

Odinstal

Das Weingut Odinstal ist in jeder Hinsicht sehr besonders. Altehrwürdig thront das Gutshaus auf 350 Metern über Meeresspiegel oberhalb der Stadt Wachenheim und ist damit das höchstgelegene Weingut der Mittelhaardt. Inhaber Thomas Hensel hat es Ende der 90er Jahre erwerben können und seitdem...

Gewürztraminer 350 N.N. 2023