Holger Koch: Pinot Noir *** Selectionswein Großes Gewächs 2023

Holger Koch: Pinot Noir *** Selectionswein Großes Gewächs 2023

Zum Winzer

94–96
100
2
Pinot Noir 100%
5
rot, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2044
Verpackt in: 6er
9
strukturiert
pikant & würzig
seidig & aromatisch
3
Lobenberg: 94–96/100
Jancis Robinson zu 2022: 17,5/20
6
Deutschland, Baden
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Pinot Noir *** Selectionswein Großes Gewächs 2023

94–96
/100

Lobenberg: Das ist die kühlste und höchste Lage. Allerdings auch sehr von der Sonne verwöhnt. Der Unterschied zwischen heißen Tagen und kühlen Nächten ist hier ganz besonders ausgeprägt. Es ist ein französischer Klon aus Selection Massale erzeugt. Komplett spontane Vergärung im Holz, Ausbau im Barrique auf der Hefe. Die Stilistik ist eine Fortsetzung des Herrenstücks. Holger Koch ist einer der wenigen Winzer, der recht früh angefangen hat, konsequent französische Genetik zu pflanzen. Dieser Weinberg wurde 1999 angelegt, also ist jetzt 25 Jahre alt. Diese französischen Klone kommen mit dem neuen Klima deutlich besser zurecht. Es ist ein wunderbar schlanker, frischer und saftiger Wein mit grünblättrigen und kräuterigen Aromen. Viel rote Frucht, das gefällt mir sehr gut, es hat eine feine süße Cranberry, dazu Johannisbeerstrauch, schlanke Herzkirsche, straff und saftig. Das gibt dem Wein eine hohe Frische und viel Energie auf der Zunge. Langer, rotfruchtiger, leicht krautwürziger, kühler Nachhall.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Verkostungsnotiz
17,5
/20

Jancis Robinson zu 2022 über: Pinot Noir *** Selectionswein Großes Gewächs

-- Jancis Robinson zu 2022: Much flashier than the Herrenstück and satisfying. This would cut a dash, whoever tastes it, and has great energy. Refined. Exciting!

Mein Winzer

Holger Koch

Holger Kochs Weingut befindet sich in Vogtsburg am Kaiserstuhl. Seine Weinberge aber vollständig im kühleren, höher gelegenen Bickensohl. Holger ist absoluter Spezialist für trockene Burgundersorten. Seine Weiß- und Grauburgunder und die Pinot Noirs verkörpern einen äußerst subtilen Stil, einen der...

Pinot Noir *** Selectionswein Großes Gewächs 2023