Holger Koch: Pinot Noir Herrenstück 2024

Holger Koch: Pinot Noir Herrenstück 2024

Zum Winzer

Pinot Noir 100%
rot, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2036
seidig & aromatisch
Lobenberg: 94+/100
Deutschland, Baden
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Pinot Noir Herrenstück 2024

94+
/100

Lobenberg: Herrenstück wächst auf einem relativ dicken Lössboden von bis zu fünf Metern über reinem Vulkanfelsen. Komplett aus französischen Klonen in einer Selection Massale und relativ viel von den bekannten Burgunderklonen 777. Über 25 Jahre alte Reben. Komplett spontane Vergärung im Holz, Ausbau im Barrique auf der Hefe. Hier sind wir so sehr in der konzentrierten, roten Frucht. Richtig satt und die Weine sind schon so offen und zugänglich. Das Herrenstück kommt mit schöner, schlanker und sehr frischer roter Frucht. Saftige Wildkirsche, Waldhimbeere, sehr konzentrierte Rotfruchtigkeit, dicht und duftig. Eine aromatische Wucht, wunderschön. Im Mund dann geschliffen und mit einer gewissen Leichtigkeit, aber zugleich noch immer voll auf der dichten Frucht laufend, hat schon Substanz und Länge. Die salzig unterlegte Säure vibriert auf der Zunge, eindeutig ein Hochlagen-Pinot Noir mit dieser Frische und Kühle. Der Rappenanteil tut dem Wein ausgesprochen gut, bringt Festigkeit und Struktur. Dann kommt viel schöne süße Kirsche und salzige Himbeere, toller Extrakt, dennoch straff und fest gebaut. Das ist ein arg schöner Wein mit einem langen, delikaten, vollfruchtigen und zugleich geschliffen-kühlen Nachhall.

Jahrgangsbericht

»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!

Mein Winzer

Holger Koch

Holger Kochs Weingut befindet sich in Vogtsburg am Kaiserstuhl. Seine Weinberge aber vollständig im kühleren, höher gelegenen Bickensohl. Holger ist absoluter Spezialist für trockene Burgundersorten. Seine Weiß- und Grauburgunder und die Pinot Noirs verkörpern einen äußerst subtilen Stil, einen der...

Pinot Noir Herrenstück 2024