Ferraton Pere et Fils: Ermitage Blanc Le Reverdy 2024

Ferraton Pere et Fils: Ermitage Blanc Le Reverdy 2024

BIO

Zum Winzer

2
Marsanne 50%, Roussanne 50%
5
weiß, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2030–2054
9
voll & rund
mineralisch
exotisch & aromatisch
3
Lobenberg: 97–98/100
6
Frankreich, Rhone, Nordrhone
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Ermitage Blanc Le Reverdy 2024

97–98
/100

Lobenberg: Le Reverdy kommt von zwei kleinen Parzellen mit rund 0,4 Hektar Reben. Die Roussanne wächst komplett in Le Méal in Südausrichtung, die Marsanne in der sich schon gen Osten neigenden Parzelle Les Beaumes und Le Méal. Die Böden bestehen hier kalkigem Sand, Sediment und Granit, sowie Galéts Roulés. Es wird wie immer bei Ferraton biodynamisch gearbeitet. Im Keller werden die ganzen Trauben direkt gepresst, der Saft wird anschließend spontan in 600-Liter Demi-muids vergoren. Der Ausbau erfolgt zu einem Drittel im Stahltank und zu zwei Dritteln in Demi-muids. Die Weine verbleiben bis zu Füllung auf der Hefe, keine Bâtonnage. Der Wein besteht zu 50 Prozent aus Marsanne und zu 50 Prozent aus Roussanne. Le Reverdy ist seit Jahren eine sichere Bank im Bereich der absoluten Topweißweine der nördlichen Rhône. Er erreicht die großen Weißweine von Chapoutier nicht ganz in 2024, aber er kostet ja auch nur einen Bruchteil. Zudem ist er ganz anders in seiner Art. 2024, diese Renaissance von 2010, setzt auf 2023 nochmal einen drauf bei den Weißen. Das Besondere in der Komposition des Le Riverdy ist, dass Les Beaumes deutlich mehr Schatten liegt und dadurch die Marsanne nicht so fett wird. Die Roussanne wird im Le Méal hingegen durchaus üppig. Die Cuvée aus beiden ergibt ein Ergebnis im Mund, das seinesgleichen sucht. Ein eleganter Kraftmeier, sehnig und dennoch stark, mit der Figur eines Zehnkämpfers antretend. In der Nase Zitronengras und Blutorange, Reneclaude und Anis, grüner Tee. Eine hochkomplexe Melange aus roter, gelber und grüner Frucht, absolut irre. Alles spielt zusammen, läuft auf salzig-feinem Gestein entlang. Alles ist da, er steht für Minuten. Das Besondere an 2024 ist dieses Equilibrium aus Kraft und Frische. Der Jahrgang zeigt sich hochpräzise, maximal fokussiert und mit reifer Agrumenfrucht vom Feinsten. Le Riverdy ist ohne Zweifel ein großer Wein und gehört zum Besten der Nordrhône.

Jahrgangsbericht

Wir springen in den letzten Jahren zwischen Jahrgängen der Moderne, wie 2020 und 2022, die heiß und extrem trocken sind, und solchen Jahren wie 2019, 2021 und 2024, die eher klassisch anmuten und vergleichbar kühl sind, wie es in den 1990er Jahren war. Der ganz große Unterschied ist, dass die besten Winzer heute ein Klima, vergleichbar mit vergangenen Jahrzehnten mit kühlen, regenreichen Sommern, später Lese und moderater Traubenreife, durch ihren genialen Weinbau viel besser ausbalancieren können. Aber das ist eben nur bei den Besten der Fall – da trennt sich die Spreu vom Weizen immer mehr. Viel Manpower, Laubarbeit, gestaffelte Lese, Schnelligkeit und rigoroses Sortieren machen dann den Unterschied zwischen Weltklasse und mittlerer Katastrophe – das gilt vor allem für die Südrhône. Für uns als Händler heißt das noch kompromissloser Einkaufen und sich weiterhin nur auf die handwerklich besten Winzer und großen Lagen zu fokussieren… Gerade die späte Lese und die daraus resultierende lange Hangzeit am Stock brachten aus diesem etwas kühleren, feuchteren Sommer bestenfalls ein so gigantisches Aromenfeuerwerk hervor, dass ich manchmal aus dem Staunen nicht herauskam. So eine aromatische Wucht! Solch einen dramatischen Druck und einen Reichtum an feinsten Facetten habe ich absolut nicht erwartet. Aber die ersten Primeurs 2024 bei den Großmeistern der Rhône wie Tardieu, Chapoutier, Ferraton, Clos des Papes und Co haben mich vielfach umgehauen! *** Südrhône – durchwachsen, aber spannend: 2024 war an der Südrhône geprägt von extrem hoher Feuchtigkeit im Winter wie im Frühling und auch der Sommer war eher durchwachsen. Extrem viel Mehltau-Befall bei Grenache und noch mehr bei Mourvèdre war die Folge. Dementsprechend gab es extrem kleine Ernten, weniger als 50 Prozent eines Normaljahres. Nur die sehr alten Reben bei gleichzeitig sehr späten Lesezeitpunkten brachten hervorragende Ergebnisse. Das setzte perfektes Terroir voraus. Trennte sich schon 2023 die Spreu vom Weizen, so gibt es 2024 im Süden vielleicht weniger als 10 Prozent echte Top-Erzeuger; 90 Prozent scheinen qualitativ eher mittelmäßig geraten zu sein. Die Rotweine der Region um Châteauneuf fallen eher hellfarbig aus, deutlich von der Grenache geprägt: beschwingt, duftig und fein. Weniger Power, sondern aromatisch-tänzelnde und alkoholärmere Weine mit zum Teil grandioser Aromatik. Die Allerbesten können eine Reminiszenz an große Weine aus dem Jahr 1978 sein. Wirklich grandios, satt in der Farbe, dennoch alkoholarm, fein, blumig verspielt und aromenstark sind aber eher die besten Weine aus Gigondas vor Rasteau und Vacqueyras mit grandios ausfallenden Syrah-Anteilen, die das kühlere 2024 mehr mochte. Auch die Villages Séguret und Vinsobres sind stark im Kommen! *** Nordrhône 2024 – Syrah-Weltklasse wie 2010: Maxime Chapoutier, Sohn der Rhône-Legende Michel Chapoutier, vergleicht den Jahrgang 2024 an der Nordrhône am ehesten mit 2010 – diesem kühlen, hochmineralischen, brachial fokussiert geradeaus laufenden und in der Jugend etwas unnahbar-steinigen Charakter. Und wer heute das Glück hat, die bestbewerteten 2010er Rhône-Weine im Glas zu haben, bekommt einen Vorgeschmack, wie überragend sich die 2024er in bester Trinkreife dann präsentieren können. Einige der besten 2024er brauchen sicher etwas mehr Zeit, sind in der Jugend nicht so opulent-charmant wie 2023 oder 2022, sondern von vornherein feiner, seidiger, rassiger und energetischer ausgelegt. Sie sind unglaublich fein und elegant, dennoch wahnsinnig dicht verwoben, mit engmaschigen, seidig-üppigen Tanninen. 2024 ist wirklich ein so schickes Jahr wie eine reifere Turbovariante des kühlen 2021 mit einem Touch der großen 2019er drin. Die Weine zeigen eine überraschend hohe Farbdichte, mit viel Violett. Schon daran sieht man, dass es trotz Kühle und moderatem Alkohol alles andere als ein dünner Jahrgang ist. Viele pfeffrige Noten, samtig-dichte und wollüstige Tannine. Üppige, beeindruckende Rotweine ohne viel Fett, aber dennoch tief, reif und fein, dabei bei sehr moderatem Alkohol eine gewaltige innere Dichte. Moderner Weinbau trifft das Klima der 1990er Jahre – großes Kino. *** Für die Weißen deutet sich gar ein durch die Bank grandioses Jahr an – deutlich feiner und rassiger als das mediterrane 2022, eher wie 2021 mit 2019, also ziemlich Best of the Best. 2024 kann im Weißwein-Bereich sicher unter den größten Jahren rangieren, da sind sich die meisten Winzer jetzt schon einig.

Mein Winzer

Ferraton Père et Fils

Samuel Ferraton, Vertreter der vierten Generation im Weingut, gab 1998 dem Haus einen neuen Impuls durch eine finanzielle Partnerschaft mit dem Haus Chapoutier bei gleichzeitiger Wahrung der qualitativen Unabhängigkeit.

Ermitage Blanc Le Reverdy 2024