Emrich Schönleber: Riesling Halenberg Großes Gewächs 2024

Emrich Schönleber: Riesling Halenberg Großes Gewächs 2024

VDP

Zum Winzer

97–100
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2030–2054
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 97–100/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Halenberg Großes Gewächs 2024

97–100
/100

Lobenberg: Der Halenberg ist ein imposanter Steilhang mit langen Rebzeilen auf mit einem von blauem Schiefer und Quarzit geprägtem Boden. Es gibt hier etwas mehr mineralischen Einfluss als im Frühlingsplätzchen, da der Boden karger ist. Sehr sanft und langsam gepresst und in verschiedenen alten Stückfässern spontan vergoren. Der Wein ruht lange unberührt auf der Hefe im Fass. Er verbleibt auf der Vollhefe bis bis kurz vor der Füllung im Sommer 2023. Halenberg ist wie meist der dunklere, geheimnisvollere Wein. Er eröffnet rauchig-steinig, aber jeder Schwung mit dem Glas lässt ihn ein paar seiner Nuancen mehr freisetzen. In 2024 gibt es rund 60 bis 70 Prozent weniger Menge vom Halenberg GG, aufgrund der Frostschäden im Frühjahr. Das ist schon dramatisch wenig, es sind nur ein paar kleine Halbstückfässer im Keller. Die kühleren Jahre wie 2021 oder eben 2024 sind in meiner Sympathie meist Halenberg-Jahre. In den heißen Jahren zuletzt wie 2023 oder 2022 hatte das Frühlingsplätzchen fast mehr Pikanz, aber in einem straffen Jahr wie diesem sind wir zurück in dieser kühlen, dunklen, undurchdringlichen Art des Halenbergs. Liegt kühl und würzig im Glas, zeigt eine feine reduktive Spannung in der Jugend, dunkle Waldbeeren, Graphit und Bleistiftabrieb, Feuerstein, Rauch, Wermutkraut, Bergminze. Er ist fester und herbsaftiger als das cremigere 2023, schlanker und vibrierender gezeichnet. Leiser als das Frühlingsplätzchen, aber das ist er in der Jugend eigentlich immer. Diese kühle, feuersteinige Dramatik eines Jahres wie 2024 bringt die ganze Faszination Halenberg ins Glas. Man wird einfach mitgerissen von diesem dunklen Giganten. Ich glaube, das wird richtig groß dieses Jahr.

Jahrgangsbericht

»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!

Mein Winzer

Emrich Schönleber

Im Auf und Ab der Weingeschichte genossen die Steilhänge der Nahe Anfang des 19. Jahrhunderts schon einmal allerhöchstes Ansehen. Auch Johann Wolfgang von Goethe hielt das allgegenwärtige Lob in seinen Notizen fest: »Nun rühmte die Gesellschaft einen in ihrer Gegend wachsenden Wein, den Monzinger...

Riesling Halenberg Großes Gewächs 2024