Lobenberg: Nur gesundes Traubenmaterial aus der besten Parzelle, die nun auch namentlich genannt wird. Handgelesen und -selektiert, wird spontan in alten Fuderfässern vergoren und reift darin für 24 Monate, also ein Jahr länger als das GG. Dann 12 weitere Monate in der Flasche, erst dann kommen die Weine in den Verkauf. Und von den normalen GGs muss man sich hier komplett verabschieden, denn das Jahr mehr Hefelager, was erstmal nach gar nicht so viel klingt, beamt die Weine auf ein völlig neues Level. Vom Würzgarten Reserve werden nur wenige Tausend Flaschen gefüllt. Das Bouquet ist eine Inszenierung der Lage. Kräuterwürze, Blumigkeit, rote und gelbe Frucht, herbe Mineralik. Das alles verkörpert den Würzgarten par excellence, der nicht umsonst Würzgarten benannt wurde. Das Spannungsfeld aus duftiger Blumigkeit und dunkler Mineralität ist im Würzgarten einfach einmalig. Alles geht auf die Pikanz zu! Die Frucht ist durch das längere Hefelager heruntergefahren, wir gehen mehr zur Würze und zur Kräuterigkeit. Dabei ist interessant, dass sich die Aromen kaum aufdröseln lassen. Alles ist miteinander verwoben und aus einem Guss. Im Weltklasse-Jahr 2019 sind wir aromatisch etwas frischer unterwegs als im opulenten 2018, es ist straffer und filigraner ausgelegt. Der Würzgarten ist, vor allem neben der sehr eleganten Wehlener Sonnenuhr, etwas ungestümer und lauter, das ist auch bei den Reserven so. Der Wein zeigt Honigmelone, Williamsbirne, etwas Safran, auch Schuhwachs. Das ist schon ungeheuer konzentriert, zugleich sehr schön austariert, geschmeidig und in 2019 mit einer bestechend lebhaften Säurespur ausgestattet, die den Wein salzig durchzieht. Ein Opus der Feinheit bei gleichzeitig ungeahnter Intensität. Der Würzgarten braucht immer mehr Zeit als die feinere Sonnenuhr, aber nach weiteren 10 Jahren Flaschenreife ist das dann meist ein Meisterwerk. 98-100/100