Dr. Heger: Weißburgunder Winklerberg hinter Winklen Gras im Ofen Großes Gewächs 2022

Dr. Heger: Weißburgunder Winklerberg hinter Winklen Gras im Ofen Großes Gewächs 2022

VDP

Zum Winzer

Weißburgunder 100%
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2027–2045
voll & rund
mineralisch
Lobenberg: 95+/100
Deutschland, Baden
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Weißburgunder Winklerberg hinter Winklen Gras im Ofen Großes Gewächs 2022

95+
/100

Lobenberg: »Gras im Ofen« ist eine sehr einzigartige Parzelle innerhalb der Gewann »Hinter Winklen« am Ihringer Winklerberg. Hier wachsen herausragende Weine, insbesondere die weißen Burgundersorten zählen Jahr für Jahr zu den besten Deutschlands. Die Lage ist nach Süd-Südwesten exponiert, liegt allerdings um den Berg herum und bekommt durch die vorgelagerte Bergzunge des Rappeneckers genug Schatten. Oben drüber steht der Wald – das heißt, die kühle Luft sackt herunter und macht die Lage zur kühlsten am Ihringer Winklerberg. Im Boden Vulkangestein mit Kalkeinschlüssen. Auch der Weißburgunder wird nach burgundischem Vorbild komplett im Holz ausgebaut, allerdings mit weniger Einsatz von Neuholz, seitdem Rebecca hier für die Weine verantwortlich ist. Das Holz bindet sich nahtlos in die zarte, weiß-gelbe Frucht ein. Gelber Pfirsich, gelbe Pflaume, ein Hauch grüne Birne und reife Zitrone. Dazu Apfelblüte, etwas Zitronengras und Melisse. Regennasser Kalkstein, etwas Muschelschale, ganz leichte Holzwürze. Auch im Mund dann sehr klar und präzise mit zupackender Säurestruktur. Schöner Frischekern aus feiner Salzigkeit, sehr vibrierend und schiebend in der Textur. Salzige Mineralität trifft auf saftige, gelbwürzige Frucht. Hohe Frische, aber total elegant, sehr in sich ruhend. Großartige Länge und im Nachhall rauchig untermalt mit leicht grünlichen Reflexen in der Frucht. Erinnert durchaus an Corton-Charlemagne in dieser eleganten Ausprägung. Konzentriert und geschliffen, einfach ein unendlich feiner Weißburgunder.

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

Mein Winzer

Dr. Heger

Weingut Dr. Heger heißt Weinanbau in dritter Generation. 1935 wurde das Weingut vom Landarzt Dr. Max Heger gegründet. Sein Sohn Wolfgang Heger führte es in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts in die Spitze der besten Deutschen Weingüter.

Weißburgunder Winklerberg hinter Winklen Gras im Ofen Großes Gewächs 2022