Domäne Serrig – Markus Molitor: Riesling Vogelsang Große Lage 2022

Domäne Serrig – Markus Molitor: Riesling Vogelsang Große Lage 2022

Zum Winzer

Riesling 100%
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2060
frische Säure
mineralisch
voll & rund
Lobenberg: 98+/100
Parker: 97/100
Suckling: 98/100
Colin Hay: 97/100
Decanter: 97/100
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Vogelsang Große Lage 2022

98+
/100

Lobenberg: Domäne Serrig, das sind knapp 25 Hektar an einem Stück, reine Monopollage von Markus Molitor seit 2016. Überwiegend blauer und grauer Schiefer, ein spektakulärer Hang, sehr steil, stellenweise extrem karg, am Hangauslauf auch etwas tiefgründiger. Im Jahr 1904 durch Kaiser Wilhelm II als Privat-Domäne als Hommage an die großen Saar-Weine der Jahrhundertwende errichtet. Heute unter Molitor mit 100 Prozent Riesling bestockt und es gibt nur zwei Weine: Vogelsang Kabinett und Vogelsang Große Lage trocken. Rund 5 Hektar sind alter Rebbestand von 1993, die restlichen 20 Hektar sind von Molitor selbst angelegt. Top-Genetik aus Selection Massale von alten, wurzelechten Stöcken von Markus selbst und ein, zwei befreundeten Kollegen. Komplett im 3000 Liter Stockinger vergoren und ausgebaut. Schon von der Nase wird man an die Saar davon getragen. Im Gegensatz zum sehr kühlen und leichten 2021, war 2022 ein sehr heißes und trockenes Jahr. Das ist eine ganz andere Hausnummer, viel mehr Power und cremiger im Antrunk. Die Nase ist wie immer sehr finessenreich, typisch Saar, wirkt zart und steinig. Aber 2022 ist eben so wahnsinnig profund, schmelzig und intensiv. Weniger grün als 2021, sondern mehr zur reichen, warmen Zitrusfrucht mit Grapefruit, Mandarine, Feuerstein und eben auch etwas Mirabelle, die hintenraus eine feine Cremigkeit und viel Charme mitbringt. Kein brutaler Extremist wie 2021. Nein, viel geschmeidiger und sanfter im Antrunk. Der Wein erinnert mich in seiner kristallinen Art immer am ehesten an Molitors Scharzhofberger, den man unter seinen größten Weinen wie Prälat und Doctor auch immer spielend leicht erkennt, weil er so fein ist. Der Vogelsang knüpft genau da an. Das kann eben nur die Saar. Und dieser etwas burgundischer Schmelz mit gelber Frucht und pikanter Exotik gibt dem Vogelsang dann die wärmenden Hände im Rücken, die 2021 nicht hatte, was einfach viel brutaler war. 2022 ist wunderbar schick, cremig und in der Jugend wunderbar zu trinken. Ein Stoff für Jahrzehnte ist es dennoch und im Vergleich zu seinen besten Auslese*** quasi ein Schnäppchen im molitor'schen Universum. Was Egon Müller in Süß ist, ist Markus Molitor in Trocken. Saar Champions League und Deutschlands Weltklasse im internationalen Fine Wine.

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

97
/100

Parker über: Riesling Vogelsang Große Lage

-- Parker: The Domäne Serrig 2022 Grosse Lage Vogelsang is a fascinating Riesling from a problematic vintage that was characterized by endless heat waves and, at times, dangerous drought. Thanks to heavily reduced yields, Markus Molitor picked fully ripe and healthy grapes that did not show any stress symptoms, even though the vines are predominantly young. Initially discreet and refined, the nose becomes intense with more air and then, the next day, even seductive in its bright and aromatic perfume, with pure notes of crushed slate, herbs, salt, stewed apples and kumquats or pink grapefruit, then later with ripe, lush and tropical yellow stone fruits. On the palate, this is a rich but refined and elegant Saar Riesling that is everything but bone dry or steely, with a mouth-filling texture and a very long, saline and savory finish with grip and tension yet an overall charming nature. One could argue that this is a richer version of the Kabinett, yet in the long term, this grand cru is the greater, more complex and textured wine. It's a smart solution to leave some residual sugar since the vines are predominantly still young and probably cannot deliver the intensity, depth and complexity of a Riesling from old vines. The finish is still young and, in a positive way, astringent. It will take 10 years or so to meet this wine in its first blossom. 12% stated alcohol. Natural cork. Tasted in July 2025.

98
/100

Suckling über: Riesling Vogelsang Große Lage

-- Suckling: The interplay of leesy complexity, grapefruit energy and wet-stone freshness is extraordinary. Enormously concentrated, creamy and minerally on the compact, medium-bodied palate. Only just beginning to open up. With aeration bergamot, Amali lemon, fresh mint and dried flower aromas unfurl ever further. The steely minerality builds to a fantastic finish. Great aging potential. Drink or hold.

Verkostungsnotiz
97
/100

Colin Hay über: Riesling Vogelsang Große Lage

-- Colin Hay: (100% Riesling; from a grand cru vineyard in the Saar; from a legendary estate built by Kaiser Wilhelm II in 1904 on the incredibly steep slate slopes of the Saar river valley; 10 g/l of residual sugar, acidity of 8 g/l; 12% alcohol). That flinty, stony minerality again – here the impression of pebbles in a babbling mountain stream. Lifted but less so than the Kabinett – with less of the ‘vertiginous acidity’ I found in the 2021. But the same exciting, vivid, energising, almost playful acidity. More ample and more layered too. A wine of massive intensity and complexity. Hyper-saline in its minerality. Exquisite. Utterly unique and highly distinctive.

97
/100

Decanter über: Riesling Vogelsang Große Lage

-- Decanter: A gorgeous wine from a difficult vintage marked by heatwaves and drought. Petrol, inviting white floral aspects with peach and lemon scents. Smells lovely. Gunsmoke and flint elements too. Sharp and so delicious straight away, crunchy white and yellow stone fruit with piercing and racy acidity that gives a sherbet tang to the palate although this is technically off-dry. Clean and crystalline, great purity and sense of class, long intense, concentrated yet amazingly light on its feet. Lovely stuff. Round and generous but perfectly balanced and controlled. Refined and finessed but offering so much flavour with mouthwatering acidity. I love it. The third vintage of this wine by Markus Molitor from the estate purchased in 2016

Mein Winzer

Domäne Serrig – Markus Molitor

Domäne Serrig – das Erbe einer wiedererweckten Legende. 1904 als prunkvollestes Aushängeschild der goldenen Ära der Saarweine von Kaiser Wilhelm II. erbaut, erstrahlt die Kult-Domäne nun in den Händen des Universalgenies Markus Molitor in altem Glanz.

Riesling Vogelsang Große Lage 2022