Domaine Baudon: Cuvée Terre Blanche Montagne Saint Emilion 2024

Cuvée Terre Blanche Montagne Saint Emilion 2024

BIO

Holzkiste

Zum Winzer

94–95
100
2
Merlot 100%
5
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2029–2049
Verpackt in: 6er OHK
9
saftig
seidig & aromatisch
strukturiert
3
Lobenberg: 94–95/100
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation, Zutaten, Nährwertangaben
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Cuvée Terre Blanche Montagne Saint Emilion 2024

94–95
/100

Lobenberg: 100 Prozent Merlot. 13,5 Volumenprozent Alkohol, pH Wert 3,4. Reiner Kalkstein. Der Anteil Ganztrauben lag in 2024 bei nur 15 Prozent im Gegensatz zu 50 Prozent in 2022 und 30 Prozent in 2023. Das Spiel mit den Ganztrauben ist entscheidend für die Balance und wird je nach Reife des Jahrgangs justiert. Die letzten zwei Wochen der Ernte gegen Ende September wurde nochmal eine grüne Lese durchgeführt. Der Gesamtertrag lag bei 30 Hektolitern pro Hektar. 2024 ist im Vergleich zu 2022 und 23 deutlich seidiger ausgefallen, stark auf der Fruchtseite, mit extrem feinem Tannin und früher Zugänglichkeit. Die Weine werden nicht En Primeur veröffentlicht, sondern erst in zwei bis drei Jahren, dann trinkfertig. 2024 hat der Terre Blanche eine dunkle Zwetschgennase mit Schwarzkirsche dazu, fein, ätherisch und reif. Das Mundgefühl ist seidig, mit sehr fein geschliffenen, polierten Tanninen. Nicht so massiv strukturiert wie die zwei Vorgängerjahre. 2021 war etwas rauer im Tannin, 2022 gab es deutlich höhere Tanninmengen. 2024 ist seidig und zart im Tannin. Die Zugänglichkeit ist phänomenal im Mund, der Wein ist lecker und hat trotzdem eine reiche Fruchtfülle mit wunderbarer Länge und Schliff. Es ist tänzelnd und dennoch hat man hier die voluminösen Eigenschaften eines reinsortigen Merlot. Schicker, leicht salziger Nachhall. Die Kalksteinunterlage sorgt für die hohe Eleganz, aber auch für den rotfruchtigen, kirschfruchtigen Unterbau. *** Die Domaine umfasst 2,5 Hektar mit rund 60 Jahre alten Merlot-Reben. Fermentation im Beton, sehr sanft und mit wenig Pigeage und Remontage. Der Ausbau geschieht zu 60 Prozent in gebrauchten Barriques, zu 40 Prozent in neuen. Das Weingut wird beraten von Stéphane Derenoncourt. Der Winzer selbst ist Clément Baudon, er ist erst 28 Jahre alt und war zuvor Vineyard-Manager und Kellermeister bei Larcis Ducasse. In jungen Jahren hat er sich schon selbständig gemacht. Der alte Besitzer dieses biodynamischen Kleinods wollte aufgeben, aber der Weinberg ist einfach extrem gut und so hat Clément die Weinberge schließlich übernommen. Er macht zwei verschiedene Cuvées: eine kommt von reinen Kalksteinböden – das ist die Cuvée Terre Blanche. Die zweite heißt Terre Brune, die von Lehmböden kommt. Wirklich interessant ist aber nur die Cuvée Terre Blanche, die mir Stéphane Derenoncourt persönlich empfohlen hat. Hier geschieht alles per Hand, Clément und Marine Baudon machen alles selbst und einfach einen wahnsinnig guten Job, es gibt insgesamt nur 5.500 Flaschen.

Jahrgangsbericht

2024 brachte ganz entgegen dem Klimawandel enorme Wassermengen im Frühjahr und auch im Herbst, keinerlei Trockenstress wie in den langen Jahren davor. Wegen extremen Mehltaubefalls, hoher Verrieselung in der Kühle der Blüte (Coulure und Millerandage) und wegen ungewöhnlich hoher und strenger Selektion mit grüner Lese im August nach der Verfärbung (in den 80iger und 90iger Jahren wäre 2024 noch ein Desaster geworden) gegen Verdünnung, Fäulnis und Botrytis zeigt 2024 einen ungewöhnlich niedrigen Ertrag, gesunde und fast reife Trauben mit oft minus 30%, manchmal gar 50% der Mengen des Standards. Und der hohe Mehltaubefall und die Coulure (Mehltau verringert die Mengen durch vertrocknete Trauben, die Qualität der nicht befallenen Trauben wird nicht beeinträchtigt) betrifft i.d.R. mehr die anfälligere Merlot, der Cabernet-Anteil (am linken Ufer Cabernet Sauvignon und am rechten Ufer Cabernet Franc) ist dramatisch höher als im Durchschnitt. Die Weine haben generell niedrige pH-Werte, also hohe Säure, dazu niedrige Alkoholwerte von 12 bis 13%. Die satten Tannine sind extrem fein und poliert und seidig unaggressiv und im Gerbstoff mehr als moderat, was zu einem charmant samtig seidigem Trinkfluss führt. Zusammen mit einer hohen saftigen Frucht-Aromatik und erstaunlich intensiver Farbe sind diese leichteren, aromatisch frischen Weine sofort präsent und mit total charmanter Trinkigkeit gesegnet. Da sie wegen der strengen Selektion letztlich reif genug gelesen wurden, ist 2024 ein freudenstiftender, verspielt leichter und leckerer, aromatischer Jahrgang für frühen Genuss. Allerdings gibt es von Château zu Château deutliche, ja oft dramatische Unterschiede, da muss man jeden Wein sorgfältig verkosten. Gegenüber dem ebenfalls sehr aromenstarken, noch farbintensiverem Jahrgang 2023 fehlt es 2024 zwar keineswegs an Trinkfreude und Trinkfluss, ganz im Gegenteil, aber in der absoluten Dichte bringt der opulentere, erotisch reifere Jahrgang 2023 einen höheren Wucht-und Umarmungs-Faktor mit. 2023 ist ein großes, früh trinkbares, erotisch opulentes Aromen- und Genusswunder, verblüffend in der charmanten Ausdrucksstärke, in seiner wollüstigen Ausprägung somit ein Unikat und »best ever«. 2024 zeigt dagegen deutlich verspieltere und frischere, sehr schicke und filigran elegante Weine für freudvolles, sexy Easy-Drinking. Everybodys Darling, das holt jeden Anfänger aufs Schönste ab! Volnay und Loire als schicker Bordeaux, so verträumt und fein und filigran leicht. 2024 ist weit weniger klassisch als das im Tannin rauere 2021, dafür aber dramatisch schicker und sexy polierter und filigran finessenreicher. 2024 könnte seinen Platz im Markt eher früh trinkfertig und relativ preiswert finden, das ist nicht in erster Linie ein »en Primeur« Jahrgang zum langen Einkellern, weder bei den Einstiegsweinen noch im oberen Preissegment. Aber es gibt zum Teil dramatisch reduzierte Mengen bei zum Teil dramatisch reduzierten Preisen. Und wenn dann der Wein noch sehr gut ist, muss man ihn eben doch subskribieren, sonst kann man leer ausgehen. Wer allerdings nur auf lange Einlagerung und Sammlerweine spekuliert kommt um den besten Jahrgang aller Zeiten, 2022, nicht herum. Ein gegenüber dem schon günstigen 2023 nochmal klar, ja dramatisch reduzierter Preis der 2024er Hochgewächse kann neben teilweise doch tollen Qualitäten doch zu Recht zum Primeur-Kauf verlocken. So passt 2024, nach so vielen ab 2016 bis 2023 überragenden voluminösen und kraftvollen Jahrgängen, als seidiges und trinkfreudiges Wunderwerk perfekt in das aktuelle Marktumfeld. Als preiswert schicker und elegant filigraner, aromatischer Gegenpol. „Just have fun“! Last not least: Wie schon so oft scheint auch der kühle und feuchte 2024er Jahrgang ein fast genialer Weißweinjahrgang zu sein, trocken wie auch süß! Die Analogie zu 2021 drängt sich auf, Winzer sprechen von extrem klar gezeichneten und definierten Weinen.

Mein Winzer

Domaine Baudon

Auf unserer Bordeaux-Reise 2022 sind wir auf diese hochspannende Neuentdeckung in Montagne Saint-Émilion gestoßen, die mit dem 2021er Jahrgang ihr auf anhieb begeisterndes Debut feierte. Die Baudons stehen für Terroirweine, die durch nachhaltiges Winemaking im Einklang mit der Natur entstehen.

Cuvée Terre Blanche Montagne Saint Emilion 2024