Chateau Chantecler 2022

Chateau Chantecler 2022

Holzkiste

Zum Winzer

97–100
100
2
Merlot 50%, Cabernet Sauvignon 43%, Cabernet Franc 7%
5
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2055
Verpackt in: 6er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
strukturiert
3
Lobenberg: 97–100/100
Gerstl: 19/20
6
Frankreich, Bordeaux, Pauillac
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Chantecler 2022

97–100
/100

Lobenberg: 43 Prozent Cabernet Sauvignon, 50 Prozent Merlot und sieben Prozent Cabernet Franc. Die Nase erinnert unmittelbar an Pontet-Canet. Die Himbeere aus nur sieben Prozent Cabernet Franc dominiert sehr stark. Hochintensiv mit heller Lakritze, dann kommen süße rote Kirsche, Sauerkirsche und Schwarzkirsche. Das Ganze ist mit Veilchen und Rosenblättern unterlegt. Feine florale Duftigkeit, gleichzeitig eine hohe, eher rotfruchtige Aromatik. Der Mund entschädigt für alle Fragezeichen, die vorher in der Nase dagewesen sind. Er ist näher an Mouton und Lafite als an Pontet-Canet. Wir haben diese unglaubliche Feinheit von Lafite und gleichzeitig diese würzige Power von Mouton. Geniale rote Frucht mit hoher Säure und hoher Intensität. Helle Lakritze, Veilchen, das Ganze mit Erdbeere, Himbeere und Cranberry unterlegt. Dann kommen schwarze und rote Kirsche. Tolle Länge mit Minze und After Eight. Trotz all dieser Intensität ist der Wein total verspielt. Die Tannine sind seidigst. Da ist nichts hart, da ist nichts grün, alles ist reif und trotzdem ist der Wein überhaupt nicht schwer. Final ist er im Charakter dann wohl doch näher an Lafite als an Mouton. Es ist auf jeden Fall ein wunderschöner, traumhafter, perfekt zum Jahrgang passender 2022er. Ich bin sehr begeistert von diesem Wein, der anders ist als der etwas massivere 2020er. Superbes Terroir, superbe Feinheit, tolle Machart. Eine unglaublich gute Entdeckung! 97-100/100 *** Das winzige, nur 1,2 Hektar große Boutique-Weingut Chateau Chantecler liegt auf dem wohl teuersten Flecken Rebland des gesamten Medocs! Jeder kennt diesen Flecken in Padarnac, wenn man von der Hauptstraße der Chateau Route abbiegt zu Mouton Rothschild und Ponte Canet. Die hohe Kieslinse, allerbestes Terroir mit alten Reben, biologisch und sogar biodynamisch bewirtschaftet aber ohne Zertifikat. Die direkt angrenzenden Rebflächen sind Mouton, Lafite und Pontet. Die Familie des jetzigen Besitzers Yannick Miranda war drei Generationen im Besitz des früher 'Fleur Milon“ genannten 12 Hektar Weinguts auf eben diesem Plateau. Die in Frankreich extrem hohe Erbschaftssteuer und die etwas zerstrittene Erb-Verwandtschaft machte den Verkauf eines Großteils der Rebfläche unumgänglich, gut 10 Hektar und der ehemalige Weingutsname sind nun im Besitz von und Bestandteil von Mouton Rothschild. Den allerbesten Hektar mit der fettesten Kieslinse bewahrte sich Yannick als quasi Luxus-Kleinod und Erinnerung. Er stellte um auf Bio und bewirtschaftet die winzige Rebfläche quasi mit der Nagelschere und Minitraktor. Von 1,2 Hektar mit 53% Cabernet Sauvignon, 40% Merlot und 7% Cabernet Franc gibt es weniger als 5000 Flaschen extraterrestrischen Luxus-Elixiers pro Jahr. Handentrappt und dann spontan im Stahl und Holz vergoren wird der Wein dann 18 bis 24 Monate im neuen und zweijährigen Barrique ohne Bâtonnage ausgebaut, bevor er infiltriert und ungeschönt auf die Flasche gezogen wird. Das Ergebnis wird nur im lokalen Umfeld und unter Freunden verkauft, selten gerät mal eine Flasche auf dem direkten Wege in den Export, wo er dann als qualitativer Überflieger und „Quasi-Mouton“ um die 100 Euro je Flasche seinen Liebhaber findet. Verglichen mit Pontet Canet, Lafite und vor allem Mouton Rothschild ist das bei gleicher Qualität ein sehr, sehr rares Schnäppchen.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

19
/20

Gerstl über: Chateau Chantecler

-- Gerstl: Das Weingut mit nur 1 ha Rebfläche ist umgeben von Mouton Rothschild, Pontet-Canet und Lafite Rothschild. Es liegt damit inmitten der renommiertesten Châteaux von Pauillac. Das Bouquet ist geprägt von der Merlot-Frucht mit ihrem burgundischen, rotbeerigen Parfum. Viel Himbeere, Erdbeere und Johannisbeere, aber auch Sauerkirsche, schwarze Kirsche, Brombeere und etwas Cassis. Dazu hat die kühle, leicht ätherische Nase würzige und florale Anflüge. Unglaublich saftig und mit expressiver Frucht. Was für eine Energie in dem Wein, dank einer hervorragender Säure. Den seidigen Trinkfluss bekommt er vom edlen Tanningerüst. Herrlich würzig im Finale und zart pfeffrig. Das ist pure Pauillac-Eleganz, verführerisch und sinnlich. 19/20

Mein Winzer

Chateau Chantecler

Das winzige, nur 1,2 Hektar große Boutique-Weingut Chateau Chantecler liegt auf dem wohl teuersten Flecken Rebland des gesamten Medocs! Jeder kennt diesen Flecken in Padarnac, wenn man von der Hauptstraße der Chateauroute abbiegt zu Mouton Rothschild und Ponte Canet. Man passiert ein großes Kreuz...

Chateau Chantecler 2022