Lobenberg: s gibt auf Gut Hermannsberg aufgrund von herben Frostverlusten nur vier Weine im regulären Programm, zusätzlich zu den Versteigerungsweinen. Es gibt keine Crus, weil die starken Frostschäden in den Spitzenlagen der Nahe die Qualität und Menge nicht zugelassen hätten, die GHB sich wünscht. Das heißt aber auch, dass die Überbleibsel des Top-Materials aus den besten Lagen in die Gutsweine einging, die damit einen riesigen Turbolader erfahren haben in 2024. In diesem Wein werden die Trauben der jungen Reben aller 7 GG Lagen des Gutes zusammengeführt. Der Wein soll im Grunde in die Position zwischen dem Gutsriesling und den Ortsweinen positioniert werden. Das ist der erste Riesling in der Range an dem Karsten Peters Herz so richtig hängt. Der PURE Riesling ist eher ein kleiner Spaßmacher, der 7 Teroirs ist aber schon ein richtig ernsthafter Terroirwein, der perfekt für Gut Hermannsberg steht. Er hat schon die gewisse kompromisslose Steinigkeit und Kargheit dieser extremen Weinberge hier. Kellermeister Karsten Peters nennt dies den emotionalen Gutswein von Hermannsberg, weil dieser Wein in seinen Augen für die Typizität und die Stilistik des Gutes quasi das Eingangstor ist. Er hat unglaublich Druck und Ausdruckskraft. Spontanvergoren und ausgebaut im Edelstahl und Halbstückfass in 2024. Und in 2024 ganz besonders, weil es im Grunde die Spitze des trockenen Programms ist, weil es weder Ortsweine noch GGs gibt. In diesen 7 Terroirs ist alles reingeflossen, was an Top-Material selektiert werden konnte. Der 7 Terroirs hat als Stufe über dem PURE Riesling nochmal mehr Stoff, mehr gelbfruchtigen Druck, hat eine dichtere und geschmeidigere Textur. Feine reduktive Spannung in der Nase, braucht initial etwas Luft, dann schiebt sich immer mehr Fruchtpower und rauchiges Gestein durch, Zündplättchen, silikatische Mineralität, gelbe Kiwi, Limettenzeste, Wermut, grüner Pfeffer, sehr intensiver Kräuterabdruck in 2024. Wunderbar straff, kühl, aber so balanciert, cremig, mit hohem Extrakt, der die ganze Mineralität und Frische super abpuffert. Ein richtiger Kracher – und ein gewaltiger Schritt in Richtung Terroir und Bodengeschmack von den Gutsweinen kommend.
»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!