
Clemens Busch: Riesling Marienburg Fahrlay Terrassen Großes Gewächs 2023
- 2
- Riesling 100%
- 5
- weiß, trocken
- 12,5% Vol.
- Trinkreife: 2032–2056
- Verpackt in: 6er
- 9
- frische Säure
- mineralisch
- voll & rund
- 3
- Lobenberg: 97–100/100
- Falstaff: 98/100
- Suckling: 97/100
- Galloni: 97/100
- 6
- Deutschland, Mosel Saar Ruwer
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüllerinformation
Abfüller / Importeur: Clemens Busch, Kirchstraße 37, 56862 Pünderich, DEUTSCHLAND

Heiner Lobenberg über:
Riesling Marienburg Fahrlay Terrassen Großes Gewächs 2023
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Lobenberg: In der Lage Fahrlay stehen auf den oberen Terrassen uralte Reben, viele davon in Einzelpfahlerziehung, viele davon wurzelecht. Komplett blauer Schiefer, sehr hartes, etwas feuchtes Gestein, das sehr salzige, karge und steinige Weine hervorbringt. Die Fahrlay Terrassen sind komplett nach Süden ausgerichtet, nur terrassierte Parzellen. Die einzelnen Terrassen werden nach ihrer Reife unterschiedlich behandelt. Teilweise Maischestandzeiten von einigen Stunden während des Pressvorgangs bei maximal 0,4 Bar Druck, aber nur wegen der langsamen Pressung. Durch die Schwüle und die hohe Reife von 2023 waren die Beerenhäute sehr dünn, wie 2014 und 2012 auch, sagt Clemens. Dadurch haben die Weine auch ohne Mazeration eine feine Tanninstruktur, weil die Beerenhautphenolik schon in den Saft eindringt. Für Clemens Busch ist 2023 am ehesten mit 2019 vergleichbar, weil es dieselbe kristalline Ader. Immer zu 100 Prozent botrytisfrei, alles wurde penibel im Weinberg ausgelesen. Natürlich biodynamische Weinbergsarbeit, spontan vergoren und der Ausbau wie immer im alten 1000 Liter Fuder. Direkt nach dem Marienburg probiert, der vom grauen Schiefer kommt, ist diese Topselektion aus den Fahrlay Terrassen vom blauen Schiefer ein richtiger Paradigmenwechsel. Das feuchte Gestein kommt zuerst aus dem Glas, es schlägt einem fast ins Gesicht. Der Wein ist sehr druckvoll, hochintensiv, ein verdichtetes Schieferelixier. Feuerstein und Anispastillen, Cassis und weißfleischige Birne. Eine wunderbare Herbheit schwingt auch mit. Die Terrassen haben immer mehr Reife von der wärmeren Exposition mit den Einzelpfählen als im normalen Fahrlay. Schiebt schon mächtig an, dann kommt hinten raus Zug ohne Ende, griffige Phenolik die sich in ganz feinem Salz auflöst. Der Wein vibriert nach, dehnt sich in große Länge aus. Selbst vom Fahrlay kommend ist das nochmal ein deutlicher Step in Sachen Intensität und Länge. Das ist schon ein unglaublich dichter, reicher und kraftvoller Stoff. Die Terrassen haben immer eine faszinierende Mischung aus steiniger Wildheit und feiner Opulenz, die aber nur von seiner hohen Konzentration herrührt und niemals fett ist. Spannungsreich, zupackend, multikomplex und intensiv. Ein Wein für alle Sinne – und super delikat.
Jahrgangsbericht
Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

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Falstaff über: Riesling Marienburg Fahrlay Terrassen Großes Gewächs
-- Falstaff: Apfel, feine Aromen von Malz, Pfirsich und Aprikose, feine Kräuter, Schiefer in der Sonne, unauffällig eindringlich. Am Gaumen druckvoll mit engmaschig aufgezogenem Extrakt, dichter Kern, mineralisch unterfüttert, das Schieferherz pocht, wirkt bei aller Konzentration unangestrengt, lang, intensiv, großes Entwicklungspotenzial.

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Suckling über: Riesling Marienburg Fahrlay Terrassen Großes Gewächs
-- Suckling: Still very shy, but this has a terrific combination of concentration and finesse. The combination of restrained creaminess and profound stony minerality is very exciting on the medium-bodied palate. And then comes the geological exploration of the incredibly long finish. From biodynamically grown grapes with Respekt certification. Drinkable now, but best from 2026.

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Galloni über: Riesling Marienburg Fahrlay Terrassen Großes Gewächs
-- Galloni: The 2023 Pündericher Marienburg Fahrlay Terrassen Grosses Gewächs is the core parcel of the vineyard, where the oldest vines are 115 years old and the berries are loose and tiny. This is generally harvested a week later than the Fahrlay. Stone and lemon have verve on the nose, almost with a lift of mint. The palate is concentrated and tender, a bundled force of lemon and salty stone. It has no frills, just direction and drive, reaching far into the saltiest stone. This is the essence of slate. (Bone-dry)
Clemens Busch
Das Weingut von Clemens Busch liegt im malerischen Pünderich am Anfang der Terrassenmosel. Seit 1986 arbeiten Rita und Clemens Busch hier nach strengen Kriterien des ökologischen Weinbaus, was sie sich inzwischen auch haben zertifizieren lassen.
