Vietti: Derthona Timorasso 2022

Vietti: Derthona Timorasso 2022

Zum Winzer

Timorasso 100%
weiß, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2033
exotisch & aromatisch
mineralisch
Lobenberg: 95+/100
Parker: 93/100
Galloni: 93/100
Italien, Piemont
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Derthona Timorasso 2022

95+
/100

Lobenberg: Derthona ist fast schon ein Markenname der besten Timorassos. Ursprünglich geschaffen von Walter Massa und seinem Freundeskreis, zu dem auch Vietti und Roagna gehören. Alle drei gehören zu den besten Erzeugern von Timorasso. Ein kleiner Anteil der Trauben von fünf Prozent wurde zehn Tage lang auf den Traubenschalen gelassen. Das trägt zur fantastischen Struktur dieses Weins bei. Zehnmonatiger Ausbau auf der Hefe, zum Teil in Keramik und zum Teil in einem großen 2.500 Liter Holzfass. Keramik hat im Gegensatz zum Stahl eine Mikrooxidation, im Prinzip ist das also ein Barrique ohne Holzeinfluss. Zartes Zitronengelb mit silbernen Reflexen. Kumquat und Mandarinenschale mit grünen exotischen Noten, etwas Mandelkern, Salzmandeln, Salbei, auch Hefe schwingt fein cremig mit. Im Mund kommt dann die frische, präzise Stilistik voll durch. Zitronencreme, auch Salzzitrone, Aprikose, Mandarine. So viel vibrierende gelbe Frucht! Das ist ein frischer, singender Timorasso! Im Vergleich zu dem reichhaltigen, cremigen Stil von Walter Massa das ultra Präzisionsteil mit feinster Phenolik im Mund. Sehr schick und sehr trinkanimmierend.

Jahrgangsbericht

2022 war in ganz Europa ein von Hitze und Trockenheit geprägter Jahrgang. Im Piemont fiel bereits im Winter 2021 kaum Schnee, und es regnete lediglich im Mai und dann wieder im August in sehr kleinen Mengen, was ein wenig zur Erleichterung der Reben beitrug. Vom Austrieb bis zur Lese verlief die Wachstumsperiode ungefähr zwei bis drei Wochen früher als im Durchschnitt. Dieses Jahr war also von extremem Wetter gezeichnet, aber glücklicherweise war es sehr regelmäßig und konstant heiß und trocken – vom Austrieb bis zur Weinlese während des »Indian Summer« – und es gab keine Hitzespitzen. Da die Trockenheit nicht plötzlich eintrat, bildeten die Reben dementsprechend kleinere Blätter und weniger Trauben aus. Vielleicht kamen sie deshalb so erstaunlich gut mit diesen erschwerten Bedingungen klar, weil sie sich seit dem Frühling langsam an diese Situation »gewöhnen« konnten.2022 kann unmöglich generalisiert werden, und jeder Wein verdient es, einzeln betrachtet zu werden. Die etwas kühleren Höhenlagen im Piemont sind häufig auch von durchlässigeren Böden geprägt und dieses Jahr aufgrund der Trockenheit deshalb nicht automatisch besser. So sind 2022 ton- und lehmhaltige Böden mit besserem Wasserhaltevermögen deutlich vorteilhafter als sandigere. Die sonst »besten« Cru-Lagen zeichnen sich durch ihre besonders »perfekte« Ausrichtung zur Sonne und somit noch wärmeren Temperaturen aus. Auch das Alter der Reben und die Herangehensweise jedes Weinguts in den Weinbergen konnte einen entscheidenden Unterschied machen. Wurde durch sanftes Entblättern der Sonnenschutz gewährleistet und die Böden nicht unnötig durch Pflügen geöffnet, was zum stärkeren Verdunsten von Wasser führt, hatten es die Reben bedeutend leichter. Aufgrund der Trockenheit bestand kein Krankheitsdruck, es gab weder Pilzkrankheiten noch Fäulnis, was die Arbeit während der Wachstumsperiode auch erleichterte. In Summe brachten die berühmtesten Lagen 2022 nicht automatisch die besten Weine hervor, wohl aber die kühleren und lehmigeren Böden mit gutem Wasserspeicher der »alten« Terroirs aus Castiglione, Serralunga und Monforte d’Alba, teilweise auch Verduno. 2022 ist laut Aussage von Luca Currado-Vietti vom qualitativen Potenzial her riesig, im Ergebnis aber wegen zweier fehlender Regenschauer im August und September und zwei Grad zu hoher Spitzentemperatur haarscharf unterhalb eines Jahrhundertjahrgangs hängen geblieben. Die Winzer, die viel Zeit in die Weinberge investierten und zudem bereits vor oder bei der Lese gnadenlos aussortiert haben, brachten die beeindruckendsten Weine hervor. Was nicht perfekt oder gar vertrocknet war, gelangte gar nicht erst in den Gärtank. Im Durchschnitt bedeutet das 15 bis 40 Prozent kleine Erträge gesunder und konzentrierter Trauben. Im Keller musste aufgrund des höheren Verhältnisses von Traubenschalen zum Saft sanft extrahiert werden; der Ausbau erfolgte oft ein paar Monate kürzer als sonst und somit etwas reduktiver, um die Frische der Weine zu bewahren.Der Jahrgang 2022 hat einen wunderbaren »Überraschungseffekt«, denn wer überreife Weine erwartet hat, wird das Gegenteil im Glas finden! Die Trockenheit bremste. Aber seit im Jahrgang 2003 ebenfalls Hitze auf Trockenheit traf, haben die Winzer viel dazu gelernt. Was bereits bei den Bordeaux Primeur Proben des Jahrgangs 2022 deutlich wurde, stimmt auch im Piemont: In der Spitze kann 2022 enorm was! Die Weine sind so konzentriert wie 2017, aber mit deutlich mehr Frische ausgestattet. Aromatisch sind sie herrlich intensiv und bereit, eine unwiderstehliche Performance abzuliefern. Die Struktur der Tannine hängt dabei von den oben genannten Faktoren ab. Es gibt strukturiertere Weine, die aber durch ihre Fruchtbalance dennoch meist durchaus harmonisch sind. Ich versichere, dass mit Offenheit ausgestattete Nebbiolo-Liebhaber dieses Jahr mit der ein oder anderen Neuentdeckung belohnt werden, denn 2022 gibt es durchaus viele hervorragende und gar überragende Weine im Piemont, auch wenn 2021 sicher über alle Regionen gesehen harmonischer und gleichmäßiger in seiner Weltklasse rüberkam.

93
/100

Parker über: Derthona Timorasso

-- Parker: Timorasso is an extremely sensitive variety, so it's easy to understand why it was nearly abandoned. It is rich in proteins and tends to go into reduction. Luckily, it has been enthusiastically revived in recent years, and we have a new school of age-worthy white wines from Piedmont to enjoy. The Vietti 2022 Colli Tortonesi Timorasso Derthona works nicely because it has the sweetness of the vintage that opens it up to a medium-term drinking window, sparing you from having to wait years. Its flavors are generous and rich, with apricot and poached apple, and you get a salty mineral note as well. The wine is quite fresh with 3.05 to 3.10 pH that makes your mouth salivate. Winemaking takes it through stainless steel, wood and cement. Cement has a minimal 2% oxygen exchange compared to oak, which has a 10% exchange, and certain types of amphorae can go up to 100% air transpiration because of their porous nature. Production is 18,000 bottles. In addition to this wine, I tasted the upcoming Colli Tortonesi Timorasso Derthona Boscogrosso, which represents a special selection of fruit. The Boscogrosso will be released in late spring 2025, so I will include my review of that wine in my next Piedmont report.

93
/100

Galloni über: Derthona Timorasso

-- Galloni: The 2022 Timorasso is a blend from Vietti's holdings in three distinct zones within the Derthona appellation. Deep, rich and phenolic, the 2023 is a textured, resonant wine. Peach, apricot, chamomile and dried flowers fill out the layers. It's a rich, heady white for the dinner table. Floral and citrus overtones lift the finish.

Mein Winzer

Vietti

Die Familie Vietti erzeugt Wein seit vier Generationen in Castglione Falletto im Herzen des Anbaugebiets Barolo. Seit 1957 war der 2012 verstorbene Alfredo Currado für den Ausbau der Weine verantwortlich, schon 1961 begann er die großen Lagen separat zu vinifizieren. Vietti war es vorbehalten, den...

Derthona Timorasso 2022