Barolo Gramolere 2020

Fratelli Alessandria: Barolo Gramolere 2020

Zum Winzer

98–100
100
2
Nebbiolo 100%
5
rot, trocken
14,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2045
Verpackt in: 6er
9
seidig & aromatisch
pikant & würzig
voluminös & kräftig
3
Lobenberg: 98–100/100
6
Italien, Piemont
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Barolo Gramolere 2020

98–100
/100

Lobenberg: Das Weingut wurde schon 1830 als Fratelli Dabbene gegründet und 1870 in Fratelli Alessandria umbenannt. Hier ist alles noch wie früher. Das Weingut ist in einem charmanten, uralten Haus aus dem 18. Jahrhundert untergebracht, mitten im Zentrum des historischen Ortes Verduno. Es gibt nur zehn Weingüter in Verduno, der Randgemeinde von La Morra in Richtung des Flusses Tanaro. Fratelli Alessandria ist ohne Zweifel der Superstar-Betrieb im Ort und ein reiner Familienbetrieb, in dem Gian Battista mit seiner Frau Flavia, seinem 17 Jahre jüngeren Bruder Alessandro und dessen Sohn Vittore die Weine erzeugt. Vittore ist die achte Generation von Winzern hier. Die Weine werden ausschließlich aus Trauben der eigenen Weinberge gemacht. Das gesamte Weingut hat nur 15 Hektar, die sich auf die besten Lagen von Verduno und Monforte verteilen. Der Gramolere kommt von einem zwei Hektar großen Weinberg mit rund 30 Jahre alten Reben in 400 Metern Höhe aus Monforte d´Alba. Südwest-Exposition. Der Untergrund ist reiner Kalkstein mit einer leichten Sandauflage und etwas Lehm. Gramolere liegt zwischen Ginestra und Bussia. Die Lage ist so steil, dass man nur mit der Raupe und viel Erfahrung darin arbeiten kann, ein gewöhnlicher Traktor würde umkippen! Ursprünglich stammt der Weinberg von der angeheirateten Frau der Familie, die diese Parzelle mit in die Ehe gebracht hat. Die ältesten Reben in der Cru Lage Gramolere sind 65 Jahre alt. Durch die Höhe der Lage wird hier ungefähr eine Woche später gelesen als in den anderen Lagen der Fratelli Alessandria. Die Trauben werden komplett entrappt und nur minimal angequetscht. Vergoren wird im Stahltank für drei bis maximal vier Wochen, mit langem Verbleib auf der Maische. Es wird nur übergepumpt, um den Trester feucht zu halten, die Kerne sinken allesamt zu Boden. Nach der Malo geht es in 2.500-Liter Holzfässer aus slawonischer Eiche, die alle 25 Jahre gewechselt werden. Alle vier verschiedene Barolo von Fratelli Alessandria werden auf diese Art gemacht. Sie sollen das Terroir abbilden – keine unterschiedliche Machart, nie kleines Holz, nie neues Holz. Es folgt ein dreijähriger Ausbau – das machen außer Fratelli Alessandria und Giuseppe Mascarello keine anderen Erzeuger. Fassmuster. Ich probiere den Gramolere zuletzt, nach dem absolut perfekten Monvigliero. Und tatsächlich bin ich auch hier erstmal sprachlos. Wow, zwei solch grandiose Weine nacheinander von ein und demselben Weingut. Gemeinsam haben sie beide diese fantastische Würze, und die vielschichtige, verspielte Duftigkeit. Aber dennoch sind die beiden Weine komplett verschieden. Der Gramolere hat den Regler weiter aufgedreht. Er ist dichter, reifer, lauter. Erdbeerkonfitüre an der Nase, rote Pflaumen und saftige Kirschen. Im Mund kommt die Überraschung – hier haben wir eine geradlinige Frische, die Spannung rein bringt und mir das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Die Saftigkeit wird sogleich durch die griffigen und puderzuckerartikgen Tannine gezügelt. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle – die Höhenlage lässt grüßen. Ultra Präzision! Verveine und Rosenblüten schweben über die Zunge. Das ist so schön! Im Grunde genommen ist es eine Frage der persönlichen Vorliebe, ob im Jahrgang 2020 der Gramolere oder der Monvigliero der bessere Wein ist bei Fratelli Alessandria. Beide Weine sind auf Ihre Art einzigartig und genial. Generell ist der Jahrgang 2020 bei den Fratelli Alessandria eine hedonistische Freude. Der Gramolere hat diese Präzision der Hochlage, und griffigere Tannine. Den Monvigliero würde ich gerne neben Top-Burgunder stellen, denn er hat diese erhabene Größe. Die 2020er brauchen nicht so viel Zeit im Keller wie die 2019er, denn sie haben noch mehr Saftigkeit und eine reifere Tanninstruktur. 98-100/100

Jahrgangsbericht

Der Jahrgang 2020 ist der Mittlere einer Trilogie herausragender, großer Jahrgänge im Piemont. Im Weinberg waren die Konditionen des Bilderbuch-Jahrgangs absolut perfekt. Während der Wachstumsperiode wurden die Reben mit ausreichend Regen versorgt, die Temperaturen waren im Sommer warm und ausgeglichen, ohne Hitzespitzen. Ab September sorgten die kühlen Nachttemperaturen für das langsame, gleichmäßige Ausreifen der Trauben – also hervorragende Voraussetzungen. Wenn man den Jahrgang mit nur einem Wort beschreiben müsste, wäre es »Balance«. Die besten 2020er Nebbiolo Weine sind mit unendlich dichter, manchmal beinahe überwältigend intensiver, umwerfend attraktiver, saftiger, vibrierender, roter Frucht ausgestattet. Sie haben viele, dafür aber unendlich feine, rund polierte Tannine, die harmonisch in diese opulente »Fruchtwelle« integriert sind, ihre rassige Säure verleiht den Weinen neben diesem Tanningerüst zusätzlich ein vielversprechendes Reifepotential. Ob ihrer reifen Frucht werden die 2020er Baroli und Barbaresci dennoch vor den noch intensiver und klassischer strukturierten 2019ern und auf jeden Fall vor den 2016ern in ihr Trinkfenster kommen. Das Barolo Consortium vergleicht 2020 mit dem Jahrhundertjahrgang 2016, aber die Weine haben genuss-technisch sogar noch mehr auf dem Kasten, denn sie erreichen eine traumhafte Kombination aus der ultra-hedonistischen Frucht des Jahrgangs 2018 mit der phänomenalen, klassischen Struktur des Jahrgangs 2019. 2020 ist also »The best of both worlds«.

Mein Winzer

Fratelli Alessandria

Fratelli Alessandria ist ohne Zweifel der Superstar-Betrieb im Ort Verduno. Es ist eine Randgemeinde von La Morra in Richtung Tanaro Fluss. Die Weinberge liegen im Schnitt über 300 Meter hoch, manche liegen auf bis zu 400 Metern Höhe.

Barolo Gramolere 2020