Riesling Auf der Ley Großes Gewächs (Versteigerungswein) 2022

Emrich Schönleber: Riesling Auf der Ley Großes Gewächs (Versteigerungswein) 2022

VDP

Zum Winzer

98–100
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2030–2052
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 98–100/100
Suckling: 97/100
Weinwisser: 18,5+/20
Galloni: 94–96/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Auf der Ley Großes Gewächs (Versteigerungswein) 2022

98–100
/100

Lobenberg: Erstmalig in 2020 wurde Auf der Ley in auch in Eintelflaschen gefüllt, Magnums gibt es aber auch noch. Seitdem ist es jedes Jahr so. Unverändert bleibt weiterhin, dass er nur in der Versteigerung angeboten wird. Der Wein wächst auf blauem Schiefer, Quarzit und Kiesel, also einer ganz speziellen Katasterlage, die eben in alten Karten als „Auf der Ley“ bezeichnet ist. Es sind über 50 Jahre alte Reben – mit die ältesten des Weingutes. Auf der Ley ist ein Teilstück einer Einzellage, die im oberen Bereich des Halenbergs liegt. Steil und karg, kühler und waldnäher. Seit einigen Jahren wird diese beste Lage des Hauses separat abgefüllt. Auf der Lay zeigt mehr Konzentration und Dichte als der Halenberg, wirkt sehr versammelt in seinem zartgelbfruchigen Kern von Pfirsich und Nektarine. Auch etwas herbe Blutorange an den Seiten. Intensiver Duft nach warmem Sandstein, auch Rosmarinzweige und etwas Bienenwachs. Fast meint man einen großen Chenin Blanc aus Savennieres im Glas zu haben. Der Mund holt einen dann aber sofort wieder zurück zum Riesling mit seiner prasselnden Mineralität, strahlend klar, hellsteinig, Kalkstaub, zitronig, auch etwas Löffelbiskuit, Yuzu und Zitronentee. Sehr straight für einen 2022er, läuft wie am Schnürchen auf seiner Salzspur in den Abgang, der einer Mineralexplosion gleicht. Muschelschalen, kreidiger Tanninbiss, sehr fest und intensiv im Gegensatz zum abgehoben feinen Halenberg. Kühl und brillant, was für ein Mineralhammer! Zeigt kaum Frucht im scharf definierten Finale, das keine Gefangenen macht. Weißer Pfeffer bleibt auf der Zunge stehen. Eine derart kristalline, fast überwältigende Mineralität hatte Auf der Lay noch nie! 98-100/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

97
/100

Suckling über: Riesling Auf der Ley Großes Gewächs (Versteigerungswein)

-- Suckling: This exceptional dry riesling accomplishes a remarkable balancing act between richness and coolness. I love the delicacy of the white and yellow peach aromas, along with the notes of white flowers and foliage dripping after a summer storm. In spite of the heat and dryness of the growing season this is super-focused and almost steely. The finish floats off into the distance. With aeration it develops a touch of pink grapefruit character. Drink from release if you can find it! 97/100

18,5+
/20

Weinwisser über: Riesling Auf der Ley Großes Gewächs (Versteigerungswein)

-- Weinwisser: Diese Katasterlage liegt oberhalb des Halenbergs. Der Boden ist hier, neben Schiefer, stark von Kieselsteinen geprägt. Die Steigung beträgt durchschnittlich 50 %. Die ausgeprägte Thermik sorgt dafür, dass der Weinberg trotz der hohen Lage sehr warm ist und dieTrauben früher reif werden. Der Wein wird nur auf der VDP-Versteigerung angeboten. Alle drei GGs dieses Gutes wurden im klassischen Eichenfass (Stück bis Doppelstück) spontan vergoren. Vom «Auf der Ley» gibt es nur ein Stückfass. Schillerndes, ungemein fokussiertes Bouquet mit flintigen Steinmehl-Noten,deutliche Mineralik vom Schiefer, Flusskiesel und Quarzit, dazu ätherische Kräuternoten.Am Gaumen mit linearer Struktur, wirkt schlanker als in den Vorjahren, ein engmaschiger, kühler und detaillierter Riesling, der mit seiner steinigen Art punktet, zeigt viel Rasse, aber auch Raffinesse. Im Finale mit feuersteinigen und salzigen Noten! Zeigte sich in der Nachprobe noch etwas besser, braucht Zeit. 18,5+/20

94–96
/100

Galloni über: Riesling Auf der Ley Großes Gewächs (Versteigerungswein)

-- Galloni: The 2022 Riesling Monzinger Auf der Ley Grosses Gewächs opens with impressions of the freshest, zestiest lemon. The palate presents clear-cut stony purity against a gentle, lemony yeasty backdrop. As the wine warms, Mirabelle hints appear, but the principal notion is tone, verve and elegance. The 2022 is lithe yet profound, absolutely serene and so long. Available at auction: 700 bottles, 120 magnums, 12 double magnums. (Bone-dry) 94-96/100

Mein Winzer

Emrich Schönleber

Im Auf und Ab der Weingeschichte genossen die Steilhänge der Nahe Anfang des 19. Jahrhunderts schon einmal allerhöchstes Ansehen. Auch Johann Wolfgang von Goethe hielt das allgegenwärtige Lob in seinen Notizen fest: »Nun rühmte die Gesellschaft einen in ihrer Gegend wachsenden Wein, den Monzinger...

Riesling Auf der Ley Großes Gewächs (Versteigerungswein) 2022