Vina El Pison Tempranillo 2022

Bodegas Artadi - Laguardia: Vina El Pison Tempranillo 2022

BIO

Zum Winzer

100+
100
2
Tempranillo 100%
5
rot, trocken
14,5% Vol.
Trinkreife: 2033–2073
Verpackt in: 6er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
seidig & aromatisch
3
Lobenberg: 100+/100
Parker: 95–97/100
6
Spanien, Rioja
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Vina El Pison Tempranillo 2022

100+
/100

Lobenberg: Das Flaggschiff von Artadi. El Pisón ist ein Weinberg mit 2,4 Hektar in Laguardia, die Reben wurden 1945 gepflanzt und stehen in Südostexposition. Aber auch dieser Wein hat sich im Charakter mit 2022 durchaus verändert durch die Reduzierung von Neuholz, durch den Ausbau im Tonneau, Demi-Muid und 3000-Liter-Fass. Klar, durch die verbliebenen 20 Prozent Neuholz haben wir immer noch eine leichte Kaffeenote in der Nase, Röstaromen und etwas Kokos. Viel schwarze Frucht, die aus der Lage und dem Alter der Reben stammt. Aber das atmet der Wein auch weg, das verträgt er. Schwarzkirsche, etwas Cassis, aber das Ganze sehr fein bleibend. Eher wie ein Merlot vom Kalkstein-Plateau Saint-Émilions. 2022 in dieser unendlichen Feinheit, Troplong Mondot ging in diese Richtung… Auch ein Hauch von Cabernet darunter, der natürlich nicht vorhanden ist, denn es ist ein reiner Tempranillo. Aber irgendwo schwankt der Wein ein bisschen zwischen Figéac und Troplong-Mondot, dazu hat er rotfruchtige Elemente wie ein Léoville-Las-Cases. Im Grunde hätte ich blind eher auf dieses ultrafeine Bordeaux-Jahr 2022 getippt als auf den El Pison, den ich bisher nur mit deutlich mehr Holz geschminkt kannte. Helle Lakritze, Nutella und Pralinen dahinter, dazu Sahne und Karamelle. Sehr schicke Nase – fein! Man ahnt den Gerbstoff, aber das Ganze ist seidig und poliert. Der Wein hat einen tiefen pH-Wert und deshalb hat er im Mund eine unglaublich Frische! Das hätte ich 2022 gar nicht vermutet. Wir hatten das zwar schon in Form von Assoziationen an Hochlagen-Sangiovese im Valdegines und Chambolle Musigny im La Hoya. Aber im El Pison kommt das in einer so konzentrierten Form! Sehr schlanke, intensive Säure wie aus früh gelesenen Himbeeren – früh gelesene Pinot Noir, dazu frische Merlot, Sangiovese und ergänzt von Cabernet Sauvignon aus Saint-Julien. Ein Tanz um die Mitte herum – hochintensiv! Das ist Finesse pur – nicht ansatzweise so eine Wuchtbrumme wie in den Jahren und Jahrzehnten davor. Jetzt ungeschminkt nur die Wahrheit zeigend, nur das Kalkstein-Terroir mit dieser hohen Salzfracht. Hochlage, Cool Climate, spielerisch. Aber man muss Frische mögen, eindeutig. Wenn ich das jemandem im Vorfeld gesagt hätte, dass man 2022 bei Artadi eine so ausgeprägte Frische und Säure erlebt – niemand hätte das geglaubt. Ich war aber etwas vorgewarnt vom anderen Biodynamiker Oxer. Auch seine Weine, speziell der Kalamity, waren fast explosiv in ihrer Frische. Auch im El Pison sind dazu die Tannine in einer spielerischen Leichtigkeit und trotzdem intensiv vorhanden. Der Wein steht für zwei Minuten in seiner Léoville-Las-Cases-artigen Frische. Langsam kommen Assoziationen an Château Lafite dazu – gerade der 2022er Lafite könnte hier mit seiner unglaublichen Feinheit Pate gestanden haben. Definitiv ist Artadi 2022 eine absolut neue Erfahrung. Das Weingut steigt auf in den Reigen der absoluten Finessewinzer. Pison 2022 ist großes, feines, frisches Kino! 100+/100 *** Erstmals mit dem Jahr 2022 hat der seit 15 Jahren heiß herbeigesehnte Wechsel in Vergärung und Ausbau bei Artadi stattgefunden. Ab 2022 wird ein Großteil der Weine in Demi-Muids (600 Liter) und ein kleinerer Teil in Tonneaux (500 Liter) ausgebaut. Nur eine sehr geringe Anzahl Barriques verbleibt. Der Neuholz-Anteil ist inzwischen auf 20 Prozent gesunken. Nach der Vergärung im großen Holztank findet die Malo in den kleinen Holzfässern statt. Nach acht Monaten gehen die Weine in 3000-Liter Holzfuder. Danach folgt der Umzug nach sechs bis acht Monaten in den Stahltank. Dieser radikale Wechsel in Ausbau und Vergärung führt bei Artadi dazu, dass der Holzeinfluss dramatisch reduziert wird. Die Frucht und das Terroir stehen jetzt deutlich im Vordergrund. Schade eigentlich, dass es 15 Jahre gedauert hat, bis der Besitzer Juan Carlos und sein französischer Winemaker Jean-Francois einsichtig wurden. Dazu brauchte es erst die zahlreichen Reisen des Sohns Carlos durch die Weinwelt. Artadi beschreitet nun den Weg hin zur Finesse, der nun in Bordeaux, aber auch in der Rioja wie etwa bei Cuentavinas oder Oxer gegangen wird. Fette Frucht, Holz und brutale Tannine sind out. Jetzt zählen nur noch Feinheit und Finesse.

Jahrgangsbericht

Da ich als zuständiger Weinscout inzwischen einen Teil meiner Jahreszeit in Spanien verbringe, bin ich über Wetter und Klima vor Ort permanent gut im Bilde. Trockenheit, Hitze, wenige guten Regenfälle vor allem in den ersten 4 Monaten. Weil es im Winter wie auch im März April satt Regen gab, war die Basis für den trockenen Sommer perfekt. Und Wärme gab es auch zum Austrieb und auch zur Blüte, sich wie ein roter Faden bis zur Ernte ziehend. Dazu erstaunlich kühle Nächte im Mai, Juni, Juli und August, aber ein eher warmer trockener Spätsommer und Herbst. Die Story der großen Trockenheit wurde mir von jedem Winzer immer wieder erzählt. Und diese Story ist oft baugleich zu Bordeaux, das ja oft die gleiche Wetter- und Klimageschichte wie alle mittleren und östlichen Nordregionen Spaniens über das Jahr hat. Selbst die atlantischen frühen September-Unwetter und Regenmengen in Bordeaux und der Rioja bleiben seit dem Klimawandel oft aus, fast immer kann jetzt im September und Oktober in Ruhe bis zum optimalen Erntezeitpunkt gewartet werden. Die Ernte wurde nach etwas glücklichem kleinen Regen im Juli und August somit teilweise über 6-8 Wochen gestreckt. Die absolute Besonderheit in 2022 war aber auch in Spanien der kontinuierliche Verlauf der Trockenheit und Hitze und die relativ kühlen Nächte über das sommerliche Weinjahr. Die Reben waren 2022 perfekt assimiliert an das Klima. Trotz der Hitze war nichts gekocht, die Laubarbeit und Bodenbearbeitung der Winzer war dem Klima über die Jahre perfekt angepasst, eine perfekte Anpassung der Reben fand statt, war ganz anders als im von plötzlichen Hitzewellen dominierten Schock-Jahr 2003 mit schlecht präparierten Winzern und Weinbergen. Und auch 2022 gibt es, wider Erwarten von uns Laien, trotz oft hoher Alkoholgradationen eine erstaunliche Frische in den Weinen. Tiefe PH-Werte sind die Regel, die Biodynamiker sprechen von den tiefsten je gemessenen Werten. In Zusammenhang mit oft hohen Tanninlevel, hoher Reife, satter samtig seidiger Frucht, hohem Alkohol und zugleich famoser Säure, sprechen viele Winzer vom besten Jahr ihrer Geschichte (Oxer, Artadi und Cuentavinas), und das von der Rioja bis Ribera, vom Priorat bis Bierzo. ALLE Regler nach rechts! Und es gibt 2022 eine grandiose Harmonie und Balance und sensationelle Finesse und Feinheit. Wie in Bordeaux. Nach meiner Verkostung kann ich das durchaus in vielen Fällen bestätigen, obwohl es auch 2021 hochinteressante, oft sogar aufregendere und energiegeladenere Weine und oft sogar präzisere Weine gab. Für mich selbst war, von Einzelfällen abgesehen, 2021 und 2022 bei absolut verschiedenem Charakter eher auf gleicher Höhe, manchmal sogar mit leichtem Vorteil bei 2021. Wer z.B. 2022 bei so viel Feinheit zu viel neues Holz einsetzte oder die Weine zu lange im Holz ließ, konnte die Weine mit ihrer samtigen Seidigkeit auch mal zu »nett«, zu holzlastig und auch manchmal etwas belanglos ausfallen lassen. 2021 hatte klar mehr Druck und Wucht, um neues Holz wegzudrücken. Und wie in Bordeaux gilt auch in Spanien: Die besten Terroirs und alten Reben waren 2022 dramatisch im Vorteil und die Biodynamiker hatten »das Jahr der Jahre«.

95–97
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Parker über: Vina El Pison Tempranillo

-- Parker: The unbottled sample of the 2022 Viña El Pisón feels expressive, aromatic and open. It was in 500-liter barrels until it finished malolactic and then spent five months in an oak foudre to finish the élevage. It has more red fruit and flowers, and it's gentler, more approachable than the 2021. There is finesse and elegance here. 95-97/100

Mein Winzer

Bodegas Artadi – Laguardia

Juan Carlos de Lacalle brachte 1985 den vielleicht besten Weinberg der Rioja, die seit Generationen seiner Familie gehörende Amphitheaterlage "El Pison", in den Bio-Zusammenschluss "Cosecheros Alaveses" von 13 qualitätsbewussten Winzern in Laguardia ein. Nach der Auflösung der Cooperative halten...

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