Chardonnay R 2022

Schäfer Fröhlich: Chardonnay R 2022

VDP

Limitiert

Zum Winzer

96+
100
2
Chardonnay 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2042
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
voll & rund
3
Lobenberg: 96+/100
Jancis Robinson: 17,5+/20
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chardonnay R 2022

96+
/100

Lobenberg: Eine Auslese der kargsten Teile des Weinberg und der ältesten Rebstöcke, eine Weinbergsselektion. Früher war es meist eine Auswahl der besten Trauben, aber jetzt ist es wirklich eine Auswahl nur der ältesten Rebstöcke. Aber das war der falsche Weg für Tim, hier geht es nur über den Boden sagt Tim. Er braucht die kargen Böden ohne Erdauflage für die Spontangärung. Ausbau im Tonneaux. Spontanvergoren und komplett unfiltriert abgefüllt. Und auch identisch zum Weißburgunder sind die verblüffende Mineralität und Kühle wie bei den Rieslingen. Was sofort auffällt ist, dass hier kein üppiges Volumen in die Nase strömt, sondern eine feine Cool-Climate Frische. Um es mit Tim Fröhlichs Worten zu sagen: „Das hat Feuerstein wie noch was“. Das ist schon ein enormer Extremismus in der Art, eben typisch Tim Fröhlich. Wild, würzig, steinig, mit feiner Reduktionsnote. Straff, kühl und fest, mit total reifer, aber präziser Frucht. Beim Weißburgunder muss man sich schon anstregen, um diese Wildheit zu bekommen sagt Tim, beim Chardonnay kommt das ganz von selbst, weil er mehr Bodencharakter transportiert. Die Nase zeigt initial nur nasses Gestein, kühlen Rauch, grünen Speck und ausgepresste Limette. Auch hier gibt es keine Malo, für Tim verlieren die Weine etwas den salzigen Grip durch die Malo, deshalb hadert er damit. Was für ein irrer Mineralgrip im Mund, salzig, griffig, feintexturiert. Im Mund eine wahnsinnige Frische, sehr straight, gar nicht so extrem wie die Nase vermuten lies. Keine Frage, das ist schon enorm steinig, aber eben nicht karg, man hat die Wildheit und Steinigkeit der Lage auf der Zunge, aber es waren total reife Trauben, daher ist es auch gewissermaßen charmant und angenehm zu trinken in all seiner Radikalität und Fokussierung auf den Feuerstein. Schmeckt wie ein kühlerer, schlankerer Chassagne-Montrachet. 96+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

17,5+
/20

Jancis Robinson über: Chardonnay R

-- Jancis Robinson: Cool, focused aromas of flint and toast, apple, lemon curd; daringly mineral driven. Edgy spice and focused fruit keep the tension high. Wild agility and salty thrill. And yet through it all it is still a laser-focused, craggy Chardonnay the likes of which I've never experienced. Not yet released, but could be GV? 17,5+/20

Mein Winzer

Schäfer Fröhlich

Seit 1800 betreiben Fröhlichs Weinbau an der Nahe. Tim Fröhlich bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie das 16 Hektar große Weingut. Die Lagen mit ihren unterschiedlichen Gesteinsböden bilden das Fundament für unverwechselbare, authentische Rieslinge.

Chardonnay R 2022