Riesling Felseneck Großes Gewächs 2022

Schäfer Fröhlich: Riesling Felseneck Großes Gewächs 2022

VDP

Limitiert

Zum Winzer

100
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2029–2055
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
3
Lobenberg: 100/100
Lobenberg in Wiesbaden: 100/100
Suckling: 98/100
Decanter: 98/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Felseneck Großes Gewächs 2022

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Lobenberg: Die Hanglage des Felsenecks beträgt bis zu 70 Prozent. Komplett blauer Schiefer, ein sehr kühler Untergrund. Trotzdem eine sehr warme, Süd-exponierte Lage. Der am längsten in Besitz befindliche Weinberg des Gutes. Nicht terrassiert, sondern steile, lange Reihe, brutale Handarbeit. Die langen Reihen werden manchmal durch Steinmauern unterbrochen. Das Felseneck ist irgendwo der Mittelweg, die goldene Mitte, zwischen Halenberg und Stromberg. Er hat diese ultrakristalline Feuersteinigkeit des Stromberg, diese pure, schwebende Eleganz und zugleich dieses dunklere, packendere des Halenberg. Dennoch setzt er bei beiden noch einen drauf, weil er eben feiner ist als der Halenberg und noch klarer wirkt als der Stromberg. Ein Duft wie Quellwasser, das einen Vulkan hinabläuft. Rauchig, würzig, feuersteinig, riecht wie nasse Schieferplatten nach einem ausgiebigen Regen. Auch deutlich Tonicwater und Eukalyptus. Der 2022er Felseneck wirkt famos elegant, schwebend filigran, trotzdem dicht und kraftvoll. Ihm fehlt nichts, er wirkt nur noch feiner gezeichnet als im extraktreicheren Vorjahr. Man meint am Schiefergestein zu lecken, salzig, staubig, würzig-traubig. Das ist schon sehr nah am Geschmack von frischen, knackig-grünen Weintrauben, gepaart mit diesem so extrem ausgeprägten Bodengeschmack aus den kargsten Parzellen. Dann wird der Stoff eben so wild und doch harmonisch und elegant. Schwer zu glauben. Vom Charakter irgendwo zwischen 2020 und 2021 liegend, die Säure etwas seidiger, die Klarheit on Point. Tim hat es wieder auf die Spitze getrieben im Felseneck. Eleganz, Salz, Schieferwürze, Kargheit, Finesse – alle Regler nach rechts und ab gehts. Wieder ganz weit vorne in Deutschland dieses Jahr und wahrscheinlich sogar Anwärter auf die Spitze neben Bürklins Kirchenstück. 100/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

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Lobenberg in Wiesbaden über: Riesling Felseneck Großes Gewächs

-- Lobenberg in Wiesbaden: Felseneck GG. Die Quadratur des Kreises? Reduktion wie Halenberg. Stein wie Stromberg. Harmonie und Erhabenheit dazu. Durchdringender, brutal intensiver Mund mit toller salzig mineralischer Schärfe. Und doch trotz extremer Mineralität und Reduktion einfach dramatisch wollüstig, lecker, offenherzig und vereinnahmend. Viele klassische Rieslingtrinker werden Schäfer-Fröhlich wie auch von Winning nicht mögen. Für mich ist das einfach das Größte. Nicht höher bewertet als Dönnhoff (geht ja kaum), aber genau mein Approach an Riesling, meine Versöhnung mit der Säure und Frische. Reduktion, Schmelz und Holz als Brücke ins Burgund und an die Loire. Felseneck 22 habe ich gestern als 100+ »Final« Versteigerungswein probiert, lassen Sie die 600 Euro stecken, kaufen Sie lieber 12 des normalen Fasses Felseneck! 100/100

98
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Suckling über: Riesling Felseneck Großes Gewächs

-- Suckling: What amazing harmony this Nahe riesling GG has in spite of the vibrancy of its very racy acidity. Amazing spice and smoke in the nose with notes of pomelo and grapefruit on the concentrated and impeccably proportioned palate. Some grapefruit pith bitterness at the finish, but this just adds to the excitement that the slatey minerality generates and beams out to the whole galaxy. Drinkable now, but best from 2024. 98/100

98
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Decanter über: Riesling Felseneck Großes Gewächs

-- Decanter: In a class of its own, almost as in every vintage. The steep site, visible from the winery, with its soil mixture of Rotliegend, slate, quartzite and basalt, is firmly associated with Schäfer-Fröhlich. Resting long on fine lees, it's rather restrained, with lemongrass, lemon jelly, mint and verbena, everything still tightly laced and held together by taut but ripe acidity, but you can feel the underlying power, which is set to evolve in the future. Overwhelming length on the finish. 98/100

Mein Winzer

Schäfer Fröhlich

Seit 1800 betreiben Fröhlichs Weinbau an der Nahe. Tim Fröhlich bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie das 16 Hektar große Weingut. Die Lagen mit ihren unterschiedlichen Gesteinsböden bilden das Fundament für unverwechselbare, authentische Rieslinge.

Riesling Felseneck Großes Gewächs 2022