Riesling Forster Kirchenstück Großes Gewächs 2022

Reichsrat von Buhl: Riesling Forster Kirchenstück Großes Gewächs 2022

BIO

VDP

Zum Winzer

99
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2029–2052
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
3
Lobenberg: 99/100
6
Deutschland, Pfalz
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Forster Kirchenstück Großes Gewächs 2022

99
/100

Lobenberg: Das Forster Kirchenstück. Seit 200 Jahren die höchst-bewertete und meist-geschätzte Lage der Pfalz. Buntsandsteinverwitterungen mit Ton-, Sand-, Kalk- und Basaltanteilen. Direkt hinter der Kirche der Gemeinde gelegen und von einer kleinen Mauer umgeben, würde die Lage in Frankreich wohl Clos de L’Eglise Grand Cru genannt. Die Nase ist archetypisch für diese Lage. Einfach nur Erhabenheit. Das ist ein Hammer an Eleganz. Ruhig und ausgeglichen, aber es hat doch auch einen gewissen Schub aus reifer Mandarine und Orangenzeste. So hell-mineralisch und schon in der Nase so dicht und cremig. Feine weiße Blüten kommen dazu, dann blonder Tabak, Kalkstein, Feuerstein. Der Holzausbau zeigt sich hier deutlicher als im Pechstein direkt daneben. Wenn Pechstein Chablis war, dann geht das hier jetzt in Richtung Corton-Charlemagne. Strahlend, hell und mit einer kristallinen Qualität ausgestattet, die an Quarzgestein und Kreide denken lässt. Mit ultrafeinem Fruchtausdruck, der sich mit der hellsteinigen Mineralität und den salinen Anklängen zu einem gebündelten Bouquet wie aus einem Guss vereint. Mühelos, elegant und getragen, alles ist fein verwoben und im Fluss. Die Säurestruktur ist nahtlos in den Körperbau integriert, seidig, stromlinienartig und hochfein, alles strömt über zarte Gesteinsnoten. Ruhig mit mild-herber Zitrusfrucht wie Kumquat. Druckvoll, wirkt jetzt noch eingesperrt in dieser schlummernden Dichte. Das hat durchaus sattes Volumen, aber keine Schwere. Die Säure und die feinsandige Mineralität tragen den Wein, ohne dass man sie wirklich bemerkt. Alles ist so fein zusammengeschweißt, dass man die einzelnen Elemente nicht wahrnimmt. Und doch ist alles da. Wie ein perfekt eingespieltes Orchester, dass zu einem einzigen Klang verschmolzen scheint. Hallt quasi ewig nach und verbleibt mit profunder Kraft und Salzigkeit am Gaumen. Das ist eben die Magie des Kirchenstücks. Großartiger Stoff, ein Langstreckenläufer. 99/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

Mein Winzer

Reichsrat von Buhl

Mitten in Deidesheim, im Herzen der Pfälzer Mittelhaardt, liegt das Weingut Reichsrat Von Buhl. Ein seit über 170 Jahren familiengeführter Spitzenbetrieb, der seit jeher bekannt ist für seine großartigen Terroirs in den mitunter renommiertesten Weinbergslagen des Landes. Hier entstehen...

Riesling Forster Kirchenstück Großes Gewächs 2022