Riesling Marienburg Fahrlay Terrassen Großes Gewächs 2022

Clemens Busch: Riesling Marienburg Fahrlay Terrassen Großes Gewächs 2022

BIO

VDP

Zum Winzer

97–98+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2031–2055
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
voll & rund
3
Lobenberg: 97–98+/100
Mosel Fine Wines: 96/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Marienburg Fahrlay Terrassen Großes Gewächs 2022

97–98+
/100

Lobenberg: In der Lage Fahrlay stehen auf den oberen Terrassen uralte Reben, viele davon in Einzelpfahlerziehung, viele davon wurzelecht. Komplett blauer Schiefer, sehr hartes, etwas feuchtes Gestein, das sehr salzige, karge und steinige Weine hervorbringt. Die Fahrlay Terrassen sind komplett nach Süden ausgerichtet, nur terrassierte Parzellen. Die einzelnen Terrassen werden nach ihrer Reife unterschiedlich behandelt. Teilweise Maischestandzeiten von einigen Stunden während des Pressvorgangs bei maximal 0,4 Bar Druck, aber nur wegen der langsamen Pressung, ansonsten gab es kaum Schalenkontakt in 2022. Clemens fand die Trauben zu fragil in diesem Jahrgang. Immer zu 100 Prozent botrytisfrei, in 2022 gab es auch quasi Null. Natürlich biodynamische Arbeit, spontan vergoren und der Ausbau wie immer im alten 1000 Liter Fuder. Direkt nach dem Marienburg probiert, der vom grauen Schiefer kommt, ist diese Topselektion aus den Fahrlay Terrassen vom blauen Schiefer ein richtiger Paradigmenwechsel. Das feuchte Gestein kommt zuerst aus dem Glas, es schlägt einem fast ins Gesicht. Dann frisch geschälter Ingwer mit seiner herben Schärfe, Anis und Holunderbeeren, getrocknete Wiesenblüten und provencalische Kräuter. Die Terrassen haben immer mehr Reife von der wärmeren Exposition mit den Einzelpfählen als im normalen Fahrlay. Schiebt schon mächtig an, dann kommt hinten raus Zug ohne Ende, griffige Phenolik die sich in ganz feinem Salz auflöst. Das ist schon ein unglaublich dichter, reicher und kraftvoller Stoff. Obwohl er so intensiv mineralisch und herbsaftig, dunkel und etwas wild ist, ist er in 2022 deutlich zugänglicher, charmanter und ausgewogener als im freakigen Vorjahr, dass so dramatisch viel Säure hatte. Spannend, ergreifend, multikomplex und intensiv. Ein Wein für alle Sinne – und super delikat. 97-98+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

96
/100

Mosel Fine Wines über: Riesling Marienburg Fahrlay Terrassen Großes Gewächs

-- Mosel Fine Wines: The 2022er Marienburg GG Fahrlay Terrassen, as it is referred to on the main part of the label, was fermented spontaneously in traditional oak casks from fruit harvested in a prime terraced part of the blue slate Fahrlay sector. This white-hay-colored wine offers a beautiful even if still a touch reduced nose driven by floral elements, wet stone, ginger, herbs, pear, and grapefruit. It is beautifully firm and subtly zesty on the impeccably balanced palate. The finish is packed with tart minerals, complex, and very precise flavors of lemon and pear, and some wet stone which will duly fade away at maturity. This is a stunning dry Riesling in the making however we urge our readers to let their bottles rest a few years (ideally more than five) before opening them: This beauty needs time! 2027-2042 96/100

Mein Winzer

Clemens Busch

Das Weingut von Clemens Busch liegt im malerischen Pünderich am Anfang der Terrassenmosel. Seit 1986 arbeiten Rita und Clemens Busch hier nach strengen Kriterien des ökologischen Weinbaus, was sie sich inzwischen auch haben zertifizieren lassen.

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