Riesling Steinberg Großes Gewächs 2022

Gut Hermannsberg: Riesling Steinberg Großes Gewächs 2022

VDP

Zum Winzer

96–97+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
11,5% Vol.
Trinkreife: 2029–2053
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 96–97+/100
Lobenberg in Wiesbaden: 96–97/100
Suckling: 95/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Steinberg Großes Gewächs 2022

96–97+
/100

Lobenberg: Biologische Weinbergsarbeit, Ganztraubeneinmaischung, nur kurze Standzeiten, komplett im Holz ausgebaut. Erst seit 2015 sagt Karsten Peter, dass er verstanden hat, den Weinberg zu bändigen. Der Wein war früher so extremistisch und karg, geradezu brutal in seiner Art. Aber jetzt hat er die Trinkbarkeit, die Balance gewissermaßen gefunden. Aber es war ein langer Lernprozess diesen extrem kargen Weinberg zu verstehen, der ja quasi nur aus Stein besteht. Der Name ist hier wirklich Programm, das ist alleine optisch schon ein Gesteinshammer. Sicher einer der beeindruckensten Weinberge Deutschlands, könnte auch in Chablis liegen. Die Nase des 2022ers ist kühl, steinig und rauchig. Es gibt hier nur wenig Raum für Frucht neben diesem kompakten, auf den Boden reduzierten Ausdruck. Ein Zusammenspiel verschiedenster Mineralgerüche, man kann es kaum auseinanderhalten. Der Mund ist konzentriert und fest, hat eine immense steinige Tanninstruktur, über die der Wein entlangläuft. Die Konstante ist das Gestein. Ehrlich gesagt genieße ich diesen Wein in seiner hammerharten Steinigkeit, aber irgendwo auch in der Jugend. Es ist ein bisschen ein Extremist, aber er hat halt doch genug Druck und seidigen Extrakt, um nicht brutal zu sein. Wie Karsten sagte, er hat irgendwo die Balance gefunden und das schmeckt man wirklich. Entgegen der etwas schlankeren Mosel, hat die Nahe schon ziemlich Druck und Kraft in 2022. 96-97+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

96–97
/100

Lobenberg in Wiesbaden über: Riesling Steinberg Großes Gewächs

-- Lobenberg in Wiesbaden: Steinberg GG 22 von Hermannsberg trifft archetypisch die Nahe. Saftig, aromatisch, dicht und reich. Frische Limette und auch Apfel. Reduktion undauch saftige Wollust. Große Länge. Salzig mineralischer Nachhall. Alles passt. Nicht ganz groß, aber verdammt gut. 96-97/100

95
/100

Suckling über: Riesling Steinberg Großes Gewächs

-- Suckling: What an amazingly expressive nose of wild herbs this has, and behind that is a mass of ripe citrus zest character. Powerful and focused with a terrific zesty and stony vitality. Brilliant and delicate finish. From organically grown grapes with Fair'n Green certification. Drink or hold. 95/100

Mein Winzer

Gut Hermannsberg

Im Jahr 1901 gründete der preußische Staat die Domäne und erwarb die ersten Flächen: steiles, zerklüftetes und felsiges Gelände inklusive einer ehemaligen Kupferschürfung.

Riesling Steinberg Großes Gewächs 2022