Barolo Cerequio 2019

Roberto Voerzio: Barolo Cerequio 2019

Zum Winzer

100
100
2
Nebbiolo 100%
5
rot, trocken
14,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2055
Verpackt in: 6er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
strukturiert
3
Lobenberg: 100/100
Suckling: 98/100
6
Italien, Piemont
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Barolo Cerequio 2019

100
/100

Lobenberg: Cerequio liegt direkt neben, bzw. leicht versetzt unterhalb von Brunate, kurz hinter dem Ortsausgang von La Morra Richtung Barolo. Es ist etwas wärmer hier. Wie alle Lagen von Voerzio hat auch dieser Weinberg nur gut einen Hektar Größe. Die Exposition ist Südost. Der Weinberg liegt durchschnittlich auf ungefähr 300 Meter Höhe, extrem hoch, aber hier ist es schon deutlich wärmer als in La Serra, was in kühlen Jahren ein klares Plus ist, in warmen Jahren ein Nachteil. Jede Pflanze, also jeder Weinstock, bringt bei Roberto Voerzio nur knapp 500 Gramm Beeren aus maximal 4-5 winzigen Trauben. Nur die stocknahen 5 Trauben werden belassen und einige Zeit vor der Lese wird die untere Hälfte der Traube (mit der höheren Säure) vorsichtig weggeschnitten. Diese Ertragsreduzierung soll aber nicht die Intensität erhöhen, sondern saftige Frucht mit genialer Balance erreichen. Wahrscheinlich ist Voerzio der extremste Winzer der Welt. Bei so extremer und qualitativ auch gewünschter Ertragsreduktion ist es dauerhaft jedoch wichtig, die Stockdichte auf 8.000 je Hektar zu erhöhen. Cerequio hat 2017 die Umwandlung hin zu einer hohen Pflanzdichte abgeschlossen. Die Reben sind hier im Durchschnitt 20 Jahre alt. Natürlich erfolgt die Arbeit vom Weinberg bis zum Keller biologisch-organisch (auf Robertos Wunsch nicht zertifiziert, da das Ansehen der italienischen Zertifikate wegen diverser Undurchsichtigkeiten arg ramponiert ist). Nur Spontanvergärung. Wie alle Weine Voerzios 100 Prozent entrappt und für zwei Jahre in burgundischem, sehr dichtporigem Holz, das minimal getoastet wurde, ausgebaut. 20 bis 25 Prozent der Fässer sind neu, der Rest wurde maximal sechs Mal befüllt. Bei so geringen Erträgen und biodynamischer Weinbergsarbeit ist die Traubenreife deutlich schneller als bei Standardbetrieben, i.d.R. gibt es hier 3 Wochen Vorsprung, man erntet vor allen Kollegen oder erreicht in anders verlaufenden Jahren eine höhere Reife und Komplexität. Auch liegt bei Voerzio trotz der hohen inneren Reife die Säure immer höher. Voerzios Weine sind immer reif und extrem frisch zugleich. Cerequio hat zwar ein ähnliches Terroir wie Brunate, trotzdem ist Cerequio wegen seiner höheren Wärme im Mikroklima meistens etwas kraftvoller und dichter. Cerequio ist immer sehr besonders. Es ist eine Lage, die polarisiert. Mal finde ich den Wein überragend, mal finde ich ihn auf ganz hohem Niveau einen der schwächeren Crus. Viel saftig rote Kirsche, mit einem Hauch Herbstwald und fein duftenden orientalischen Gewürzen, einem Hauch Vanille und Zedernholz. Die Nase ist zum Reinlegen schön. Sie nimmt einen in den Arm und zieht einen direkt ins Glas. Eine Lorelei! Auch ein Hauch ätherische Mandarinenschale. Der Mund ist fokussiert mit Puderzucker-feinen Tanninen, die sich sanft um die Zunge legen. Dieser Wein ist saftig und phänomenal schön animierend. Ich denke, trotz der Größe des Jahrgangs ist der Cerequio schon in wenigen Jahren in seinem Trinkfenster angekommen. Einer der köstlichsten und saftigsten Weine des Jahres und wegen seines Lecker-Gens mit La Serra ganz vorne bei Voerzio. 100/100

Jahrgangsbericht

Der Jahrgang 2019 ist im Piemont wie auch in vielen anderen Regionen Europas ein magisches Jahr der Perfektion, er wird als klassischer Jahrgang hoch gelobt und im selben Zuge auch hoch bewertet. Viele Winzer vergleichen den Jahrgang mit dem Weltklasse-Ausnahme-Jahrgang 2016, besonders wegen der Tannindichte, Konzentration und Power der Weine. Den entscheidenden Unterschied zu den 2016ern macht aber die Balance der vielen dichten Tannine mit der wollüstigen Frucht, die süßer und saftiger ist als in den 2016ern. Die vibrierend frische, ausgleichende Säurestruktur der Weine sorgt für die ultimative, herausragende Balance. Der hohe Anteil an Polyphenolen bringt dabei vor allem bei Nebbiolo eine gesund leuchtende Farbe hervor, die tiefer und intensiver ist als in den Vorjahren. Im Grunde genommen haben die 2019er den Genuss-Regler lauter aufgedreht als die 2016er, sie sind eine hedonistische Version dieses klassischen Jahrgangs. Trotz all der Saftigkeit und Balance werden die Weine aber einige Zeit brauchen, um in ihr ideales Trinkfenster zu kommen, frühestens ab 2025, idealerweise ab 2028 geht’s los. Die Topweine haben das Zeug dazu, locker 20 und mehr Jahre im Keller zu reifen. Sie sind stramme, elegante Marathonläufer.

98
/100

Suckling über: Barolo Cerequio

-- Suckling: Raspberries and flowers and hints of citrus on the nose. Medium- to full-bodied with a tight and focused palate of fruit, with tight and firm tannins. Reserved and powerful. Great bottle. Try after 2029. 98/100

Mein Winzer

Roberto Voerzio

„Der Barolo, den ich anstrebe, soll ein strenger Wein sein, komplex an der Nase und am Gaumen sehr feurig. Man soll verstehen, dass er Frucht bester Weinberge ist, geduldiger und emsiger Arbeit, großer Leidenschaft, in großer Einfachheit und mit Respekt vor der Natur.“ (Roberto Voerzio)

Barolo Cerequio 2019