Barolo Brunate 2019

Roberto Voerzio: Barolo Brunate 2019

2
Nebbiolo 100%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2028–2045
Verpackt in: 6er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
strukturiert
3
Lobenberg: 98/100
Suckling: 99/100
6
Italien, Piemont
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Barolo Brunate 2019

98
/100

Lobenberg: Brunate liegt direkt neben, bzw. leicht versetzt unterhalb von La Serra, oberhalb von Cerequio, kurz hinter dem Ortsausgang von La Morra Richtung Barolo. Wie alle Lagen von Voerzio hat auch dieser Weinberg nur gut einen Hektar. Die Exposition ist Ost/ Südost. Der Weinberg liegt durchschnittlich auf ungefähr 380 Meter Höhe. Brunate gilt unter Kennern zusammen mit Cannubi historisch als eine der zwei besten Cru aller Barolo-Lagen der Langhe. Die Böden bestehen aus kalkhaltigem Tuffa und Mergel. Jede Pflanze, also jeder Weinstock, bringt bei Roberto Voerzio deutlich unter 300 Gramm Beeren aus maximal 5 winzigen Trauben. Nur die stocknahen 5 Trauben werden belassen und einige Zeit vor der Lese wird die untere Hälfte der Traube (mit der höheren Säure) vorsichtig weggeschnitten. Diese Ertragsreduzierung soll aber nicht die Intensität erhöhen, sondern saftige Frucht mit genialer Balance erreichen. Wahrscheinlich ist Voerzio der extremste Winzer der Welt. Bei so extremer und qualitativ auch gewünschter Ertragsreduktion ist es dauerhaft jedoch wichtig, die Stockdichte auf Zehntausend je Hektar zu erhöhen. Das erfolgt laufend, aber das wird auch noch Aufgabe der Folgegeneration bleiben. Das Durchschnittsalter der Reben in Brunate ist um die 40 Jahre. Natürlich erfolgt hier die Arbeit vom Weinberg bis zum Keller biologisch-organisch (auf Robertos Wunsch nicht zertifiziert, da das Ansehen der italienischen Zertifikate wegen diverser Undurchsichtigkeiten arg ramponiert ist). Nur Spontanvergärung. Wie alle Weine Voerzios 100 Prozent entrappt und für zwei Jahre in burgundischem, sehr dichtporigem Holz, das minimal getoastet wurde, ausgebaut. 20 bis 25 Prozent der Fässer sind neu, der Rest wurde maximal sechs Mal befüllt. Bei so geringen Erträgen und biodynamischer Weinbergsarbeit ist die Traubenreife deutlich schneller als bei Standardbetrieben, i.d.R. gibt es hier 3 Wochen Vorsprung, man erntet vor allen Kollegen oder erreicht in anders verlaufenden Jahren eine höhere Reife und Komplexität. Auch liegt bei Voerzio trotz der hohen inneren Reife die Säure immer höher. Voerzios Weine sind immer reif und extrem frisch zugleich. Brunate ist leider immer die kleinste Menge. Nicht nur bei Voerzio, sondern auch bei allen anderen, die das Glück haben ein Stück Brunate zu besitzen oder gepachtet zu haben. Brunate zeichnet sich dadurch aus, dass es eben den wahren Kompromiss, die wahre Harmonie darstellt zwischen dem kühlen Weinberg La Serra und dem warmen Cerequio. Eine absolute Kultlage, die von vielen für die größte Lage des Ortes gehalten wird. Aus dem Glas steigt ein sinnlicher Traum von Duftigkeit. Mittleres Rubinrot. Tiefe, würzige, dunkle Nase. Das ist erdig dicht und auch ernster als der saftige Rocche mit seiner süßen Frucht. Würzige Pflaumen, Brombeeren und etwas rote Beete, die aber sogleich in duftende Vanille, Blüten und Herbstwald übergehen. Die Nase vibriert tiefdunkel und intensiv. Das ist schon eine sehr komplexe und perfekte Nase. Im Mund hat dieser Brunate monumentale, muskulöse Tannine, Struktur und unendlich viel Druck. Der Wein zeigt seine Bodybuilder Muskeln mit Stolz. Dabei ist er zugleich aber auch wundersam zart. So eine Art harter Kerl mit weichem Kern. Die Reife der Frucht sorgt für dieses wunderbare Gleichgewicht. Sehr eindrucksvoll. Ein wunderbar kompletter Wein. Auch hier wieder mit einem Hauch Pfirsich im Nachhall, den ich dieses Jahr bei fast allen Voerzio Weinen schmecke. 98/100

Jahrgangsbericht

Der Jahrgang 2019 ist im Piemont wie auch in vielen anderen Regionen Europas ein magisches Jahr der Perfektion, er wird als klassischer Jahrgang hoch gelobt und im selben Zuge auch hoch bewertet. Viele Winzer vergleichen den Jahrgang mit dem Weltklasse-Ausnahme-Jahrgang 2016, besonders wegen der Tannindichte, Konzentration und Power der Weine. Den entscheidenden Unterschied zu den 2016ern macht aber die Balance der vielen dichten Tannine mit der wollüstigen Frucht, die süßer und saftiger ist als in den 2016ern. Die vibrierend frische, ausgleichende Säurestruktur der Weine sorgt für die ultimative, herausragende Balance. Der hohe Anteil an Polyphenolen bringt dabei vor allem bei Nebbiolo eine gesund leuchtende Farbe hervor, die tiefer und intensiver ist als in den Vorjahren. Im Grunde genommen haben die 2019er den Genuss-Regler lauter aufgedreht als die 2016er, sie sind eine hedonistische Version dieses klassischen Jahrgangs. Trotz all der Saftigkeit und Balance werden die Weine aber einige Zeit brauchen, um in ihr ideales Trinkfenster zu kommen, frühestens ab 2025, idealerweise ab 2028 geht’s los. Die Topweine haben das Zeug dazu, locker 20 und mehr Jahre im Keller zu reifen. Sie sind stramme, elegante Marathonläufer.

99
/100

Suckling über: Barolo Brunate

-- Suckling: Lots of rose petal notes here with pure fruit like raspberries and fresh strawberries. Full and powerful with lots of tannins yet the core of fruit is fresh and beautiful. It’s not overly chewy or aggressive. It shows purity and focus. A fantastic wine. Drink after 2029. 99/100

Mein Winzer

Roberto Voerzio

„Der Barolo, den ich anstrebe, soll ein strenger Wein sein, komplex an der Nase und am Gaumen sehr feurig. Man soll verstehen, dass er Frucht bester Weinberge ist, geduldiger und emsiger Arbeit, großer Leidenschaft, in großer Einfachheit und mit Respekt vor der Natur.“ (Roberto Voerzio)

Barolo Brunate 2019