Riesling Bernkasteler Doctor Spätlese (Versteigerungswein) 2021

Thomas Haag / Schloss Lieser: Riesling Bernkasteler Doctor Spätlese (Versteigerungswein) 2021

VDP

Zum Winzer

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Riesling 100%
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weiß, süss
7,0% Vol.
Trinkreife: 2028–2061
Verpackt in: 6er
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Lobenberg: 100/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Bernkasteler Doctor Spätlese (Versteigerungswein) 2021

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Lobenberg: Neben dem GG hat Thomas Haag aus seiner rarsten und teuersten Lage dieses Jahr auch eine Spätlese ernten können. 2021 ist ohnehin DAS Jahr für Spätlesen, denn sie schmecken so filigran und leichtfüßig wie Kabinette, die reinste Trinkfreude und in der Mineraität und krachenden Vibration so klassisch Mosel wie lange nicht mehr. Die Süße spielt hier eine sehr untergeordnete Rolle, Gestein, frische Erde, Pistazie, Quitte, Aprikose, Limettenzeste, alles verbindet sich auf wundersame Weise zu einem Laserstrahl allererster Güte, der über die Zunge schießt, dass es nur so kracht. Die saftige Säurespur ist perfekt mit dem dichten Körperbau verwoben und lässt den Wein fliegen. Eine Moselspätlese nahe der Perfektion aus der mythenbehaftetsten Lage der Mittelmosel! 100/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

Mein Winzer

Thomas Haag / Schloss Lieser

Ein klassischer Wein von der Mittelmosel stellt so ziemlich das luftigste und leichteste dar, was an Wein möglich ist. Dabei sind es keine Leichtweine, sondern äußerst vielschichtige Tropfen mit subtilem Gleichgewicht, wenn sie so gelungen sind wie die Weine von Thomas Haag.