Weingut Wagner-Stempel: Riesling Scharlachberg Großes Gewächs 2023

Weingut Wagner-Stempel: Riesling Scharlachberg Großes Gewächs 2023

BIO

VDP

Zum Winzer

97+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2027–2043
Verpackt in: 6er
9
exotisch & aromatisch
voll & rund
mineralisch
3
Lobenberg: 97+/100
Suckling: 97/100
Galloni: 95/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Scharlachberg Großes Gewächs 2023

97+
/100

Lobenberg: Daniel Wagner tauscht eine Parzelle Heerkretz gegen eine Parzelle Scharlachberg mit Weingut Bischel in einem freundschaftlichen Pachttausch, um diese sehr unterschiedlichen Terroirs jeweils mit eigener Handschrift zu vinifizieren. Spontanvergoren auf 1.5 Gramm Restzucker und sowohl im Edelstahl als auch im Stückfass ausgebaut. Der Wein stammt aus einer hochgelegenen Parzelle auf rotem Quarzitboden. Der Scharlachberg ist neben Wagner-Stempels Paradelage Heerkretz der wärmere Weinberg, der ausladendere und reichere Weine hervorbringt. Es ist ohne Zweifel eine der besten Lagen im Norden Rheinhessens. Er ist etwas cremiger und warm-würziger als der sehr kühl-steinige Heerkretz. Der hochmineralische Boden verleiht aber auch dem Scharlachberg einen immensen, unterliegenden Spannungsbogen. Der Scharlachberg ist atemberaubend in seiner Dichte und Kraft, obwohl er keineswegs fett ist, in seiner athletischen Ausrichtung sogar weit davon entfernt. Satter Fruchtausdruck von gelbem und rotem Weinbergspfirsich, Grapefruitzesten und weißem Tee. Wahnsinnig steiniger Mundeintritt, der von der Fruchtdichte charmant eingehüllt wird. Er mag durch sein Plus an leichter Cremigkeit etwas früher zugänglich sein als der Gesteinskracher Heerkretz, ist aber mitnichten weniger mineralgeprägt und blüht ebenfalls erst nach langer Reife so richtig auf.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

97
/100

Suckling über: Riesling Scharlachberg Großes Gewächs

-- Suckling: A powerful and warm dry riesling, although it is only at the upper limit of medium-bodied. Fantastic white peach fruit is married to a restrained creaminess and a delicate stony freshness that illuminates this beautifully right through the very long and pristine finish. From organically grown grapes. Drink from release.

95
/100

Galloni über: Riesling Scharlachberg Großes Gewächs

-- Galloni: The 2023 Riesling Scharlachberg Grosses Gewächs was grown on the quartzite of this site, which sits above the confluence of Nahe and Rhine. Crushed tansy frames juicy yellow peach, still with an alluring element of smoke and almost a touch of pepper. Slenderness defines the palate, buffered by supple creaminess. It's beautiful and linear, yet with ample flesh on its stony bones. (Bone-dry)

Mein Winzer

Weingut Wagner Stempel

Daniel Wagner ist der Meister des Vulkans, dabei liegt sein Weingut in Rheinhessen – zumindest gerade noch so. Mit seinen ultra-mineralischen Rieslingen hat er sich in den letzten Jahren mit in den Olymp der dynamischsten Weinregion Deutschlands aufgeschwungen.

Riesling Scharlachberg Großes Gewächs 2023