Weedenborn: Sauvignon Blanc Reserve 2023

Weedenborn: Sauvignon Blanc Reserve 2023

Sauvignon Blanc 100%
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2026–2041
exotisch & aromatisch
mineralisch
voll & rund
Lobenberg: 97/100
Suckling: 98/100
Deutschland, Rheinhessen
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Sauvignon Blanc Reserve 2023

97
/100

Lobenberg: Der Wein wächst auf 260 Metern, an einer Oberkante zum Morstein, also nahegelegen an Westhofen. Die Trauben für den Reserve wachsen im höchsten Teil des Hangs, über 250 Meter hoch. Sehr lange Hangzeit, die am spätesten reifenden und gelesenen Sauvignons. Der Sauvignon Reserve wird über eineinhalb Jahre in burgundischen Barriques und 500 Liter Tonneaux ohne Batonnage ausgebaut. Erstmalig ist auch ein großes Fass von 1600 Litern dabei, was Gesine Roll schon länger geplant hatte. Das heißt gleicher mikro-oxidativer Ausbau und gleichzeitig etwas weniger Holzeinfluss. Aber klar 100 Prozent Holzausbau, die Majorität bleiben Tonneaux. Auch direkt in den Fässern vergoren. Das ist Gesine Rolls burgundischer Wein, denn obwohl es Sauvignon ist, baut sie ihn eher wie einen Burgunder aus. Leichte Anklänge von exotischer Frucht, feinen herbalen, grünlichen Noten. Feuerstein und kühle kräuterige Noten. Das Holz ist schon deutlich spürbar als wärmende Hände im Rücken. Ich würde den Wein dekantierten, dann kommt er schon mit einer großen Charme-Offensive daher. Kein Kitsch, sondern burgundisch-fein. Im Reserve kommt die Reife schon höher als etwas im Terra Rossa, er ist ja viel später gelesen, hat mehr Druck und Schmelz. Das macht in so einem Jahr dann schon auch nochmal den Unterschied zur größeren Ruhe und Balance zu kommen. Ein Wein von Format, mit berauschend viel Salz und Stein im Untergrund. Diese Umstellung auf etwas mehr größeres Holz bekommt dem Wein zumindest für meinen Geschmack sehr gut.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

98
/100

Suckling über: Sauvignon Blanc Reserve

-- Suckling: A masterpiece of flint and pink- and yellow-grapefruit intensity! Gigantic energy on the concentrated and compact, medium- to full-bodied palate. All the elements interlock so beautifully and the combination of power and moderate alcoholic content (12.5%) gives it a brilliance that’s utterly compelling. Incredibly long, elegant finish. From organically grown grapes from the Morstein GG site. Drink or hold.

Mein Winzer

Weingut Weedenborn

Oberhalb von Westhofen, auf einer der höchsten Erhebungen Rheinhessens, liegt der Ort Monzernheim, dazwischen die berühmten Lagen Morstein, Benn und Kirchspiel. Mitten darin liegt das Familien-Weingut Weedenborn, das von Gesine Roll geführt wird.

Sauvignon Blanc Reserve 2023