Lobenberg: Das ist der dritte Wein im Bunde der Tenuta San Guido. Ein schicker Stoff aus den jungen Cabernet-Reben des Weinguts. Die Böden sind kalkhaltig und reich an Galestro und Kieselsteinen, teilweise mit Ton versetzt. Die Ausrichtung ist bei bis zu 300 Metern über dem Meeresspiegel in Süd-Südwest-Orientierung. Der Blend besteht aus 50 Prozent Cabernet Sauvignon und 50 Prozent Sangiovese, die von Priscillas Cousin, dem auch das Castello di Bolgheri gehört, zugekauft werden. Die Sangiovese-Trauben tragen entscheidend zur fantastischen Frische dieses Wein bei. Ausbau für sechs bis zwölf Monate in gebrauchten Barriques, die zuvor für den Ausbau des Zweitweins Guidalberto genutzt wurden. Anschließend noch Flaschenlager. Le Difese bedeutet Wildschwein. Tiefes Rubinrot mit einem Hauch Orange. An der Nase ist das ein sehr »weiniger«, gastronomischer Wein. Dunkle Beeren und Kirschen mit einer intensiven, eisenhaltigen Mineralität und duftenden dunklen Veilchen. Auch getrocknete Kräuter, die mich in ihrer schwebenden Art an Ganztrauben-Gärung, also mit Stielen, erinnern, obwohl alles komplett entrappt ist. Im Mund ist die Frische des Sangiovese total beeindruckend, dabei hat er zugleich eine klare Cabernet-Charakteristik, aber die Frische trifft erst auf die Zunge. Sauerkirsche, dann kommt Cassis und Brombeere hinterher. Fein texturierte, reife Tannine mit einer zarten Rauchigkeit. Schattenmorelle mit frischen Zwetschgen, etwas pinke Grapefruit, Waldhimbeere mit guter Säure. Hedonistisch und fein. Es ist diese perfekte Kombination aus guter Struktur und größter Geschmeidigkeit. Ohne Frage ein echt schicker Wein mit feiner Spannung. Es gibt nichts, das man an diesem Wein nicht mögen könnte. Das ist Klasse pur, für wenig Geld. Der Difese kann den Namen der Tenuta San Guido mit ganzem Stolz tragen.
Der Jahrgang 2023 stellte sich in Bolgheri zum Teil als echte Herausforderung dar. Der Winter 2022/ 2023 war relativ mild mit leicht überdurchschnittlichen Temperaturen und Niederschlägen. Dadurch trieben die Reben im ebenfalls regenreichen Frühjahr frühzeitig aus. Während des Frühlings wurden zum einen die Wasserreserven der Weinberge aufgefüllt, aber zum anderen bedeutete die Feuchtigkeit auch, dass viel präzise Handarbeit und Pflege der Reben, wie beispielsweise Entblättern, nötig war. Der Sommer war mit regelmäßigen Temperaturen um die 35°C relativ heiß, jedoch gab es keine Hitze-Spitzen. Kombiniert mit den großzügigen Wasserreserven des Frühlings, konnten die Trauben daher langsam und gleichmäßig reifen und eine hervorragende geschmackliche Konzentration erreichen. Ende August sorgten Regenfälle gemeinsam mit den kühlen Nächten im September zu einer bemerkenswerten aromatischen Komplexität, zudem wurde die ausgleichende Säure der Trauben bewahrt, welche die Harmonie bei phenolischer Reife bewahrte. Das Resultat ist ein früher zugänglicher, opulenter Bolgheri-Jahrgang mit wunderbarer, tiefer Konzentration, harmonischer Frische und schöner Eleganz. Die besten Weine haben zugleich durchaus ein bedeutendes Reifepotenzial.