Schäfer Fröhlich: Riesling Stromberg Großes Gewächs 2024

Schäfer Fröhlich: Riesling Stromberg Großes Gewächs 2024

VDP

Zum Winzer

98–100
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2031–2059
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
mineralisch
3
Lobenberg: 98–100/100
Suckling zu 2023: 98/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Stromberg Großes Gewächs 2024

98–100
/100

Lobenberg: Laut Tim Fröhlich ist 2024 ein Mega-Jahr, fast zu schön, um wahr zu sein. Dort, wo es keine Frostschäden gab, war es so trügerisch gut, sodass man aufpassen musste, sich nicht in zu großer Sicherheit zu wiegen. Perfekte Trauben in Bockenau, nur in Schloßböckelheim gab es herbe Verluste, Felsenberg ist sehr wenig, Kupfergrube ist ein Totalausfall. Der Sommer war moderat, nicht zu heiß, mit genug Regen, dass immer Wasser im Boden war. Da Tim den Pflanzenschutz im Griff hatte, war es im Grunde relativ entspannt über den Sommer, der dann zur Reife hin nochmal etwas abgekühlt ist. Die Lese begann erst Ende September, für Riesling sogar erst Anfang Oktober, also eine eher späte, quasi »normale« Lese. Sehr hoher Arbeitsstunden-Aufwand mit Entblätterung und Pflanzenschutz zur richtigen Zeit, dafür konnten annähernd perfekte Trauben gelesen werden. Zudem sind die 2024er Rieslinge, die ersten, die im neuen Weingut gekeltert und vinifiziert wurden. Das erlaubt noch mehr Präzision und Fokus, weil dort alles genau nach Tims Vorstellungen und Arbeitsweise perfekt geplant wurde. Mehr geht dann wirklich nicht mehr. Die Hälfte der überwiegend wurzelechten Reben des Strombergs sind 80 bis 90 Jahre alt, teilweise sogar älter. Die andere ist um die 50 Jahre. Alte Reben, tiefe Wurzeln und kleine Beeren, pointierte Lese, dann war die Dichte und Kraft da. Im Stromberg gab es in 2024 keinen nennenswerten Frostschaden, die Erntemenge war solide und alles hat gepasst. 100 Prozent Porphyr, schwarzes Vulkangestein, Feuerstein, sehr dichte und nicht flurbereinigte Parzellen. Steillagen und sehr terrassierte Teile wechseln sich ab. Der Stromberg ist felsiger und steiler noch als die Kupfergrube. Stromberg ist die kargste Vulkanstein-Lage, es gibt quasi keine Erde hier. Rund zwei Hektar bei Fröhlich. Vom Stromberg gibt es nur zwischen 4.000 und 5.000 Flaschen jedes Jahr. Keinerlei Fäulnisdruck, knackig, aber reif, genau was er sucht. Top-Säurewerte von über 8 Gramm pro Liter. Wir haben genau die Wildheit und den steinigen Extremismus in der Nase, den Tim Fröhlich sucht. Nicht ganz so grün wie 2021, sondern etwas mehr wie 2023 im Stil, fast noch druckvoller. Natürlich mega puristisch und straff, schon von Haus aus ist der Stromberg immer nochmal einen Ticken filigraner und kühler als Felsenberg und Kupfergrube. Er strahlt eine flintige und silikatische Mineralität aus, viel Ätherik, Wermutkraut, Pfefferminze, von der grünweißen Frucht wieder genau auf Kante gespannt. Die 2024er haben verblüffenderweise noch etwas mehr Dichte als 2023, das hätte ich nicht erwartet. Aber es war eben Wasser im Boden, das gibt Saft und Kraft. Der Wein schiebt über den dunklen Feuerstein, unaufhaltsam, unermüdlich, immer vorwärts strebend. Die Mineralität lässt den Wein fliegen, er wirkt trotz seiner Power fein und elegant, es hat sich das Tänzerische behalten. Die Subtilität des Strombergs wird nur noch vom Felseneck übertroffen. Er ist geschmeidig und elegant, aber immer ein Freakwein für Puristen.

Jahrgangsbericht

»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!

Verkostungsnotiz
98
/100

Suckling zu 2023 über: Riesling Stromberg Großes Gewächs

-- Suckling zu 2023: What a haunting nose of smoke and wild herbs this breathtaking dry Nahe riesling has. Terrific underplayed power and fantastic focus on the super-sleek, concentrated, medium-bodied palate. Incredibly cool and precise in the super-long and super-stony finish, which has a compelling saltiness. From an extremely steep site with volcanic porphyry soil. From organically grown grapes with Fair'n Green certification. Drink from release.

Mein Winzer

Schäfer Fröhlich

Seit 1800 betreiben Fröhlichs Weinbau an der Nahe. Tim Fröhlich bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie das 16 Hektar große Weingut. Die Lagen mit ihren unterschiedlichen Gesteinsböden bilden das Fundament für unverwechselbare, authentische Rieslinge.

Riesling Stromberg Großes Gewächs 2024