Salwey: Spätburgunder Eichberg Großes Gewächs 2022
- Spätburgunder 100%
- rot, trocken
- 13,0% Vol.
- Trinkreife: 2027–2048
- seidig & aromatisch
- strukturiert
- saftig
- Lobenberg: 97/100
- Falstaff: 97+/100
- Decanter: 95/100
- Parker: 95/100
- Deutschland, Baden
- Allergene: Sulfite,
Abfüller / Importeur: Salwey GbR, Stephanie & Konrad Salwey, Kirchweg 11, 79235 Vogtsburg/Niederrotweil, DEUTSCHLAND
Heiner Lobenberg über:
Spätburgunder Eichberg Großes Gewächs 2022
/100
Lobenberg: Teilweise Kaltmazeration. Nur noch weniger Pigeage, also Unterstoßen, heute fast nur noch Überschwallen des Mostes. Dafür schon längere Mazerationszeiten als Keller oder Huber, Konrad Salwey sucht schon etwas mehr Struktur und Gerbstoff, will nicht ganz so ultrazart unterwegs sein. Hier kommt schon immer viel Substanz und Kernigkeit mit, also mehr Rappen mit drin. Spontane offene Maischegärung in Edelstahl, dann abpressen und direkt in die Barriques, immer mit gewissen Neuholzanteilen. In der Nase verbindet sich das Holz nahtlos mit der traumhaft saftigen Frucht! Wow, wie schick ist diese konzentrierte Kirsche mit Himbeere und einem Hauch Blaubeere. Dazu steinige, leicht rauchige Noten. Darauf folgt auch ein geniale saftiger Kirschmund, sehr pur und frisch, die Säure prasselt nur so über die Zunge. Verspielt und beerig, auch leicht floral, mit dunkler Mineralität, Graphit und Tolle Konzentration und kühle Kraft, mit süßen Tanninen, die alles einnehmen. Der Eichberg ist nicht ganz so kirschig wie der sehr elegante Kirchberg, aber zeigt vielleicht noch einen Hauch mehr Druck und Komplexität.
Jahrgangsbericht
All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.
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Falstaff über: Spätburgunder Eichberg Großes Gewächs
-- Falstaff: Eine dichte Wolke von dunklen Beeren, Tabak und balsamischer Würze entsteigt dem Glas. Der Gerbstoff lädt zum Kauen ein, ohne dabei zu adstringieren. Der krafvolle Extrakt findet eine Entsprechung in konzentrierter Gaumenfrucht, zuletzt verlängert taktile Mineralität die Strukturwahrnehmung. Vollfruchtig und hintergründig.
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Decanter über: Spätburgunder Eichberg Großes Gewächs
-- Decanter: Konrad Salwey allows his wines time to mature before releasing them onto the market – the Spätburgunder from Eichberg has clearly benefited from this. The tannins from the whole bunches have blended harmoniously with expressive fruit flavours of raspberries and cherries. The green spice is reminiscent of a raspberry bush, while notes of graphite and a hint of toast from oak ageing integrate seamlessly into the overall picture. Impressively complex.
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Parker über: Spätburgunder Eichberg Großes Gewächs
-- Parker: From 40- to 50+-year-old vines on volcanic ash soils in Oberrotweil, the 2022 Spätburgunder Eichberg GG is deep, intense and concentrated on the slightly toasty, quite complex and saline nose that is populated with sour cherry and blackberry aromas as well as fresh black pepper notes. It is silky, fresh and lush on the palate, with fine tannins and persistently saline and refreshing acidity that adds an unforeseen purity. This is a fascinatingly refined yet also tensioned Pinot Noir with a long, aromatic and quite mouthwatering finish. Like the Grauburgunder from the same site and vintage, this is an immediately great and spontaneously attractive red wine with a long and aromatic finish. 13% stated alcohol. Natural cork. Tasted in October 2025.
Salwey
Konrad Salwey hat auf seinem Familienweingut in Oberrotweil am Kaiserstuhl neben Friedrich Keller sicher die spannendste Entwicklung der letzten Jahre hinter sich. Salweys Weine bersten vor Spannung… und das ist am Kaiserstuhl eine Leistung.