Saalwächter: Chardonnay 2023

Saalwächter: Chardonnay 2023

Limitiert

Zum Winzer

Chardonnay 100%
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2041
frische Säure
mineralisch
Lobenberg: 95+/100
Galloni zu 2022: 93/100
Deutschland, Rheinhessen
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chardonnay 2023

95+
/100

Lobenberg: Der Chardonnay stammt aus der Lage Höllenweg, reiner Muschelkalk, die Parzelle sitzt in der Hangmitte. Carsten Saalwächter liebt Spannung und Frische im Wein, die Lese findet immer eher früh statt, dennoch haben die Weine immer auch Power und Dichte. Der Chardonnay wurde ohne Standzeit direkt gepresst, und zwar hart gepresst. Wie es Hanspeter Ziereisen auch macht, Pressen mit großem Druck. Keine Vorklärung, also mit ordentlich Trub ins Fass. Spontane Vergärung im großen Holz, keine Barriques. Die Chardonnays waren 2023 schon stabiler als die Weiß- und Grauburgunder, wo es schwieriger war die Qualität zu erreichen. Die Chardonnays sind straighter als die anderen Burgunder, straffer in der Auslegung, es wird nicht so geschmeidig, sondern bleibt fester, zwingender. Das ist schon nochmal eine Ecke komplexer als der feine Weißburgunder, die paar Oechsle mehr bringen nochmal eine andere Dimension. Der Wein ruht in sich, hat sich gefunden. Schöner Kräuterabdruck, kühler Rauch, grüne Walnuss, Lemongrass und Bitterlemon. Es ist in 2023 zwar der straffste aller Weine, aber dennoch etwas geschmeidiger als das Strukturmonster 2022. Wer mehr die Spannung und den modernen Burgunder-Elektroschock sucht, der ist mit dem Weißburgunder Hoher Fels oder dem Silvaner Grauer Stein besser beraten. Wer aber diesen etwas zarteren, weicheren Charakter bei dennoch hoher Frische und Spannung sucht, der wird diesen Chardonnay lieben. Ich finde das passt hervorragend.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Verkostungsnotiz
93
/100

Galloni zu 2022 über: Chardonnay

-- Galloni zu 2022: The 2022 Chardonnay comes from the Höllenweg and some Steinacker, on north-facing Tertiary limestone. The spontaneous ferment occurred slowly in large barrel. Chalk on the nose comes with a hint reduction and ever so slightly creamy lemon. The palate shows more reductive flintiness but beds it on salty, creamy, juicy citrus with a gorgeous overtone of ethereal pine needle. Pervaded by freshness, the finish is bright and focused. (Bone-dry)

Mein Winzer

Saalwächter

Das Weingut Saalwächter liegt mit seinen 11.5 Hektar im beschaulichen Ingelheim am Rhein. Dem Rheingau gegenüberliegend auf der anderen Rheinseite, ganz im Norden Rheinhessens auf diesem famosen Muschelkalkplateau. Carsten Saalwächter hat uns direkt beim ersten Besuch auf dem Weingut ausgesprochen...

Chardonnay 2023