Roberto Voerzio: Barolo Cerequio 2021

Roberto Voerzio: Barolo Cerequio 2021

Zum Winzer

100
100
2
Nebbiolo 100%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2027–2058
Verpackt in: 6er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
strukturiert
3
Lobenberg: 100/100
Vinum: 99/100
Suckling: 98/100
6
Italien, Piemont
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Barolo Cerequio 2021

100
/100

Lobenberg: Cerequio liegt direkt neben, bzw. leicht versetzt unterhalb von Brunate, kurz hinter dem Ortsausgang von La Morra Richtung Barolo. Es ist etwas wärmer hier. Ab dem Jahrgang 2020 kommt erstmals eine neue Parzelle dazu und insgesamt hat das Weingut hier nun 5 Hektar. Die Exposition ist Südost mit hohem Tonanteil im Boden. Der Weinberg liegt durchschnittlich auf ungefähr 300 Metern Höhe, hier ist es deutlich wärmer als in La Serra, was in kühlen Jahren ein klares Plus ist, in warmen Jahren ein Nachteil. Jede Pflanze, also jeder Weinstock, bringt bei Roberto Voerzio nur knapp 500 Gramm Beeren aus maximal 4-5 winzigen Trauben. Nur die fünf stocknahen Trauben werden belassen und einige Zeit vor der Lese wird die untere Hälfte der Traube (mit der höheren Säure) vorsichtig weggeschnitten. Diese Ertragsreduzierung soll aber nicht die Intensität erhöhen, sondern saftige Frucht mit genialer Balance erreichen. Wahrscheinlich ist Voerzio der extremste Winzer der Welt. Bei so extremer und qualitativ auch gewünschter Ertragsreduktion ist es dauerhaft jedoch wichtig, die Stockdichte auf 8.000 je Hektar zu erhöhen. Cerequio hat 2017 die Umwandlung hin zu einer hohen Pflanzdichte abgeschlossen. Die Reben sind hier im Durchschnitt 20 Jahre alt. Natürlich erfolgt die Arbeit vom Weinberg bis zum Keller biologisch, auf Robertos Wunsch hin jedoch nicht zertifiziert, da das Ansehen der italienischen Zertifikate wegen diverser Undurchsichtigkeiten arg ramponiert ist. Nur Spontanvergärung. Wie alle Weine Voerzios 100 Prozent entrappt und für zwei Jahre in burgundischen Fässern aus sehr dicht-porigem Holz, das minimal getoastet wurde, ausgebaut. 20 bis 25 Prozent der Fässer sind neu, der Rest wurde maximal sechs Mal befüllt. Bei so geringen Erträgen ist die Traubenreife deutlich schneller als bei Standardbetrieben, i.d.R. gibt es hier 3 Wochen Vorsprung, man erntet vor allen Kollegen oder erreicht in anders verlaufenden Jahren eine höhere Reife und Komplexität. Auch liegt bei Voerzio trotz der hohen inneren Reife die Säure immer höher. Die Weine sind immer reif und zugleich extrem frisch. Cerequio hat zwar ein ähnliches Terroir wie Brunate, trotzdem ist Cerequio wegen seiner höheren Wärme im Mikroklima meistens etwas kraftvoller und dichter. Cerequio ist immer sehr besonders und es ist eine Lage, die polarisiert. Mal finde ich den Wein überragend, mal finde ich ihn auf ganz hohem Niveau einen der schwächeren Crus. Leuchtendes Rubinrot. Die Nase ist vielschichtig mit erfrischender, vibrierender roter Frucht und etwas gelbem Pfirsich. Die knallrote Kirsche changiert hin zu den saftigsten Blaubeeren und intensiv duftender aromatischer Blumigkeit. Weiße Rosen, aber auch schwebende getrocknete Kräuter, etwas Muskatnuss, Marzipan und blaue Veilchen – alles geht hier in Richtung ultimativer Finesse. Im Mund zeigt sich dieser Cerequio mineralisch geladen und salzig präzise, aber die dichte Blaubeeren und duftende Veilchen-Aromatik ist ebenso mit dabei. Der Wein tänzelt wie ein Stepptänzer über die Zunge. Tapp, Tapp, Tapp. Die feinen, griffigen Tannine gehen Hand in Hand mit der intensiv saftigen Frucht. Die Präzision der Säure ist beinahe gnadenlos – sie gibt diesem Wein gemeinsam mit der klassischen Struktur des Jahrgangs 2021 das Zeug für eine lange Flaschenreife. Spannungsgeladener und doch so schwebend eleganter Stoff – eine ultimative Verführung für Liebhaber der Präzision. Es gibt insgesamt 4.000 Flaschen von diesem sensationellen Wein!

Jahrgangsbericht

2021 ist DER Jahrhundertjahrgang im Piemont, der von Anfang bis Ende derart perfekte Bilderbuch-Bedingungen lieferte, wie es nur ganz, ganz selten der Fall ist. Viele Winzer sprechen bei 2021 sogar vom besten Jahrgang ever! Der Winter 2020 war nass und kalt, er füllte die Wasserreserven der Böden mit ausreichend Regen und Schnee auf. Ein idealer Start für den Jahrgang 2021. Durch die regelmäßige Entwicklung der Vegetation in den Weinbergen waren die Monate April, Mai und Juni relativ entspannt in den Weinbergen zu bearbeiten. Nur wenige Winzer waren von Frost betroffen, der ihren Ertrag reduzierte. Nach der Blüte entwickelten sich ziemlich überall gleichmäßig auf die Weinstöcke verteilte Trauben in guter Konzentration. Zu Beginn des warmen Sommers fiel genau die richtige Menge Niederschlag in regelmäßigen Abständen. Erst im Spätsommer begann eine lange, trockene Durststrecke für die Reben, die bis 2023 andauerte. 2021 gab es keinerlei Hitzespitzen und die regelmäßig warmen Tagestemperaturen wurden im Spätsommer mit kühlen Nächten ausgeglichen. Insgesamt sind die durchschnittlich wärmeren Temperaturen – die laut vieler Winzer generell seit 2017 spürbar angestiegen sind – das Haupt-Unterscheidungsmerkmal zum großen Jahrgang 2016. 2021 zeigt sich dadurch in den Weinen mit mehr Frucht und »Fleisch auf den Rippen« als 2016. Die konzentrierten Trauben erreichten eine perfekte Phenol- und Zuckerreife. Sie konnten kerngesund unter idealen Bedingungen gelesen werden. Nebel am Morgen, sonnige Tage und kühle Nächte. Die Nebbiolo liebt diese großen Temperaturunterschiede zwischen den Tages- und Nachttemperaturen ganz besonders, deshalb ist die Balance der Weine dieses Jahr so herausragend und beeindruckend. Die Konzentration der reifen Tannine im Zusammenspiel der schicken Säure und berauschend reifer, saftiger Frucht ist schlichtweg phänomenal! 2021 ist ein perfekter Jahrgang, den kein Piemont-Fan verpassen sollte.

99
/100

Vinum über: Barolo Cerequio

-- Vinum: Ein Hans Dampf in allen Jahrgängen, zeigt Cerequio besonders in einer grossen Annata wie 2021, was in ihm steckt: Ein Potpourri aus Kirschen und Blutorangen, untermalt von Kräuter- und Gewürznoten; komplex am Gaumen, die Tannine feinkörnig, perfekt durch die präzise Säure unterstützt, von grosser Länge.

98
/100

Suckling über: Barolo Cerequio

-- Suckling: A wine of great transparency and depth. Restrained licorice, mint, strawberries, watermelon, Parma violets and earthy minerality dominate the nose. The palate shows a full body, freshness and lavish, high-flying tannins. It’s almost drinkable now due to its elegance, but try from 2026, and it will be at its best after a decade.

Mein Winzer

Roberto Voerzio

„Der Barolo, den ich anstrebe, soll ein strenger Wein sein, komplex an der Nase und am Gaumen sehr feurig. Man soll verstehen, dass er Frucht bester Weinberge ist, geduldiger und emsiger Arbeit, großer Leidenschaft, in großer Einfachheit und mit Respekt vor der Natur.“ (Roberto Voerzio)

Barolo Cerequio 2021