Lobenberg: Der Leistadter Kalkofen ist hoch gelegen, direkt angrenzend an den Pfälzer Wald. Quasi eine »wilde« Lage, die nie flurbereinigt wurde. Die Reben stehen hier auf kleinstparzelliertem Terrain, durchzogen von schroffen Kalksteinen, mit dunkleren Böden und hohem Tonanteil. Eng bestockt mit französischen Klonen. 2023 komplett entrappt, ohne pumpen in große Holzgärbottiche (Cuves) worin spontan vergoren wird. Zarte Extraktion. Anschließender Ausbau im Barrique, teils in neuen, teils in ein- bis zweijährigen Fässern. Ende Mai 2025 unfiltriert abgefüllt. Im Vergleich zum Steinacker, ist der Kalkofen immer der etwas charmantere Typ unter den Rings-Pinots. Nicht so karg und steinig, eher mehr auf der Frucht. Das kommt auch durch die etwas fetteren Böden. Wir haben hier nicht den puren Fels wie im Steinacker, sondern eben auch einen hohen Tonanteil. Häufig saftiger, druckvoller, konzentrierter. 2023 verleiht ihm allerdings eine besondere Leichtigkeit und Offenheit. Der Jahrgang war heiß und nass, fordernd wie 2006 – selektionsintensiv bis zum Schluss. Doch die Mühe hat sich ausgezahlt: Für mich persönlich ist das vielleicht der schönste Kalkofen bisher, weil er sicher schon jetzt so grandios präsentiert. In der Nase zunächst florale Noten von Veilchen, zarte Röstaromen, etwas Tabak, dann tiefdunkle Frucht: Schlehe, Brombeere, Holunder, etwas Blaubeere, ein Hauch Schattenmorelle. Kein lautes Kirschspiel, sondern eine saftige, warme aber nicht fette Frucht, von eleganter Würze und einem Hauch Unterholz umrahmt. Trotz diesem Druck in der Nase, haben wir hier keinen überaus expressiven Pinot, sondern einen, der durch seine perfekte Balance brilliert. Am Gaumen offenbart sich ein cremig-feiner Fluss, saftig und seidig, mit einer tänzelnden Frische. Dunkle Frucht durchzieht den Mittelgaumen: Brombeere, Sauerkirsche, Blaubeere, auch ein Anflug Zwetschge, getragen von einem mineralischen Kern mit salziger Ader. Die Tannine sind poliert, kaum spürbar, der Wein gleitet fein über die Zunge, bis sich zum Schluss doch noch einmal kalkiger Grip zeigt. Keine scharfe Mineralität, sondern ein kalkiger Druck, der sich wie ein tiefer Bass durch den Wein zieht. Das ist sehr fokussiert, sehr präzise und doch so charmant, so berührend offen. Der Kalkofen zeigt sich unglaublich feinsinnig und tief. Ein großartiger Pinot, der jetzt schon Freude macht, dabei aber noch lange reifen kann. Definitiv kein großer Lautsprecher – aber einer, der lange nachhallt. Ein feiner, leiser Riese.