Reichsrat von Buhl: Riesling Deidesheimer Herrgottsacker Erste Lage 2023

Reichsrat von Buhl: Riesling Deidesheimer Herrgottsacker Erste Lage 2023

BIO

VDP

Zum Winzer

Riesling 100%
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2035
voll & rund
mineralisch
exotisch & aromatisch
Lobenberg: 95+/100
Deutschland, Pfalz
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Deidesheimer Herrgottsacker Erste Lage 2023

95+
/100

Lobenberg: Von Buhl besitzt nur historische Spitzenparzellen im Herrgottsacker, einer Lage die ob ihrer schieren Größe eben auch einige schwächere Parzellen hat. So liegen Buhls Rebzeilen ganz weit oben, grenzen bereits ans Ungeheuer GG und den Musenhang an. Daher ist der Boden auch nicht vergleichbar mit den flachen Stücken der Großlage. Der Herrgottsacker ist immer so etwas wie das Verbindungsstück zwischen Forst und Deidesheim aromatisch, weil wir hier durchaus reife, gelbfruchtige, feine Frucht haben aber eben auch viel steinige Mineralität. Hell und dunkel in perfekter Symbiose. Der 2023er ist ein bisschen anders als seine Vorgänger, zeigt sich jetzt in der Jugend noch leicht reduktiv. Sehr steinig, fast dunkel. Dann aber deutlich expressiver als 2022. Hier haben wir sogar feine Maracuja mit feinem Rauchschleier, zart vom Holzausbau und der Hefe geprägt. Im Mund ist der Herrgottsacker sehr fein mit schicker Exotik von Maracuja und etwas Limette. Etwas Mango kommt hinzu. Insgesamt auch hier deutlich fruchtoffener als in den Vorjahren, aber dabei nicht weniger ernsthaft. Satt, druckvoll, lang und getragen mit angenehm sanfter Haptik am Gaumen. Die Säure ist reif, die Aromatik kräuterig, kühl und zugleich vollmundig. Der Wein hat enorm Tiefe, das ist zweifelsfrei GG-Niveau und überragt auch einige schwächere Große Gewächse. Am Gaumen kommt die Cremigkeit vom Hefelager und dem Holzausbau voll zur Geltung. Natürlich bleibt er dennoch dem feinen, leicht steinig-rauchigen und so klaren Buhl-Stil treu. Jahr ein Jahr aus ein Geheimtipp!

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Reichsrat von Buhl

Mitten in Deidesheim, im Herzen der Pfälzer Mittelhaardt, liegt das Weingut Reichsrat Von Buhl. Ein seit über 170 Jahren familiengeführter Spitzenbetrieb, der seit jeher bekannt ist für seine großartigen Terroirs in den mitunter renommiertesten Weinbergslagen des Landes. Hier entstehen...

Riesling Deidesheimer Herrgottsacker Erste Lage 2023