
Philipp Kuhn: Riesling Saumagen Großes Gewächs 2022
- 2
- Riesling 100%
- 5
- weiß, trocken
- 12,5% Vol.
- Trinkreife: 2030–2055
- Verpackt in: 6er
- 9
- voll & rund
- mineralisch
- 3
- Lobenberg: 97–98+/100
- Lobenberg in Wiesbaden: 98–100/100
- Falstaff: 95/100
- Weinwisser: 18,5/20
- 6
- Deutschland, Pfalz
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüllerinformation
Abfüller / Importeur: Philipp Kuhn, Großkalbacher Str. 20, 67229 Laumersheim, DEUTSCHLAND

Heiner Lobenberg über:
Riesling Saumagen Großes Gewächs 2022
/100
Lobenberg: Der Saumagen hat immer diese irre Balance, weil er warme und kühle Elemente verbindet. Der Saumagen ist total unique, bei K-R und auch bei Rings und Kuhn. Das ist immer was Besonderes, die Lage hat einfach das gewisse Extra. Der Saugmagen hat reinen Kalkstein als Terroir, aber rot gefärbt durch Terra Fusca mit leichten Eisenanteilen. Also roter und weißer Kalkstein. Die Lage zeichnet sich bei allen hier tätigen Topwinzern durch unerhörte Feinheit und erhabene Zurückhaltung aus. Weine, die man entdecken und entblättern muss. Philipp Kuhn hat tatsächlich auch einige Parzellen in der Top-Parzelle »Kreid«, die Rings jetzt separat ausbaut. Aber Kuhn macht das aktuell noch nicht, seine Trauben aus diesen Parzellen laufen in das GG aus dem Saumagen hinein. Auf 300 Höhenmetern gewachsene Stöcke in Kallstadt, sehr alte Reben, immer sehr kühl hier, natürlich alles ökologische Handarbeit im Weinberg. Ganze Trauben, Mazeration für eine Nacht in der langsam sich drehenden Presse, dann Abpressung, spontan vergoren hauptsächlich im Stahl und darin lange auf der Vollhefe belassen. Knapp über ein Gramm Restzucker jetzt beim 22er und dann diese markante Würze dazu. Auf der einen Seite diese reine Kalksteinaromatik vom Saumagen in der Nase. So kühl und konzentriert von der Zitrusfrucht geprägt, reife Limette mit Amalfizitrone, Grapefruit und Blutorangenschale. Saumagen ist nicht ohne Grund eine der besten Lagen Deutschlands überhaupt mit dieser hohen Intensität, wie ein Kirchspiel oder Frauenberg, aber mit dieser Eigenart und dezenter Wärme dazu. Laut Philipp hat dieser Jahrgang eben nicht ganz die Dramaturgie des 21ers, wirkt etwas fruchtoffener und zugänglicher schon in der Jugend. Und das unterschreibe ich auch. Es gab hier im Gegensatz zu Laumersheim deutlich mehr Niederschlag in Kallstadt, das hat den Weinen nochmal sehr geholfen. Steinig-kreidig, dezent Quittenschale, grüne Mandarine und Gesteinsmehl. So elegant und hintersinnig und zugleich expressiv, der Saumagen ist ja keine leise, aber dennoch auch eine feine Lage. Viel, viel Grip im Mund, alles zieht und spannt, die Phenolik dreht dramatisch auf. Es ist sicher nicht Everybody’s Darling in dieser zwingenden, dunklen, fast dramatischen Art. Aber ein großer Terroirwein der Pfalz ist das allemal. 97-98+/100
Jahrgangsbericht
All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.
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Lobenberg in Wiesbaden über: Riesling Saumagen Großes Gewächs
-- Lobenberg in Wiesbaden: Der Saumagen auf purem Kalkstein kommt mit immensem Schub an Salz und Kalksteinterroir. Steinobst, satte orange Blüten, Orangenzesten, Aprikose, Pfirsich, Passionsfrucht. Saft und Salz! Toll. 98-100/100

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Falstaff über: Riesling Saumagen Großes Gewächs
-- Falstaff: Duft nach Feuerstein, stramme Kalkmineralität, Feuerstein, weißer Pfeffer, dann Orangenblüte und Mandarine, beeindruckend. Am Gaumen mit packender Säure, aber wunderbar warm grundiert, exzellente Phenolik, dicht gewoben, sehr lang, wird exzellent reifen. 95/100

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Weinwisser über: Riesling Saumagen Großes Gewächs
-- Weinwisser: Verfügt über eine satte, dichte Nase, ist leicht reduktiv, sehr stimmig, vielschichtig und weit gefasst im Aromenspiel. Dennoch jugendlich verschlossen. Sehr reichhaltig und klar, zeigt er viel Saft im Mund, mit der typischen Saumagen-Fruchtigkeit. Toller mineralischer Ansatz, mit feinen, kreidigen Tönen, sehr festfleischig und lang. Mit 12.5 Vol.-% zeigt er sich etwas straffer als der Saumagen von Rings. Beide sehr schöne Rieslinge, die zur Spitze gehören.
Philipp Kuhn
100 % handgemacht – das ist der Leitspruch von Philipp Kuhn. Die Arbeit von Philipp beruht nur auf Erfahrung und dem richtigen Gefühl. Und beides besitzt er reichlich.
