Pinot Blanc Kirschgarten Großes Gewächs 2022

Philipp Kuhn: Pinot Blanc Kirschgarten Großes Gewächs 2022

VDP

Zum Winzer

95+
100
2
Pinot Blanc 100%
5
weiß, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2034
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
mineralisch
3
Lobenberg: 95+/100
Falstaff: 96/100
6
Deutschland, Pfalz
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Pinot Blanc Kirschgarten Großes Gewächs 2022

95+
/100

Lobenberg: Der extrem kalkige Boden des Kirschgarten tut auch dem Pinot Blanc immens gut, verleiht ihm einen burgundischen Ausdruck. Der Wein wird komplett im Barrique vergoren und ausgebaut. Aber er ist nicht überholzt. Die Kraft der Frucht und die schönen weißen Blüten können es bändigen. Feine Reduktion zu Beginn, aber viel weniger wild als 2021. Der Wein wirkt etwas gesetzter, erwachsener. Darunter weißer Pfirsich und Zitronenschale, rauchig unterlegt vom Kalkstein und dem Holzfass. Er ist überhaupt nicht schwülstig, sondern eher kraftvoll geradeaus. Wow, was für eine Länge, was für ein Zug im Mund! Ich habe das Gefühl die Weine von Kuhn werden immer präziser von Jahr zu Jahr. Weißburgunder aus der Pfalz ist schon eine Hausnummer, die ähnlich spannend werden kann wie Chardonnay wie man hier sieht, auch wenn Chardonnay noch etwas fordernder ist. Er hat eine wahnsinnige, intensive Länge und eine tolle Spannung. Diese Kraft und dazu diese reiche weiße und gelbe Frucht gibt ihm eine gewisse Zugänglichkeit. Das passt wirklich super. Der Wein ist vielleicht einen Hauch schlanker als ein Burgunder von der Côte d’Or, aber auch saftiger und trinkt sich dadurch einfach ganz hervorragend. Wieder sehr stark!

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

96
/100

Falstaff über: Pinot Blanc Kirschgarten Großes Gewächs

-- Falstaff: Duftige komplexe Nase, Röstnoten, salziges Popcorn, reife Orangen, Aprikosen, grüner Apfel, florale Noten. Am Gaumen dicht, saftige Frucht, feingliedrige Säure und fein tarierte Phenolik, salzig bis ins lange Finale, entspannt dennoch mit Druck, Langstreckenläufer.

Mein Winzer

Philipp Kuhn

100 % handgemacht – das ist der Leitspruch von Philipp Kuhn. Die Arbeit von Philipp beruht nur auf Erfahrung und dem richtigen Gefühl. Und beides besitzt er reichlich.

Pinot Blanc Kirschgarten Großes Gewächs 2022