Lobenberg: Ein Muskateller aus Erster Lage, so etwas gibt es eigentlich fast nur in der Pfalz. Diese traditionelle Rebsorte kann geniale Weine ergeben und wenn sie in einer Top-Lage steht, sogar große Weine. Deutschlands wohl legendärster Kellermeister Hans Günther Schwarz hat es unter dem Label Müller-Catoir schon vor Jahrzehnten vorgemacht. Und die Tradition lebt weiter hier… und wie! Uralte Stöcke, über 60 Jahre alte Reben. Ganz geringe Erträge. Muskateller ist eine Königsdisziplin. Die Nase kracht nur so aus dem Glas mit exotisch-würzigen Aromen, Cassisduft ohne Ende, auch weiße Johannisbeere, Weintraube, Muskat, etwas Kreidestaub. Dann Bergamotte und Pfefferminze, kühl, kristallin und ätherisch, super-stylisch. Der Mund kommt dann rasiermesserscharf wie ein Riesling daher, wow, ist das Muskateller?! Nur die intensive Aromatik verrät ihn, die sonstige Anmutung ist athletisch, schlank, extrem präzise und feinziseliert. Auch hier verblüffende Klarheit. Grapefruit, Orangenschale, Bergamotte, warme, reife Zitrusfrucht mit exotischem Touch, etwas Litschi kommt hintenraus. Grandiose Frische, glockenklare Frucht im super saftigen, lebhaft vibrierenden, expressiven Finale mit verspielten, immer wieder hochrollenden, pikanten Aromen, die auf salzige Mineralität und weißen Pfeffer gebettet sind. Das ist großes Kino im Muskateller-Bereich und Müller-Catoir unterstreicht hier seinen seit Jahrzahnten anhaltenden exzellente Reputation für diese Rebsorte. Eine Klasse für sich – einen solchen Weinstil macht keiner so schnell nach. Großartig!
»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!