Markus Molitor: Riesling Scharzhofberger Kabinett Goldene Kapsel 2021

Markus Molitor: Riesling Scharzhofberger Kabinett Goldene Kapsel 2021

Zum Winzer

Riesling 100%
weiß, süß
7,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2055
fruchtbetont
voll & rund
sehr süss
Lobenberg: 97–98/100
Parker: 96+/100
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Scharzhofberger Kabinett Goldene Kapsel 2021

97–98
/100

Lobenberg: Markus Molitor bewirtschaftet seit dem Jahrgang 2021 eine winzige Parzelle in dieser berühmtesten Lage der Saar, nicht ganz ein Drittel Hektar. Legendär durch Egon Müllers Süßweine, doch Molitor ist ja total anders im Stil wie Egon. Das macht die Sache auch so wahnsinnig spannend, dass sie nun nebeneinander arbeiten. Molitors Süßweine sind, wie die Trocknen, immer substanziell, kernig-dicht, haben einen dramatischen Auftritt und eine augenzusammenkneifende Konzentration im Gestein. Egon ist etwas leichter, tänzerischer, schwebender. Bei Molitor sind wir direkt in aller Dramatik in Nase und Mund. Aromatische Bergkräuter, Feuerstein, grüner Speck, Mirabelle und Limettenabrieb. Viel typische Rauchigkeit vom Stein. Lang und rassig zieht sich die Scharzhofberger Salzspur durch den Mund. Faszinierend in der Verbindung von mineralischer Feinheit und Schliff und unglaublich viel Druck für die Kabinettklasse. Eben ein echter Molitor. 97-98/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

96+
/100

Parker über: Riesling Scharzhofberger Kabinett Goldene Kapsel

-- Parker: From a 0.3-hectare plot in the world-famous site and from vines about 30 years old, Molitor's inaugural 2021 Riesling Scharzhofberger Kabinett (Golden Capsule) offers a deep, complex and flinty nose of crushed stones with very elegant and perfectly ripe fruit aromas. It's already remarkably intense on the nose. Lush and round on the palate, this is a dense, tight and complex, highly finessed and persistently saline Scharzhofberger with a very long, pure and complex, beautifully phenolic or grippy finish. It's a great, substantial, seriously structured and almost dry-tasting Kabinett with a very long and mouth-watering finish. This is simply a great Kabinett from a legendary site. 7.5% stated alcohol. Natural cork. Tasted at the domaine in May 2023. 96+/100

Mein Winzer

Markus Molitor

Als der blutjunge Markus Molitor 1984 mit 20 Jahren das Weingut an der Mosel vom Vater übernahm, fing er praktisch bei Null an; ohne jede eigene Anbaufläche. Also harte Maloche auf gepachtetem Rebland.