Lobenberg: Neben Molitors Paradelagen in Zeltingen brilliert vor allem der Hang zwischen dem Erdener Treppchen und dem dieses Jahr extraterrestrischen Ürziger Würzgarten. Das ist Markus Molitors Paradelage, vielleicht neuerdings ein klein wenig im Schatten des Berncasteler Doctor Versteigerungsweins. Aber grundsätzlich ist die Zeltinger Sonnenuhr das Beste, was Markus auf die Flasche bringt. Reiner Schiefer, die Reben sind wurzelecht, 80 bis 90 Jahre alt. Als Ganztraube angequetscht, bis zu einem Tag auf der Maische gelassen, langsam abgepresst und dann im Holzfass spontanvergoren. Wie jedes Jahr Spätlese setzte Maßstäbe. 2019 war für mich eine der besten Spätlesen, die ich hier je verkosten konnte. Und in 2021 sind wir wieder eher bei der Klassik von 2019, vielleicht sogar noch klassischer in der Feinheit und Schlankheit. Zarte Zitronennoten, Zitronenmelisse, duftiger weißer Pfirsich, kräuterige Noten wie Fenchel und Akazienblüten. In der Nase ein feiner Schieferabdruck, fein verwoben, blumig, spielerisch. Schiefer mit etwas mürber Quitte und darunter gelbe Blüten. Explosiver Mund, sehr mineralisch, straight, deutlich auf dem Salz laufend, weniger weich und gelbfruchtig als in den Vorjahren. Hat schon Druck und Länge, aber mehr über die Feinheit kommend, niedriger Alkohol, geschliffen und saftig. Grüne Aprikose mit schlanker Quitte und Limettensaft. Schiefer und Salz im Nachhall, aber mit einer schönen cremigen Fülle, reich, ohne fett zu sein, sondern verspielt. Dennoch ziemlich viel Grip und eine gute Frische. Geniale Textur mit viel Schub und salziger Frische im Kern. Man kneift die Augen zusammen 95-96+/100