Luciano Sandrone: Nebbiolo d'Alba Valmaggiore 2022

Luciano Sandrone: Nebbiolo d'Alba Valmaggiore 2022

Nebbiolo 100%
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2040
strukturiert
seidig & aromatisch
Lobenberg: 95/100
Falstaff: 94/100
Italien, Piemont
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Nebbiolo d'Alba Valmaggiore 2022

95
/100

Lobenberg: Dieser Nebbiolo ist auf der anderen Flussseite in Roero, in der Nähe der Hauptstadt Canale, gewachsen. Valmaggiore und Ochhetti sind die berühmtesten Lagen. Die Weinbergsbearbeitung geschieht mit der gleichen extremen Aufmerksamkeit wie bei den Baroli von Sandrone. Auch hier mehrfache grüne Lese und winzige Erträge unter 30 hl/ha. Der Weinberg ist deutlich neuer bepflanzt als die Barolo-Lagen, so dass es hier zwischen neun- und zehntausend Weinstöcke pro Hektar gibt. Diese Dichtpflanzung zur Reduzierung des Ertrages jedes einzelnen Weinstocks ist »state of the art«. Die Böden in Roero sind sandig, im Gegensatz zu den lehmigen Kalksteinböden der Langhe für Barolo und Barbaresco. Auch dieser Wein wird zehn Tage mazeriert, danach aber in Stahl vergoren. Vierzehn Monate Ausbau ausschließlich im gebrauchten 500l Fass, im sogenannten Tonneau, somit also ein sanfterer Holzeinfluss als für die Barolo des Weinguts. Valmaggiore ist eine extrem steile Amphitheater-Lage, sie sieht wirklich fast aus wie ein Mosel-Weinberg! Die Nase ist grandios und beeindruckend. Das ist ein Nebbiolo, der in einer höheren Liga spielt. Weißer Trüffel schwebt zusammen mit einer feinen kalkhaltigen Erdigkeit über den roten Kirschen. Wow! Das ist definitiv kein simpler Nebbiolo der frühe Zugänglichkeit und Frucht im Vordergrund hat, sondern ein Wein der das Lied von seinem Terroir singt, und zwar in höchsten Tönen. Extrem feine Aromen eines duftigen Herbstwaldes, auch würzig duftendes Leder kommt dazu. Im Mund eher rote Sauerkirsche, Cranberry und auch ein Hauch Erdbeeren. Das ist präzise Frucht mit feinen, polierten Tanninen verwoben. Dieser Valmaggiore ist elegant und finessenreich strukturiert, das macht richtig viel Freude. 95/100

Jahrgangsbericht

2022 war in ganz Europa ein von Hitze und Trockenheit geprägter Jahrgang. Im Piemont fiel bereits im Winter 2021 kaum Schnee, und es regnete lediglich im Mai und dann wieder im August in sehr kleinen Mengen, was ein wenig zur Erleichterung der Reben beitrug. Vom Austrieb bis zur Lese verlief die Wachstumsperiode ungefähr zwei bis drei Wochen früher als im Durchschnitt. Dieses Jahr war also von extremem Wetter gezeichnet, aber glücklicherweise war es sehr regelmäßig und konstant heiß und trocken – vom Austrieb bis zur Weinlese während des »Indian Summer« – und es gab keine Hitzespitzen. Da die Trockenheit nicht plötzlich eintrat, bildeten die Reben dementsprechend kleinere Blätter und weniger Trauben aus. Vielleicht kamen sie deshalb so erstaunlich gut mit diesen erschwerten Bedingungen klar, weil sie sich seit dem Frühling langsam an diese Situation »gewöhnen« konnten.2022 kann unmöglich generalisiert werden, und jeder Wein verdient es, einzeln betrachtet zu werden. Die etwas kühleren Höhenlagen im Piemont sind häufig auch von durchlässigeren Böden geprägt und dieses Jahr aufgrund der Trockenheit deshalb nicht automatisch besser. So sind 2022 ton- und lehmhaltige Böden mit besserem Wasserhaltevermögen deutlich vorteilhafter als sandigere. Die sonst »besten« Cru-Lagen zeichnen sich durch ihre besonders »perfekte« Ausrichtung zur Sonne und somit noch wärmeren Temperaturen aus. Auch das Alter der Reben und die Herangehensweise jedes Weinguts in den Weinbergen konnte einen entscheidenden Unterschied machen. Wurde durch sanftes Entblättern der Sonnenschutz gewährleistet und die Böden nicht unnötig durch Pflügen geöffnet, was zum stärkeren Verdunsten von Wasser führt, hatten es die Reben bedeutend leichter. Aufgrund der Trockenheit bestand kein Krankheitsdruck, es gab weder Pilzkrankheiten noch Fäulnis, was die Arbeit während der Wachstumsperiode auch erleichterte. In Summe brachten die berühmtesten Lagen 2022 nicht automatisch die besten Weine hervor, wohl aber die kühleren und lehmigeren Böden mit gutem Wasserspeicher der »alten« Terroirs aus Castiglione, Serralunga und Monforte d’Alba, teilweise auch Verduno. 2022 ist laut Aussage von Luca Currado-Vietti vom qualitativen Potenzial her riesig, im Ergebnis aber wegen zweier fehlender Regenschauer im August und September und zwei Grad zu hoher Spitzentemperatur haarscharf unterhalb eines Jahrhundertjahrgangs hängen geblieben. Die Winzer, die viel Zeit in die Weinberge investierten und zudem bereits vor oder bei der Lese gnadenlos aussortiert haben, brachten die beeindruckendsten Weine hervor. Was nicht perfekt oder gar vertrocknet war, gelangte gar nicht erst in den Gärtank. Im Durchschnitt bedeutet das 15 bis 40 Prozent kleine Erträge gesunder und konzentrierter Trauben. Im Keller musste aufgrund des höheren Verhältnisses von Traubenschalen zum Saft sanft extrahiert werden; der Ausbau erfolgte oft ein paar Monate kürzer als sonst und somit etwas reduktiver, um die Frische der Weine zu bewahren.Der Jahrgang 2022 hat einen wunderbaren »Überraschungseffekt«, denn wer überreife Weine erwartet hat, wird das Gegenteil im Glas finden! Die Trockenheit bremste. Aber seit im Jahrgang 2003 ebenfalls Hitze auf Trockenheit traf, haben die Winzer viel dazu gelernt. Was bereits bei den Bordeaux Primeur Proben des Jahrgangs 2022 deutlich wurde, stimmt auch im Piemont: In der Spitze kann 2022 enorm was! Die Weine sind so konzentriert wie 2017, aber mit deutlich mehr Frische ausgestattet. Aromatisch sind sie herrlich intensiv und bereit, eine unwiderstehliche Performance abzuliefern. Die Struktur der Tannine hängt dabei von den oben genannten Faktoren ab. Es gibt strukturiertere Weine, die aber durch ihre Fruchtbalance dennoch meist durchaus harmonisch sind. Ich versichere, dass mit Offenheit ausgestattete Nebbiolo-Liebhaber dieses Jahr mit der ein oder anderen Neuentdeckung belohnt werden, denn 2022 gibt es durchaus viele hervorragende und gar überragende Weine im Piemont, auch wenn 2021 sicher über alle Regionen gesehen harmonischer und gleichmäßiger in seiner Weltklasse rüberkam.

94
/100

Falstaff über: Nebbiolo d'Alba Valmaggiore

-- Falstaff: Leuchtendes, glänzendes Rubinrot mit dezent aufhellendem Rand. Dezente Nase, ein Potpourri aus Wassermelone, Orangen und Hagebutten, im Nachhall helle Würze. Am Gaumen mit geschliffenem Fruchtkern und toller Saftigkeit, kommt in mehreren Wellen, herzhaft, strahlend, trinkt sich sehr gut.

Jeb Dunnuck über: Nebbiolo d'Alba Valmaggiore

-- Jeb Dunnuck: A vivid but transparent red color, the 2022 Nebbiolo D'Alba Valmaggiore is bright with aromas of candied cranberries, cinnamon, dusty earth, and fresh roses. Coming from a single vineyard in Roero, the wine is medium-bodied and ripe but retains great freshness and vibrancy, with terrific structure and a long, rather notable finish. An impressive entry to the Nebbiolo range, it offers a lot of fresh purity and is surprisingly light on its feet for the vintage. Drink 2024-2034.

Mein Winzer

Luciano Sandrone

Luciano Sandrone war wohl einer der dynamischsten Erneuerer und Vorreiter in der Barolo Region. Er erreichte das schier Unglaubliche, nämlich sein Weingut aus dem Nichts aufzubauen und es in wenigen Jahren zu einem der besten und bedeutendsten der Region zu machen. Gemeinsam mit seiner Ehefrau...

Nebbiolo d'Alba Valmaggiore 2022